förmigen, üppig belaubten Bergrücken geschmückt, in die sich nach und nach kühnere Formen und Klippenwände drängen, bis die Weserlandschaft, wie eine Schönheit, die ihren Scheitelpunkt erreicht hat, allmählich wieder einsinkt und gleichsam abwelkt, während von der Ruhr aus immer kühnere Gebirgs- formen in das Herz des Sauerlandes dringen, und sich durch die höchste romantische Wildheit bis zur Oede steigern. Daß die vielbesprochene Porta West- phalica nur einen geringen Beitrag zu jener Bilder- reihe steuert, und nur den letzten zweifelhaften beau jour der bereits verblichenen Weserschönheit aus- macht, ist schon öfters gesagt worden; desto reizender ist der Strombord in seinem Knospen, Erblühen und Reifen, das Corveyer Ländchen und die an- schließenden Striche entlang bis zur kurhessischen Grenze: so sanfte Berghänge und verschwimmende Gründe, wo Wasser und Land sich zu haschen und einander mit ihrer Frische anzuhauchen scheinen; so angenehme Kornfluren im Wechsel mit Wiese und Wald; so kokette Windungen des Stroms, daß wir in einem Garten zu wandeln glauben. -- Immer mannichfaltiger wird die Landschaft, immer reicher schattirt von Laub- und Nadelholz, scharfen und wellenschlagenden Linien. -- Hinter dem alten Schlosse Wehern und der Türkenruine hebt der Wildberg aus luftigen Hügeln, die ihn wie vom
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förmigen, üppig belaubten Bergrücken geſchmückt, in die ſich nach und nach kühnere Formen und Klippenwände drängen, bis die Weſerlandſchaft, wie eine Schönheit, die ihren Scheitelpunkt erreicht hat, allmählich wieder einſinkt und gleichſam abwelkt, während von der Ruhr aus immer kühnere Gebirgs- formen in das Herz des Sauerlandes dringen, und ſich durch die höchſte romantiſche Wildheit bis zur Oede ſteigern. Daß die vielbeſprochene Porta Weſt- phalica nur einen geringen Beitrag zu jener Bilder- reihe ſteuert, und nur den letzten zweifelhaften beau jour der bereits verblichenen Weſerſchönheit aus- macht, iſt ſchon öfters geſagt worden; deſto reizender iſt der Strombord in ſeinem Knospen, Erblühen und Reifen, das Corveyer Ländchen und die an- ſchließenden Striche entlang bis zur kurheſſiſchen Grenze: ſo ſanfte Berghänge und verſchwimmende Gründe, wo Waſſer und Land ſich zu haſchen und einander mit ihrer Friſche anzuhauchen ſcheinen; ſo angenehme Kornfluren im Wechſel mit Wieſe und Wald; ſo kokette Windungen des Stroms, daß wir in einem Garten zu wandeln glauben. — Immer mannichfaltiger wird die Landſchaft, immer reicher ſchattirt von Laub- und Nadelholz, ſcharfen und wellenſchlagenden Linien. — Hinter dem alten Schloſſe Wehern und der Türkenruine hebt der Wildberg aus luftigen Hügeln, die ihn wie vom
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förmigen, üppig belaubten Bergrücken geſchmückt,
in die ſich nach und nach kühnere Formen und
Klippenwände drängen, bis die Weſerlandſchaft, wie
eine Schönheit, die ihren Scheitelpunkt erreicht hat,
allmählich wieder einſinkt und gleichſam abwelkt,
während von der Ruhr aus immer kühnere Gebirgs-
formen in das Herz des Sauerlandes dringen, und
ſich durch die höchſte romantiſche Wildheit bis zur
Oede ſteigern. Daß die vielbeſprochene Porta Weſt-
phalica nur einen geringen Beitrag zu jener Bilder-
reihe ſteuert, und nur den letzten zweifelhaften beau
jour der bereits verblichenen Weſerſchönheit aus-
macht, iſt ſchon öfters geſagt worden; deſto reizender
iſt der Strombord in ſeinem Knospen, Erblühen
und Reifen, das Corveyer Ländchen und die an-
ſchließenden Striche entlang bis zur kurheſſiſchen
Grenze: ſo ſanfte Berghänge und verſchwimmende
Gründe, wo Waſſer und Land ſich zu haſchen und
einander mit ihrer Friſche anzuhauchen ſcheinen; ſo
angenehme Kornfluren im Wechſel mit Wieſe und
Wald; ſo kokette Windungen des Stroms, daß
wir in einem Garten zu wandeln glauben. —
Immer mannichfaltiger wird die Landſchaft, immer
reicher ſchattirt von Laub- und Nadelholz, ſcharfen
und wellenſchlagenden Linien. — Hinter dem alten
Schloſſe Wehern und der Türkenruine hebt der
Wildberg aus luftigen Hügeln, die ihn wie vom
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schü… [mehr]
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schücking aus dem Nachlass Annette von Droste-Hülshoffs herausgegeben, enthalten mehrere Texte, die zum Teil zu Lebzeiten der Autorin bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Beispielsweise erschien Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" zuerst 1842 im "Morgenblatt für gebildete Leser"; die "Westfälischen Schilderungen" erschienen 1845 in den "Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland". Einzelne Gedichte sind in Journalen und Jahrbüchern erschienen, andere wurden aus dem Nachlass erstmals in der hier digitalisierten Edition von Levin Schücking veröffentlicht (z.B. die Gedichte "Der Nachtwanderer", "Doppeltgänger" und "Halt fest!"). In den meisten Fällen handelt es sich somit nicht um Erstveröffentlichungen der Texte, wohl aber um die erste Publikation in Buchform, weshalb die Nachlassedition für das DTA herangezogen wurde.
Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/257>, abgerufen am 24.11.2024.
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