Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Und der Moment, wo eine Rechte schwimmt Ob theurem Haupte mit bewegtem Segen, Wo sie das Herz vom eignen Herzen nimmt, Um weinend an das fremde es zu legen, Hast du ihn je erlebt? und standest dann, Die Arme still und freundlich umgeschlagen, Selig berechnend, welche Früchte kann, Wie liebliche das neue Bündniß tragen: Dann bist du glücklich, bist geliebt und reich, Ein Dach, an dem sich alle Blitze spalten; Dann mag dein Lorbeer welken, mögen bleich Krankheit und Alter dir die Stirne falten: Dann bist der Mittelpunkt du deiner Welt, Der Kreis, aus dem dir freud'ge Strahlen quillen, Und was so frisch der Bäche Ufer schwellt, Wie sollte seinen Born es nicht erfüllen? Und der Moment, wo eine Rechte ſchwimmt Ob theurem Haupte mit bewegtem Segen, Wo ſie das Herz vom eignen Herzen nimmt, Um weinend an das fremde es zu legen, Haſt du ihn je erlebt? und ſtandeſt dann, Die Arme ſtill und freundlich umgeſchlagen, Selig berechnend, welche Früchte kann, Wie liebliche das neue Bündniß tragen: Dann biſt du glücklich, biſt geliebt und reich, Ein Dach, an dem ſich alle Blitze ſpalten; Dann mag dein Lorbeer welken, mögen bleich Krankheit und Alter dir die Stirne falten: Dann biſt der Mittelpunkt du deiner Welt, Der Kreis, aus dem dir freud’ge Strahlen quillen, Und was ſo friſch der Bäche Ufer ſchwellt, Wie ſollte ſeinen Born es nicht erfüllen? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0030" n="14"/> <lg n="5"> <l>Und der Moment, wo eine Rechte ſchwimmt</l><lb/> <l>Ob theurem Haupte mit bewegtem Segen,</l><lb/> <l>Wo ſie das Herz vom eignen Herzen nimmt,</l><lb/> <l>Um weinend an das fremde es zu legen,</l><lb/> <l>Haſt du ihn je erlebt? und ſtandeſt dann,</l><lb/> <l>Die Arme ſtill und freundlich umgeſchlagen,</l><lb/> <l>Selig berechnend, welche Früchte kann,</l><lb/> <l>Wie liebliche das neue Bündniß tragen:</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Dann biſt du glücklich, biſt geliebt und reich,</l><lb/> <l>Ein Dach, an dem ſich alle Blitze ſpalten;</l><lb/> <l>Dann mag dein Lorbeer welken, mögen bleich</l><lb/> <l>Krankheit und Alter dir die Stirne falten:</l><lb/> <l>Dann biſt der Mittelpunkt du deiner Welt,</l><lb/> <l>Der Kreis, aus dem dir freud’ge Strahlen quillen,</l><lb/> <l>Und was ſo friſch der Bäche Ufer ſchwellt,</l><lb/> <l>Wie ſollte ſeinen Born es nicht erfüllen?</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [14/0030]
Und der Moment, wo eine Rechte ſchwimmt
Ob theurem Haupte mit bewegtem Segen,
Wo ſie das Herz vom eignen Herzen nimmt,
Um weinend an das fremde es zu legen,
Haſt du ihn je erlebt? und ſtandeſt dann,
Die Arme ſtill und freundlich umgeſchlagen,
Selig berechnend, welche Früchte kann,
Wie liebliche das neue Bündniß tragen:
Dann biſt du glücklich, biſt geliebt und reich,
Ein Dach, an dem ſich alle Blitze ſpalten;
Dann mag dein Lorbeer welken, mögen bleich
Krankheit und Alter dir die Stirne falten:
Dann biſt der Mittelpunkt du deiner Welt,
Der Kreis, aus dem dir freud’ge Strahlen quillen,
Und was ſo friſch der Bäche Ufer ſchwellt,
Wie ſollte ſeinen Born es nicht erfüllen?
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