Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.Flintenstein schärfte. Friedrich horchte. -- "Nein!" Um Mittag saß Frau Margreth am Heerd "Mutter!" rief Friedrich aus der Kammer. -- "Mutter!" rief Friedrich. Margreth ging zu Flintenſtein ſchärfte. Friedrich horchte. — „Nein!“ Um Mittag ſaß Frau Margreth am Heerd „Mutter!“ rief Friedrich aus der Kammer. — „Mutter!“ rief Friedrich. Margreth ging zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="181"/> Flintenſtein ſchärfte. Friedrich horchte. — „Nein!“<lb/> ſagte er dann mit entſchloſſenem Tone, raffte ſeine<lb/> Siebenſachen zuſammen und trieb das Vieh eil-<lb/> fertig die Schlucht entlang.</p><lb/> <p>Um Mittag ſaß Frau Margreth am Heerd<lb/> und kochte Thee. — Friedrich war krank heimge-<lb/> kommen, er klagte über heftige Kopfſchmerzen und<lb/> hatte auf ihre beſorgte Nachfrage erzählt, wie er<lb/> ſich ſchwer geärgert über den Förſter, kurz den<lb/> ganzen eben beſchriebenen Vorgang, mit Ausnahme<lb/> einiger Kleinigkeiten, die er beſſer fand, für ſich zu<lb/> behalten. Margreth ſah ſchweigend und trübe in<lb/> das ſiedende Waſſer. Sie war es wohl gewohnt,<lb/> ihren Sohn mitunter klagen zu hören, aber heute<lb/> kam er ihr ſo angegriffen vor, wie faſt nie. Sollte<lb/> wohl eine Krankheit im Anzuge ſein? ſie ſeufzte<lb/> tief und ließ einen eben ergriffenen Holzblock fallen.</p><lb/> <p>„Mutter!“ rief Friedrich aus der Kammer. —<lb/> „Was willſt du?“ — „War das ein Schuß?“ —<lb/> „Ach nein, ich weiß nicht, was du meinſt.“ —<lb/> „Es pocht mir wohl nur ſo im Kopfe,“ verſetzte<lb/> er. Die Nachbarin trat herein und erzählte mit<lb/> leiſem Flüſtern irgend eine unbedeutende Klatſcherei,<lb/> die Margreth ohne Theilnahme anhörte. Dann<lb/> ging ſie. —</p><lb/> <p>„Mutter!“ rief Friedrich. Margreth ging zu<lb/> ihm hinein. „Was erzählte die Hülsmeyer?“ —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [181/0197]
Flintenſtein ſchärfte. Friedrich horchte. — „Nein!“
ſagte er dann mit entſchloſſenem Tone, raffte ſeine
Siebenſachen zuſammen und trieb das Vieh eil-
fertig die Schlucht entlang.
Um Mittag ſaß Frau Margreth am Heerd
und kochte Thee. — Friedrich war krank heimge-
kommen, er klagte über heftige Kopfſchmerzen und
hatte auf ihre beſorgte Nachfrage erzählt, wie er
ſich ſchwer geärgert über den Förſter, kurz den
ganzen eben beſchriebenen Vorgang, mit Ausnahme
einiger Kleinigkeiten, die er beſſer fand, für ſich zu
behalten. Margreth ſah ſchweigend und trübe in
das ſiedende Waſſer. Sie war es wohl gewohnt,
ihren Sohn mitunter klagen zu hören, aber heute
kam er ihr ſo angegriffen vor, wie faſt nie. Sollte
wohl eine Krankheit im Anzuge ſein? ſie ſeufzte
tief und ließ einen eben ergriffenen Holzblock fallen.
„Mutter!“ rief Friedrich aus der Kammer. —
„Was willſt du?“ — „War das ein Schuß?“ —
„Ach nein, ich weiß nicht, was du meinſt.“ —
„Es pocht mir wohl nur ſo im Kopfe,“ verſetzte
er. Die Nachbarin trat herein und erzählte mit
leiſem Flüſtern irgend eine unbedeutende Klatſcherei,
die Margreth ohne Theilnahme anhörte. Dann
ging ſie. —
„Mutter!“ rief Friedrich. Margreth ging zu
ihm hinein. „Was erzählte die Hülsmeyer?“ —
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