Flintenstein schärfte. Friedrich horchte. -- "Nein!" sagte er dann mit entschlossenem Tone, raffte seine Siebensachen zusammen und trieb das Vieh eil- fertig die Schlucht entlang.
Um Mittag saß Frau Margreth am Heerd und kochte Thee. -- Friedrich war krank heimge- kommen, er klagte über heftige Kopfschmerzen und hatte auf ihre besorgte Nachfrage erzählt, wie er sich schwer geärgert über den Förster, kurz den ganzen eben beschriebenen Vorgang, mit Ausnahme einiger Kleinigkeiten, die er besser fand, für sich zu behalten. Margreth sah schweigend und trübe in das siedende Wasser. Sie war es wohl gewohnt, ihren Sohn mitunter klagen zu hören, aber heute kam er ihr so angegriffen vor, wie fast nie. Sollte wohl eine Krankheit im Anzuge sein? sie seufzte tief und ließ einen eben ergriffenen Holzblock fallen.
"Mutter!" rief Friedrich aus der Kammer. -- "Was willst du?" -- "War das ein Schuß?" -- "Ach nein, ich weiß nicht, was du meinst." -- "Es pocht mir wohl nur so im Kopfe," versetzte er. Die Nachbarin trat herein und erzählte mit leisem Flüstern irgend eine unbedeutende Klatscherei, die Margreth ohne Theilnahme anhörte. Dann ging sie. --
"Mutter!" rief Friedrich. Margreth ging zu ihm hinein. "Was erzählte die Hülsmeyer?" --
Flintenſtein ſchärfte. Friedrich horchte. — „Nein!“ ſagte er dann mit entſchloſſenem Tone, raffte ſeine Siebenſachen zuſammen und trieb das Vieh eil- fertig die Schlucht entlang.
Um Mittag ſaß Frau Margreth am Heerd und kochte Thee. — Friedrich war krank heimge- kommen, er klagte über heftige Kopfſchmerzen und hatte auf ihre beſorgte Nachfrage erzählt, wie er ſich ſchwer geärgert über den Förſter, kurz den ganzen eben beſchriebenen Vorgang, mit Ausnahme einiger Kleinigkeiten, die er beſſer fand, für ſich zu behalten. Margreth ſah ſchweigend und trübe in das ſiedende Waſſer. Sie war es wohl gewohnt, ihren Sohn mitunter klagen zu hören, aber heute kam er ihr ſo angegriffen vor, wie faſt nie. Sollte wohl eine Krankheit im Anzuge ſein? ſie ſeufzte tief und ließ einen eben ergriffenen Holzblock fallen.
„Mutter!“ rief Friedrich aus der Kammer. — „Was willſt du?“ — „War das ein Schuß?“ — „Ach nein, ich weiß nicht, was du meinſt.“ — „Es pocht mir wohl nur ſo im Kopfe,“ verſetzte er. Die Nachbarin trat herein und erzählte mit leiſem Flüſtern irgend eine unbedeutende Klatſcherei, die Margreth ohne Theilnahme anhörte. Dann ging ſie. —
„Mutter!“ rief Friedrich. Margreth ging zu ihm hinein. „Was erzählte die Hülsmeyer?“ —
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Flintenſtein ſchärfte. Friedrich horchte. — „Nein!“
ſagte er dann mit entſchloſſenem Tone, raffte ſeine
Siebenſachen zuſammen und trieb das Vieh eil-
fertig die Schlucht entlang.
Um Mittag ſaß Frau Margreth am Heerd
und kochte Thee. — Friedrich war krank heimge-
kommen, er klagte über heftige Kopfſchmerzen und
hatte auf ihre beſorgte Nachfrage erzählt, wie er
ſich ſchwer geärgert über den Förſter, kurz den
ganzen eben beſchriebenen Vorgang, mit Ausnahme
einiger Kleinigkeiten, die er beſſer fand, für ſich zu
behalten. Margreth ſah ſchweigend und trübe in
das ſiedende Waſſer. Sie war es wohl gewohnt,
ihren Sohn mitunter klagen zu hören, aber heute
kam er ihr ſo angegriffen vor, wie faſt nie. Sollte
wohl eine Krankheit im Anzuge ſein? ſie ſeufzte
tief und ließ einen eben ergriffenen Holzblock fallen.
„Mutter!“ rief Friedrich aus der Kammer. —
„Was willſt du?“ — „War das ein Schuß?“ —
„Ach nein, ich weiß nicht, was du meinſt.“ —
„Es pocht mir wohl nur ſo im Kopfe,“ verſetzte
er. Die Nachbarin trat herein und erzählte mit
leiſem Flüſtern irgend eine unbedeutende Klatſcherei,
die Margreth ohne Theilnahme anhörte. Dann
ging ſie. —
„Mutter!“ rief Friedrich. Margreth ging zu
ihm hinein. „Was erzählte die Hülsmeyer?“ —
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schü… [mehr]
Die "Letzten Gaben" (1860), postum von Levin Schücking aus dem Nachlass Annette von Droste-Hülshoffs herausgegeben, enthalten mehrere Texte, die zum Teil zu Lebzeiten der Autorin bereits andernorts veröffentlicht worden waren. Beispielsweise erschien Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" zuerst 1842 im "Morgenblatt für gebildete Leser"; die "Westfälischen Schilderungen" erschienen 1845 in den "Historisch-politischen Blättern für das katholische Deutschland". Einzelne Gedichte sind in Journalen und Jahrbüchern erschienen, andere wurden aus dem Nachlass erstmals in der hier digitalisierten Edition von Levin Schücking veröffentlicht (z.B. die Gedichte "Der Nachtwanderer", "Doppeltgänger" und "Halt fest!"). In den meisten Fällen handelt es sich somit nicht um Erstveröffentlichungen der Texte, wohl aber um die erste Publikation in Buchform, weshalb die Nachlassedition für das DTA herangezogen wurde.
Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/197>, abgerufen am 16.07.2024.
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