wenig darauf. Die Abwesenheit des Gutsherrn hatte den Gerichtschreiber genöthigt, auf eigene Hand die Sache einzuleiten. Er saß am Tische; die Stube war gedrängt voll von Bauern, theils neu- gierigen, theils solchen, von denen man in Er- mangelung eigentlicher Zeugen einigen Aufschluß zu erhalten hoffte. Hirten, die in derselben Nacht ge- hütet, Knechte, die den Acker in der Nähe bestellt, Alle standen stramm und fest, die Hände in den Taschen, gleichsam als stillschweigende Erklärung, daß sie nicht einzuschreiten gesonnen seien.
Acht Forstbeamten wurden vernommen. Ihre Aussagen waren völlig gleichlautend: Brandes habe sie am zehnten Abends zur Runde bestellt, da ihm von einem Vorhaben der Blaukittel müsse Kunde zugekommen sein; doch habe er sich nur unbestimmt darüber geäußert. Um zwei Uhr in der Nacht seien sie ausgezogen und auf manche Spuren der Zer- störung gestoßen, die den Oberförster sehr übel ge- stimmt; sonst sei Alles still gewesen. Gegen vier Uhr habe Brandes gesagt: "wir sind angeführt, laßt uns heimgehen." -- Als sie nun um den Bremerberg gewendet und zugleich der Wind um- geschlagen, habe man deutlich im Masterholz fällen gehört und aus der schnellen Folge der Schläge geschlossen, daß die Blaukittel am Werk seien. Man habe nun eine Weile berathschlagt, ob es thunlich
wenig darauf. Die Abweſenheit des Gutsherrn hatte den Gerichtſchreiber genöthigt, auf eigene Hand die Sache einzuleiten. Er ſaß am Tiſche; die Stube war gedrängt voll von Bauern, theils neu- gierigen, theils ſolchen, von denen man in Er- mangelung eigentlicher Zeugen einigen Aufſchluß zu erhalten hoffte. Hirten, die in derſelben Nacht ge- hütet, Knechte, die den Acker in der Nähe beſtellt, Alle ſtanden ſtramm und feſt, die Hände in den Taſchen, gleichſam als ſtillſchweigende Erklärung, daß ſie nicht einzuſchreiten geſonnen ſeien.
Acht Forſtbeamten wurden vernommen. Ihre Ausſagen waren völlig gleichlautend: Brandes habe ſie am zehnten Abends zur Runde beſtellt, da ihm von einem Vorhaben der Blaukittel müſſe Kunde zugekommen ſein; doch habe er ſich nur unbeſtimmt darüber geäußert. Um zwei Uhr in der Nacht ſeien ſie ausgezogen und auf manche Spuren der Zer- ſtörung geſtoßen, die den Oberförſter ſehr übel ge- ſtimmt; ſonſt ſei Alles ſtill geweſen. Gegen vier Uhr habe Brandes geſagt: „wir ſind angeführt, laßt uns heimgehen.“ — Als ſie nun um den Bremerberg gewendet und zugleich der Wind um- geſchlagen, habe man deutlich im Maſterholz fällen gehört und aus der ſchnellen Folge der Schläge geſchloſſen, daß die Blaukittel am Werk ſeien. Man habe nun eine Weile berathſchlagt, ob es thunlich
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wenig darauf. Die Abweſenheit des Gutsherrn
hatte den Gerichtſchreiber genöthigt, auf eigene Hand
die Sache einzuleiten. Er ſaß am Tiſche; die
Stube war gedrängt voll von Bauern, theils neu-
gierigen, theils ſolchen, von denen man in Er-
mangelung eigentlicher Zeugen einigen Aufſchluß zu
erhalten hoffte. Hirten, die in derſelben Nacht ge-
hütet, Knechte, die den Acker in der Nähe beſtellt,
Alle ſtanden ſtramm und feſt, die Hände in den
Taſchen, gleichſam als ſtillſchweigende Erklärung,
daß ſie nicht einzuſchreiten geſonnen ſeien.
Acht Forſtbeamten wurden vernommen. Ihre
Ausſagen waren völlig gleichlautend: Brandes habe
ſie am zehnten Abends zur Runde beſtellt, da ihm
von einem Vorhaben der Blaukittel müſſe Kunde
zugekommen ſein; doch habe er ſich nur unbeſtimmt
darüber geäußert. Um zwei Uhr in der Nacht ſeien
ſie ausgezogen und auf manche Spuren der Zer-
ſtörung geſtoßen, die den Oberförſter ſehr übel ge-
ſtimmt; ſonſt ſei Alles ſtill geweſen. Gegen vier
Uhr habe Brandes geſagt: „wir ſind angeführt,
laßt uns heimgehen.“ — Als ſie nun um den
Bremerberg gewendet und zugleich der Wind um-
geſchlagen, habe man deutlich im Maſterholz fällen
gehört und aus der ſchnellen Folge der Schläge
geſchloſſen, daß die Blaukittel am Werk ſeien. Man
habe nun eine Weile berathſchlagt, ob es thunlich
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schü… [mehr]
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schücking aus dem Nachlass Annette von Droste-Hülshoffs herausgegeben, enthalten mehrere Texte, die zum Teil zu Lebzeiten der Autorin bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Beispielsweise erschien Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" zuerst 1842 im "Morgenblatt für gebildete Leser"; die "Westfälischen Schilderungen" erschienen 1845 in den "Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland". Einzelne Gedichte sind in Journalen und Jahrbüchern erschienen, andere wurden aus dem Nachlass erstmals in der hier digitalisierten Edition von Levin Schücking veröffentlicht (z.B. die Gedichte "Der Nachtwanderer", "Doppeltgänger" und "Halt fest!"). In den meisten Fällen handelt es sich somit nicht um Erstveröffentlichungen der Texte, wohl aber um die erste Publikation in Buchform, weshalb die Nachlassedition für das DTA herangezogen wurde.
Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/202>, abgerufen am 27.11.2024.
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