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Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.

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leeren Strohes zu sehen. Ferner: ein prächtiger
Schimmel, arabischer Race, und überaus feurig,
war, zu einem übermäßigen Sprunge gespornt, ge-
stürzt und hatte sich die Zunge dicht an der Wurzel
durchgebissen. -- Da das Schlagen des wüthenden
Thieres es in den ersten Tagen unmöglich machte,
der Wunde beizukommen, war der Brand hinzu-
getreten, und ein sehr geschickter Arzt erklärte das
schöne Pferd für rettungslos verloren. -- Jetzt
ward zur "Waffensalbe" geschritten, keinem Arznei-
mittel, wie man wahrscheinlich glauben wird, son-
dern einem geheimnißvollen, mir unbekannt geblie-
benen, Gebrauch, zu dessen Behuf dem mehrere
Stunden entfernten Besprecher nur ein von dem
Blut des Thieres beflecktes Tuch gesandt wurde. --
Man kann sich denken, welches Vertrauen ich in
dieses Mittel setzte! Am nächsten Tage wurde das
Thier jedoch so ruhig, daß ich dieses als ein Zeichen
seiner nahenden Auflösung ansah; -- am folgenden
Morgen richtete es sich auf, zerbiß und verschluckte,
obwohl etwas mühsam, einige Brodscheiben ohne
Rinde, -- am dritten Morgen sahen wir zu unserm
Erstaunen, daß es sich über das in der Raufe be-
findliche Futter hergemacht, und einen Theil des-
selben bereits verzehrt hatte, während nur ein be-
hutsames Auswählen der weicheren Halme und ein
leises Zucken um Lippen und Nüstern die Empfind-

leeren Strohes zu ſehen. Ferner: ein prächtiger
Schimmel, arabiſcher Race, und überaus feurig,
war, zu einem übermäßigen Sprunge geſpornt, ge-
ſtürzt und hatte ſich die Zunge dicht an der Wurzel
durchgebiſſen. — Da das Schlagen des wüthenden
Thieres es in den erſten Tagen unmöglich machte,
der Wunde beizukommen, war der Brand hinzu-
getreten, und ein ſehr geſchickter Arzt erklärte das
ſchöne Pferd für rettungslos verloren. — Jetzt
ward zur „Waffenſalbe“ geſchritten, keinem Arznei-
mittel, wie man wahrſcheinlich glauben wird, ſon-
dern einem geheimnißvollen, mir unbekannt geblie-
benen, Gebrauch, zu deſſen Behuf dem mehrere
Stunden entfernten Beſprecher nur ein von dem
Blut des Thieres beflecktes Tuch geſandt wurde. —
Man kann ſich denken, welches Vertrauen ich in
dieſes Mittel ſetzte! Am nächſten Tage wurde das
Thier jedoch ſo ruhig, daß ich dieſes als ein Zeichen
ſeiner nahenden Auflöſung anſah; — am folgenden
Morgen richtete es ſich auf, zerbiß und verſchluckte,
obwohl etwas mühſam, einige Brodſcheiben ohne
Rinde, — am dritten Morgen ſahen wir zu unſerm
Erſtaunen, daß es ſich über das in der Raufe be-
findliche Futter hergemacht, und einen Theil des-
ſelben bereits verzehrt hatte, während nur ein be-
hutſames Auswählen der weicheren Halme und ein
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[263/0279] leeren Strohes zu ſehen. Ferner: ein prächtiger Schimmel, arabiſcher Race, und überaus feurig, war, zu einem übermäßigen Sprunge geſpornt, ge- ſtürzt und hatte ſich die Zunge dicht an der Wurzel durchgebiſſen. — Da das Schlagen des wüthenden Thieres es in den erſten Tagen unmöglich machte, der Wunde beizukommen, war der Brand hinzu- getreten, und ein ſehr geſchickter Arzt erklärte das ſchöne Pferd für rettungslos verloren. — Jetzt ward zur „Waffenſalbe“ geſchritten, keinem Arznei- mittel, wie man wahrſcheinlich glauben wird, ſon- dern einem geheimnißvollen, mir unbekannt geblie- benen, Gebrauch, zu deſſen Behuf dem mehrere Stunden entfernten Beſprecher nur ein von dem Blut des Thieres beflecktes Tuch geſandt wurde. — Man kann ſich denken, welches Vertrauen ich in dieſes Mittel ſetzte! Am nächſten Tage wurde das Thier jedoch ſo ruhig, daß ich dieſes als ein Zeichen ſeiner nahenden Auflöſung anſah; — am folgenden Morgen richtete es ſich auf, zerbiß und verſchluckte, obwohl etwas mühſam, einige Brodſcheiben ohne Rinde, — am dritten Morgen ſahen wir zu unſerm Erſtaunen, daß es ſich über das in der Raufe be- findliche Futter hergemacht, und einen Theil des- ſelben bereits verzehrt hatte, während nur ein be- hutſames Auswählen der weicheren Halme und ein leiſes Zucken um Lippen und Nüſtern die Empfind-

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/279>, abgerufen am 25.11.2024.