Er hebt ihn auf, er legt ihn an; -- Nein, eine Lunte steckt er an. Dann wieder wandelnd auf und ab, Gesang versüßt den sauern Trab: "Unser Feldherr das vernahm, "Der Grave von Mansfelde, "Sprach zu dem Kriegsvolk lobesan: "Ihr lieben Auserwählte! "Nun seyd ganz frisch und wohlgemuth, "Ritterlich wollen wir fechten, "Gewinnen wollen wir Ehr' und Gut, "Gott wird helfen dem Rechten." Ein wenig beugend um das Rund Dicht der Soldat am Tilly stund, Gleichlinig mit der Linde Stamm; Doch schauend nach der Zelte Kamm, Zieht Brod, ein Würstchen er hervor, Gar streng verboten auf der Wacht, Doch Niemand sieht ihn, es ist Nacht, So kecklich speisend unter'm Thor. Ein Bröselchen den Tilly traf: O, wie so ruhig lag mein Graf! Er fühlt' wie über sein Gesicht Die Schnecke zog den zähen Schlamm: Still lag er, wie ein Haidedamm, Und fürchtete sich wahrlich nicht, Doch war zum Aeußersten gefaßt. Da vorwärts tritt der Linde Gast, Und neu erfrischt den Rain entlang Mit hellerm Laut der Landsknecht sang:
Er hebt ihn auf, er legt ihn an; — Nein, eine Lunte ſteckt er an. Dann wieder wandelnd auf und ab, Geſang verſüßt den ſauern Trab: „Unſer Feldherr das vernahm, „Der Grave von Mansfelde, „Sprach zu dem Kriegsvolk lobeſan: „Ihr lieben Auserwählte! „Nun ſeyd ganz friſch und wohlgemuth, „Ritterlich wollen wir fechten, „Gewinnen wollen wir Ehr' und Gut, „Gott wird helfen dem Rechten.“ Ein wenig beugend um das Rund Dicht der Soldat am Tilly ſtund, Gleichlinig mit der Linde Stamm; Doch ſchauend nach der Zelte Kamm, Zieht Brod, ein Würſtchen er hervor, Gar ſtreng verboten auf der Wacht, Doch Niemand ſieht ihn, es iſt Nacht, So kecklich ſpeiſend unter'm Thor. Ein Bröſelchen den Tilly traf: O, wie ſo ruhig lag mein Graf! Er fühlt' wie über ſein Geſicht Die Schnecke zog den zähen Schlamm: Still lag er, wie ein Haidedamm, Und fürchtete ſich wahrlich nicht, Doch war zum Aeußerſten gefaßt. Da vorwärts tritt der Linde Gaſt, Und neu erfriſcht den Rain entlang Mit hellerm Laut der Landsknecht ſang:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><lgn="7"><pbfacs="#f0556"n="542"/><l>Er hebt ihn auf, er legt ihn an; —</l><lb/><l>Nein, eine Lunte ſteckt er an.</l><lb/><l>Dann wieder wandelnd auf und ab,</l><lb/><l>Geſang verſüßt den ſauern Trab:</l><lb/><l>„Unſer Feldherr das vernahm,</l><lb/><l>„Der Grave von Mansfelde,</l><lb/><l>„Sprach zu dem Kriegsvolk lobeſan:</l><lb/><l>„Ihr lieben Auserwählte!</l><lb/><l>„Nun ſeyd ganz friſch und wohlgemuth,</l><lb/><l>„Ritterlich wollen wir fechten,</l><lb/><l>„Gewinnen wollen wir Ehr' und Gut,</l><lb/><l>„Gott wird helfen dem Rechten.“</l><lb/><l>Ein wenig beugend um das Rund</l><lb/><l>Dicht der Soldat am Tilly ſtund,</l><lb/><l>Gleichlinig mit der Linde Stamm;</l><lb/><l>Doch ſchauend nach der Zelte Kamm,</l><lb/><l>Zieht Brod, ein Würſtchen er hervor,</l><lb/><l>Gar ſtreng verboten auf der Wacht,</l><lb/><l>Doch Niemand ſieht ihn, es iſt Nacht,</l><lb/><l>So kecklich ſpeiſend unter'm Thor.</l><lb/><l>Ein Bröſelchen den Tilly traf:</l><lb/><l>O, wie ſo ruhig lag mein Graf!</l><lb/><l>Er fühlt' wie über ſein Geſicht</l><lb/><l>Die Schnecke zog den zähen Schlamm:</l><lb/><l>Still lag er, wie ein Haidedamm,</l><lb/><l>Und fürchtete ſich wahrlich nicht,</l><lb/><l>Doch war zum Aeußerſten gefaßt.</l><lb/><l>Da vorwärts tritt der Linde Gaſt,</l><lb/><l>Und neu erfriſcht den Rain entlang</l><lb/><l>Mit hellerm Laut der Landsknecht ſang:</l><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[542/0556]
Er hebt ihn auf, er legt ihn an; —
Nein, eine Lunte ſteckt er an.
Dann wieder wandelnd auf und ab,
Geſang verſüßt den ſauern Trab:
„Unſer Feldherr das vernahm,
„Der Grave von Mansfelde,
„Sprach zu dem Kriegsvolk lobeſan:
„Ihr lieben Auserwählte!
„Nun ſeyd ganz friſch und wohlgemuth,
„Ritterlich wollen wir fechten,
„Gewinnen wollen wir Ehr' und Gut,
„Gott wird helfen dem Rechten.“
Ein wenig beugend um das Rund
Dicht der Soldat am Tilly ſtund,
Gleichlinig mit der Linde Stamm;
Doch ſchauend nach der Zelte Kamm,
Zieht Brod, ein Würſtchen er hervor,
Gar ſtreng verboten auf der Wacht,
Doch Niemand ſieht ihn, es iſt Nacht,
So kecklich ſpeiſend unter'm Thor.
Ein Bröſelchen den Tilly traf:
O, wie ſo ruhig lag mein Graf!
Er fühlt' wie über ſein Geſicht
Die Schnecke zog den zähen Schlamm:
Still lag er, wie ein Haidedamm,
Und fürchtete ſich wahrlich nicht,
Doch war zum Aeußerſten gefaßt.
Da vorwärts tritt der Linde Gaſt,
Und neu erfriſcht den Rain entlang
Mit hellerm Laut der Landsknecht ſang:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/556>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.