Mit allem Himmelsglück im Bunde. Was ward gesprochen? Allerlei, Wie immer reden solche zwei, Vom ersten Strahle überglänzt; Ist Einer dem es nicht ergänzt Nicht Gegenwart, Erinnerung: Gar arm ist er! wo nicht, gar jung! Sie hörten des Geschützes Schall; Doch brach es sich wie Widerhall An ihres Glückes heil'gem Dom. Und immer fürder las der Ohm Von Wechselbälgen, Wunderzeichen, Von Helden, mächtig ohne Gleichen; Es dünkt ihn seltsam, daß Ein Mann So viele Tausend zwingen kann. War er doch auch zu seiner Zeit Kein schlechter Kämp' im ernsten Streit, Der manche gute Lanze brach, Und weiß wohl was ein Mann vermag. Ständ's nicht mit klarer Schrift gedruckt, Er zweifelte; unwillig zuckt Die Braue, daß er, mit Verdruß, Sich so gering erscheinen muß. Zuweilen fährt ein halber Blick Auf seine Rüstung, Stück vor Stück, Wo an den Eisenpanzer just Gertrude hat die Stirn gelegt, Wie Balsam saugend in die Brust Des Liebsten Worte, tiefbewegt. Du ahnest Liebeständelei?
Mit allem Himmelsglück im Bunde. Was ward geſprochen? Allerlei, Wie immer reden ſolche zwei, Vom erſten Strahle überglänzt; Iſt Einer dem es nicht ergänzt Nicht Gegenwart, Erinnerung: Gar arm iſt er! wo nicht, gar jung! Sie hörten des Geſchützes Schall; Doch brach es ſich wie Widerhall An ihres Glückes heil'gem Dom. Und immer fürder las der Ohm Von Wechſelbälgen, Wunderzeichen, Von Helden, mächtig ohne Gleichen; Es dünkt ihn ſeltſam, daß Ein Mann So viele Tauſend zwingen kann. War er doch auch zu ſeiner Zeit Kein ſchlechter Kämp' im ernſten Streit, Der manche gute Lanze brach, Und weiß wohl was ein Mann vermag. Ständ's nicht mit klarer Schrift gedruckt, Er zweifelte; unwillig zuckt Die Braue, daß er, mit Verdruß, Sich ſo gering erſcheinen muß. Zuweilen fährt ein halber Blick Auf ſeine Rüſtung, Stück vor Stück, Wo an den Eiſenpanzer juſt Gertrude hat die Stirn gelegt, Wie Balſam ſaugend in die Bruſt Des Liebſten Worte, tiefbewegt. Du ahneſt Liebeſtändelei?
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Mit allem Himmelsglück im Bunde.
Was ward geſprochen? Allerlei,
Wie immer reden ſolche zwei,
Vom erſten Strahle überglänzt;
Iſt Einer dem es nicht ergänzt
Nicht Gegenwart, Erinnerung:
Gar arm iſt er! wo nicht, gar jung!
Sie hörten des Geſchützes Schall;
Doch brach es ſich wie Widerhall
An ihres Glückes heil'gem Dom.
Und immer fürder las der Ohm
Von Wechſelbälgen, Wunderzeichen,
Von Helden, mächtig ohne Gleichen;
Es dünkt ihn ſeltſam, daß Ein Mann
So viele Tauſend zwingen kann.
War er doch auch zu ſeiner Zeit
Kein ſchlechter Kämp' im ernſten Streit,
Der manche gute Lanze brach,
Und weiß wohl was ein Mann vermag.
Ständ's nicht mit klarer Schrift gedruckt,
Er zweifelte; unwillig zuckt
Die Braue, daß er, mit Verdruß,
Sich ſo gering erſcheinen muß.
Zuweilen fährt ein halber Blick
Auf ſeine Rüſtung, Stück vor Stück,
Wo an den Eiſenpanzer juſt
Gertrude hat die Stirn gelegt,
Wie Balſam ſaugend in die Bruſt
Des Liebſten Worte, tiefbewegt.
Du ahneſt Liebeſtändelei?
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/579>, abgerufen am 25.11.2024.
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