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Droste-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 51–128. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Frau Mergel, sagte der Amtsschreiber ernst, ist es gewiß, daß Friedrich um vier zu Hause kam und nicht wieder fortging? -- Sie sah ihn starr an. Fragt jedes Kind auf der Straße. Und fortgehen? Wollte Gott, er könnt' es! -- Hat er Euch nicht von Brandes erzählt? -- In Gottes Namen, ja, daß er ihn im Walde geschimpft und unsere Armuth vorgeworfen hat, der Lump! Doch Gott verzeiht mir, er ist todt! Geht! fuhr sie heftig fort; seid Ihr gekomnmen, um ehrliche Leute zu beschimpfen? Geht! -- Sie wandte sich wieder zu ihrem Sohne; der Schreiber ging. -- Friedrich, wie ist dir? Schrecklich, schrecklich! ohne Beichte und Absolution! --

Mutter, Mutter, um Gotteswillen, laß mich schlafen; ich kann nicht mehr!

In diesem Augenblicke trat Johannes Niemand in die Kammer; dünn und lang wie eine Hopfenstange, aber zerlumpt und scheu, wie wir ihn vor fünf Jahren gesehen. Sein Gesicht war noch bleicher als gewöhnlich. Friedrich, stotterte er, du sollst sogleich zum Ohm kommen; er hat Arbeit für dich; aber sogleich. -- Friedrich drehte sich gegen die Wand. -- Ich komme nicht, sagte er barsch, ich bin krank. -- Du mußt aber kommen, keuchte Johannes; er hat gesagt, ich müßte dich mitbringen. --

Friedrich lachte höhnisch auf: Das will ich doch sehen! -- Laß ihn in Ruhe, er kann nicht, seufzte Margreth, du siehst ja, wie es steht. -- Sie ging auf

Frau Mergel, sagte der Amtsschreiber ernst, ist es gewiß, daß Friedrich um vier zu Hause kam und nicht wieder fortging? — Sie sah ihn starr an. Fragt jedes Kind auf der Straße. Und fortgehen? Wollte Gott, er könnt' es! — Hat er Euch nicht von Brandes erzählt? — In Gottes Namen, ja, daß er ihn im Walde geschimpft und unsere Armuth vorgeworfen hat, der Lump! Doch Gott verzeiht mir, er ist todt! Geht! fuhr sie heftig fort; seid Ihr gekomnmen, um ehrliche Leute zu beschimpfen? Geht! — Sie wandte sich wieder zu ihrem Sohne; der Schreiber ging. — Friedrich, wie ist dir? Schrecklich, schrecklich! ohne Beichte und Absolution! —

Mutter, Mutter, um Gotteswillen, laß mich schlafen; ich kann nicht mehr!

In diesem Augenblicke trat Johannes Niemand in die Kammer; dünn und lang wie eine Hopfenstange, aber zerlumpt und scheu, wie wir ihn vor fünf Jahren gesehen. Sein Gesicht war noch bleicher als gewöhnlich. Friedrich, stotterte er, du sollst sogleich zum Ohm kommen; er hat Arbeit für dich; aber sogleich. — Friedrich drehte sich gegen die Wand. — Ich komme nicht, sagte er barsch, ich bin krank. — Du mußt aber kommen, keuchte Johannes; er hat gesagt, ich müßte dich mitbringen. —

Friedrich lachte höhnisch auf: Das will ich doch sehen! — Laß ihn in Ruhe, er kann nicht, seufzte Margreth, du siehst ja, wie es steht. — Sie ging auf

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[0042] Frau Mergel, sagte der Amtsschreiber ernst, ist es gewiß, daß Friedrich um vier zu Hause kam und nicht wieder fortging? — Sie sah ihn starr an. Fragt jedes Kind auf der Straße. Und fortgehen? Wollte Gott, er könnt' es! — Hat er Euch nicht von Brandes erzählt? — In Gottes Namen, ja, daß er ihn im Walde geschimpft und unsere Armuth vorgeworfen hat, der Lump! Doch Gott verzeiht mir, er ist todt! Geht! fuhr sie heftig fort; seid Ihr gekomnmen, um ehrliche Leute zu beschimpfen? Geht! — Sie wandte sich wieder zu ihrem Sohne; der Schreiber ging. — Friedrich, wie ist dir? Schrecklich, schrecklich! ohne Beichte und Absolution! — Mutter, Mutter, um Gotteswillen, laß mich schlafen; ich kann nicht mehr! In diesem Augenblicke trat Johannes Niemand in die Kammer; dünn und lang wie eine Hopfenstange, aber zerlumpt und scheu, wie wir ihn vor fünf Jahren gesehen. Sein Gesicht war noch bleicher als gewöhnlich. Friedrich, stotterte er, du sollst sogleich zum Ohm kommen; er hat Arbeit für dich; aber sogleich. — Friedrich drehte sich gegen die Wand. — Ich komme nicht, sagte er barsch, ich bin krank. — Du mußt aber kommen, keuchte Johannes; er hat gesagt, ich müßte dich mitbringen. — Friedrich lachte höhnisch auf: Das will ich doch sehen! — Laß ihn in Ruhe, er kann nicht, seufzte Margreth, du siehst ja, wie es steht. — Sie ging auf

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T14:10:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 51–128. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_judenbuche_1910/42>, abgerufen am 25.11.2024.