Denk ich an die heitre Stube, an das weiche Kanapee, Und wie mein Gedicht, das meine, dort zerlesen wird beim Thee:
Denk ich an die schwere Zunge, die statt meiner es zerdrischt, Bohrend wie ein Schwertfisch möcht ich schießen in den Wassergischt.
Pah! was kümmern mich die Tropfen, ob ich naß ob säuberlich! Aber besser stramm und trocken, als durchnäßt und lächerlich.
Da -- ein Fleck, ein Loch am Himmel; bist du endlich doch gebrochen, Alte Wassertonne, hab ich endlich dich entzwei gesprochen?
Aber wehe! wie's vom Fasse brodelt, wenn gesprengt der Zapfen, Hör ich's auf dem Dache rasseln, förmlich wie mit Füßen stapfen.
Regen! unbarmherz'ger Regen! mögst du braten oder sieden! Wehe, diese alte Kufe ist das Faß der Danaiden!
Ich habe mich gesetzt in Gottes Namen; Es hilft doch alles nicht, und mein Gedicht Ist längst gelesen und im Schloß die Damen, Sie saßen lange zu Gericht.
Denk ich an die heitre Stube, an das weiche Kanapée, Und wie mein Gedicht, das meine, dort zerleſen wird beim Thee:
Denk ich an die ſchwere Zunge, die ſtatt meiner es zerdriſcht, Bohrend wie ein Schwertfiſch möcht ich ſchießen in den Waſſergiſcht.
Pah! was kümmern mich die Tropfen, ob ich naß ob ſäuberlich! Aber beſſer ſtramm und trocken, als durchnäßt und lächerlich.
Da — ein Fleck, ein Loch am Himmel; biſt du endlich doch gebrochen, Alte Waſſertonne, hab ich endlich dich entzwei geſprochen?
Aber wehe! wie's vom Faſſe brodelt, wenn geſprengt der Zapfen, Hör ich's auf dem Dache raſſeln, förmlich wie mit Füßen ſtapfen.
Regen! unbarmherz'ger Regen! mögſt du braten oder ſieden! Wehe, dieſe alte Kufe iſt das Faß der Danaiden!
Ich habe mich geſetzt in Gottes Namen; Es hilft doch alles nicht, und mein Gedicht Iſt längſt geleſen und im Schloß die Damen, Sie ſaßen lange zu Gericht.
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Denk ich an die heitre Stube, an das weiche Kanapée,
Und wie mein Gedicht, das meine, dort zerleſen wird beim
Thee:
Denk ich an die ſchwere Zunge, die ſtatt meiner es zerdriſcht,
Bohrend wie ein Schwertfiſch möcht ich ſchießen in den
Waſſergiſcht.
Pah! was kümmern mich die Tropfen, ob ich naß ob
ſäuberlich!
Aber beſſer ſtramm und trocken, als durchnäßt und lächerlich.
Da — ein Fleck, ein Loch am Himmel; biſt du endlich doch
gebrochen,
Alte Waſſertonne, hab ich endlich dich entzwei geſprochen?
Aber wehe! wie's vom Faſſe brodelt, wenn geſprengt der
Zapfen,
Hör ich's auf dem Dache raſſeln, förmlich wie mit Füßen
ſtapfen.
Regen! unbarmherz'ger Regen! mögſt du braten oder ſieden!
Wehe, dieſe alte Kufe iſt das Faß der Danaiden!
Ich habe mich geſetzt in Gottes Namen;
Es hilft doch alles nicht, und mein Gedicht
Iſt längſt geleſen und im Schloß die Damen,
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/60>, abgerufen am 28.11.2024.
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