Nicht Marmorthräne drüber weint: Doch ewig bleiben wird dein Recht, Ein treuer Sohn, ein tapfrer Feind, Und heut der Letzte im Gefecht.
Wie über'n Förster der durchwacht Auf Frevlers Spur die Sommernacht, Wenn halb die Wimpern sanken schwer, In Aesten braus't das wüth'ge Heer, Fuhr nun heran die wilde Jagd. Sie sprengten über Todt' und Wunde, Die hülflos wimmerten am Grunde, Und im Vorüberfliegen blos Schoß einzeln wohl ein Lanzenstoß. Als Einer längs der Linde strich, Ein Blutestropfen fiel herab, Da rasch im Fluge wandt' er sich, Und brannte die Muskete ab, -- Nur Blätter wirbelten herab. Und weiter, weiter, nur voran, Sie saus'ten durch den Wiesenplan Dem tollen Herzog stets im Nacken, Wie Rüden nach dem Wilde packen. Sie sah'n ihn streifen über'n Raum, Oft nur auf Schusses Weite kaum Und jener moosbedeckte Stein Fürwahr, muß Holland's Gränze seyn: O hurtig setzt die Sporen ein! -- Es ist umsonst, der letzte Mann Grad' über'm Scheidestrich entrann.
v. Droste-Hülshof, Gedichte. 37
Nicht Marmorthräne drüber weint: Doch ewig bleiben wird dein Recht, Ein treuer Sohn, ein tapfrer Feind, Und heut der Letzte im Gefecht.
Wie über'n Förſter der durchwacht Auf Frevlers Spur die Sommernacht, Wenn halb die Wimpern ſanken ſchwer, In Aeſten brauſ't das wüth'ge Heer, Fuhr nun heran die wilde Jagd. Sie ſprengten über Todt' und Wunde, Die hülflos wimmerten am Grunde, Und im Vorüberfliegen blos Schoß einzeln wohl ein Lanzenſtoß. Als Einer längs der Linde ſtrich, Ein Blutestropfen fiel herab, Da raſch im Fluge wandt' er ſich, Und brannte die Muskete ab, — Nur Blätter wirbelten herab. Und weiter, weiter, nur voran, Sie ſauſ'ten durch den Wieſenplan Dem tollen Herzog ſtets im Nacken, Wie Rüden nach dem Wilde packen. Sie ſah'n ihn ſtreifen über'n Raum, Oft nur auf Schuſſes Weite kaum Und jener moosbedeckte Stein Fürwahr, muß Holland's Gränze ſeyn: O hurtig ſetzt die Sporen ein! — Es iſt umſonſt, der letzte Mann Grad' über'm Scheideſtrich entrann.
v. Droste-Hülshof, Gedichte. 37
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Nicht Marmorthräne drüber weint:
Doch ewig bleiben wird dein Recht,
Ein treuer Sohn, ein tapfrer Feind,
Und heut der Letzte im Gefecht.
Wie über'n Förſter der durchwacht
Auf Frevlers Spur die Sommernacht,
Wenn halb die Wimpern ſanken ſchwer,
In Aeſten brauſ't das wüth'ge Heer,
Fuhr nun heran die wilde Jagd.
Sie ſprengten über Todt' und Wunde,
Die hülflos wimmerten am Grunde,
Und im Vorüberfliegen blos
Schoß einzeln wohl ein Lanzenſtoß.
Als Einer längs der Linde ſtrich,
Ein Blutestropfen fiel herab,
Da raſch im Fluge wandt' er ſich,
Und brannte die Muskete ab,
— Nur Blätter wirbelten herab.
Und weiter, weiter, nur voran,
Sie ſauſ'ten durch den Wieſenplan
Dem tollen Herzog ſtets im Nacken,
Wie Rüden nach dem Wilde packen.
Sie ſah'n ihn ſtreifen über'n Raum,
Oft nur auf Schuſſes Weite kaum
Und jener moosbedeckte Stein
Fürwahr, muß Holland's Gränze ſeyn:
O hurtig ſetzt die Sporen ein! —
Es iſt umſonſt, der letzte Mann
Grad' über'm Scheideſtrich entrann.
v. Droste-Hülshof, Gedichte. 37
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/583>, abgerufen am 22.11.2024.
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