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Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.

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klammerte sich mit kalten Händen an seinen Ohm.
"Sieh," fuhr Simon fort, "hier haben Ohm
Franz und der Hülsmeyer deinen Vater gefunden,
als er in der Betrunkenheit ohne Buße und Oelung
zum Teufel gefahren war." -- "Ohm, Ohm!"
keuchte Friedrich. -- "Was fällt dir ein? Du wirst
dich doch nicht fürchten? Satan von einem Jungen,
du kneipst mir den Arm! laß los, los!" -- Er
suchte den Knaben abzuschütteln. "Dein Vater war
übrigens eine gute Seele; Gott wird's nicht so
genau mit ihm nehmen. Ich hatte ihn so lieb, wie
meinen eigenen Bruder." -- Friedrich ließ den Arm
seines Ohms los; beide legten schweigend den übrigen
Theil des Waldes zurück und das Dorf Brede lag
vor ihnen, mit seinen Lehmhütten und den einzelnen
besseren Wohnungen von Ziegelsteinen, zu denen
auch Simons Haus gehörte.

Am nächsten Abend saß Margreth schon seit
einer Stunde mit ihrem Rocken vor der Thür und
wartete auf ihren Knaben. Es war die erste Nacht,
die sie zugebracht hatte, ohne den Athem ihres Kin-
des neben sich zu hören, und Friedrich kam noch
immer nicht. Sie war ärgerlich und ängstlich und
wußte, daß sie beides ohne Grund war. Die Uhr
im Thurm schlug sieben, das Vieh kehrte heim; er
war noch immer nicht da und sie mußte aufstehen,
um nach den Kühen zu schauen.

klammerte ſich mit kalten Händen an ſeinen Ohm.
„Sieh,“ fuhr Simon fort, „hier haben Ohm
Franz und der Hülsmeyer deinen Vater gefunden,
als er in der Betrunkenheit ohne Buße und Oelung
zum Teufel gefahren war.“ — „Ohm, Ohm!“
keuchte Friedrich. — „Was fällt dir ein? Du wirſt
dich doch nicht fürchten? Satan von einem Jungen,
du kneipſt mir den Arm! laß los, los!“ — Er
ſuchte den Knaben abzuſchütteln. „Dein Vater war
übrigens eine gute Seele; Gott wird’s nicht ſo
genau mit ihm nehmen. Ich hatte ihn ſo lieb, wie
meinen eigenen Bruder.“ — Friedrich ließ den Arm
ſeines Ohms los; beide legten ſchweigend den übrigen
Theil des Waldes zurück und das Dorf Brede lag
vor ihnen, mit ſeinen Lehmhütten und den einzelnen
beſſeren Wohnungen von Ziegelſteinen, zu denen
auch Simons Haus gehörte.

Am nächſten Abend ſaß Margreth ſchon ſeit
einer Stunde mit ihrem Rocken vor der Thür und
wartete auf ihren Knaben. Es war die erſte Nacht,
die ſie zugebracht hatte, ohne den Athem ihres Kin-
des neben ſich zu hören, und Friedrich kam noch
immer nicht. Sie war ärgerlich und ängſtlich und
wußte, daß ſie beides ohne Grund war. Die Uhr
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war noch immer nicht da und ſie mußte aufſtehen,
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[165/0181] klammerte ſich mit kalten Händen an ſeinen Ohm. „Sieh,“ fuhr Simon fort, „hier haben Ohm Franz und der Hülsmeyer deinen Vater gefunden, als er in der Betrunkenheit ohne Buße und Oelung zum Teufel gefahren war.“ — „Ohm, Ohm!“ keuchte Friedrich. — „Was fällt dir ein? Du wirſt dich doch nicht fürchten? Satan von einem Jungen, du kneipſt mir den Arm! laß los, los!“ — Er ſuchte den Knaben abzuſchütteln. „Dein Vater war übrigens eine gute Seele; Gott wird’s nicht ſo genau mit ihm nehmen. Ich hatte ihn ſo lieb, wie meinen eigenen Bruder.“ — Friedrich ließ den Arm ſeines Ohms los; beide legten ſchweigend den übrigen Theil des Waldes zurück und das Dorf Brede lag vor ihnen, mit ſeinen Lehmhütten und den einzelnen beſſeren Wohnungen von Ziegelſteinen, zu denen auch Simons Haus gehörte. Am nächſten Abend ſaß Margreth ſchon ſeit einer Stunde mit ihrem Rocken vor der Thür und wartete auf ihren Knaben. Es war die erſte Nacht, die ſie zugebracht hatte, ohne den Athem ihres Kin- des neben ſich zu hören, und Friedrich kam noch immer nicht. Sie war ärgerlich und ängſtlich und wußte, daß ſie beides ohne Grund war. Die Uhr im Thurm ſchlug ſieben, das Vieh kehrte heim; er war noch immer nicht da und ſie mußte aufſtehen, um nach den Kühen zu ſchauen.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/181>, abgerufen am 27.11.2024.