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Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860.

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Von meinen heißen Thränen überregnet
Um meinen Segen batest du mich da:
"Du hast mich, Mutter, ja noch nie gesegnet,
Segne Constanze, segne mich Mama!"
Dann "Alle sollt ihr in den Himmel kommen,
Ich bin bei euch, wenn ich gestorben bin."
Und wie ein Hauch schwand deine Seele hin,
Zum Heimathland der Reinen und der Frommen.
Ich habe dich gesegnet unter Schmerzen,
Mit einem Kuß auf deine kalte Stirn,
Ich segnete dich mit gebrochnem Herzen,
Mit Todesangst im siedenden Gehirn;
So segne mich denn auch, du reines Leben,
Du klarer Engel in der Himmelsau,
O segne mich mit deiner Liebe Thau,
O gib mir wieder, was ich dir gegeben.
Bei allen Bürden, allen Erdenpflichten,
Hauch an mit deiner Milde und Geduld
Mein irdisch schwaches Herz, und laß sich richten
Mein irrend Auge zu der höchsten Huld;
Hilf pflegen mir in Lust, wie Schmerzensbanden
Das große Bild der ernsten Ewigkeit;
Dann starb mein Kind für diese Spanne Zeit,
Allein ein Schutzgeist ist es mir erstanden.

Von meinen heißen Thränen überregnet
Um meinen Segen bateſt du mich da:
„Du haſt mich, Mutter, ja noch nie geſegnet,
Segne Conſtanze, ſegne mich Mama!“
Dann „Alle ſollt ihr in den Himmel kommen,
Ich bin bei euch, wenn ich geſtorben bin.“
Und wie ein Hauch ſchwand deine Seele hin,
Zum Heimathland der Reinen und der Frommen.
Ich habe dich geſegnet unter Schmerzen,
Mit einem Kuß auf deine kalte Stirn,
Ich ſegnete dich mit gebrochnem Herzen,
Mit Todesangſt im ſiedenden Gehirn;
So ſegne mich denn auch, du reines Leben,
Du klarer Engel in der Himmelsau,
O ſegne mich mit deiner Liebe Thau,
O gib mir wieder, was ich dir gegeben.
Bei allen Bürden, allen Erdenpflichten,
Hauch an mit deiner Milde und Geduld
Mein irdiſch ſchwaches Herz, und laß ſich richten
Mein irrend Auge zu der höchſten Huld;
Hilf pflegen mir in Luſt, wie Schmerzensbanden
Das große Bild der ernſten Ewigkeit;
Dann ſtarb mein Kind für dieſe Spanne Zeit,
Allein ein Schutzgeiſt iſt es mir erſtanden.

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[122/0138] Von meinen heißen Thränen überregnet Um meinen Segen bateſt du mich da: „Du haſt mich, Mutter, ja noch nie geſegnet, Segne Conſtanze, ſegne mich Mama!“ Dann „Alle ſollt ihr in den Himmel kommen, Ich bin bei euch, wenn ich geſtorben bin.“ Und wie ein Hauch ſchwand deine Seele hin, Zum Heimathland der Reinen und der Frommen. Ich habe dich geſegnet unter Schmerzen, Mit einem Kuß auf deine kalte Stirn, Ich ſegnete dich mit gebrochnem Herzen, Mit Todesangſt im ſiedenden Gehirn; So ſegne mich denn auch, du reines Leben, Du klarer Engel in der Himmelsau, O ſegne mich mit deiner Liebe Thau, O gib mir wieder, was ich dir gegeben. Bei allen Bürden, allen Erdenpflichten, Hauch an mit deiner Milde und Geduld Mein irdiſch ſchwaches Herz, und laß ſich richten Mein irrend Auge zu der höchſten Huld; Hilf pflegen mir in Luſt, wie Schmerzensbanden Das große Bild der ernſten Ewigkeit; Dann ſtarb mein Kind für dieſe Spanne Zeit, Allein ein Schutzgeiſt iſt es mir erſtanden.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Letzte Gaben. Nachgelassene Blätter. Hrsg. v. Levin Schücking. Hannover, 1860, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_letzte_1860/138>, abgerufen am 23.11.2024.