Kein Wacheruf den Späher schreckt; Oft rückt das Schwert in seiner Hand, Wenn der Soldat sich gähnend streckt; Wenn Funken sprühend knackt der Brand. Der Graf wie eine Säule stand, Dann leise, leise fürder schreitet -- So um den Teich der Weihe gleitet, So Wölfe um der Hürde Reif, -- Ein Dunstgebild, ein Nebelstreif! Dort, wo nicht fern im Haidegrund Der Linden Dunkel sich verzweigt, Dort, meint er, gebe Lagers Rund Die rechte Schau. Sie sind erreicht, Und Albrecht steht, und athmet leicht. Was war das? Räuspern, und so nah? Husch duckt der Lauscher in das Kraut, Wie eine Boa lag er da. -- Nun Husten -- naher Stimmen Laut! -- Und -- weh! vom Baum nicht Spannen lang, Ein Posten just beginnt den Gang. Unglaublich daß er ihn nicht sah! Sein Tritt, so nah an Albrechts Ohr, Lockt Schweißestropfen kalt hervor. Geschieden durch die Stämme blos, Der Landsknecht schreitet über's Moos, Nach schwerem Tage feuchte Nacht Blutsauer ihm das Stehen macht. Nun, tauchend aus der Zweige Schoos, Des Hutes Feder schwankt hinauf, Am Karabiner blitzt es auf,
Kein Wacheruf den Späher ſchreckt; Oft rückt das Schwert in ſeiner Hand, Wenn der Soldat ſich gähnend ſtreckt; Wenn Funken ſprühend knackt der Brand. Der Graf wie eine Säule ſtand, Dann leiſe, leiſe fürder ſchreitet — So um den Teich der Weihe gleitet, So Wölfe um der Hürde Reif, — Ein Dunſtgebild, ein Nebelſtreif! Dort, wo nicht fern im Haidegrund Der Linden Dunkel ſich verzweigt, Dort, meint er, gebe Lagers Rund Die rechte Schau. Sie ſind erreicht, Und Albrecht ſteht, und athmet leicht. Was war das? Räuſpern, und ſo nah? Huſch duckt der Lauſcher in das Kraut, Wie eine Boa lag er da. — Nun Huſten — naher Stimmen Laut! — Und — weh! vom Baum nicht Spannen lang, Ein Poſten juſt beginnt den Gang. Unglaublich daß er ihn nicht ſah! Sein Tritt, ſo nah an Albrechts Ohr, Lockt Schweißestropfen kalt hervor. Geſchieden durch die Stämme blos, Der Landsknecht ſchreitet über's Moos, Nach ſchwerem Tage feuchte Nacht Blutſauer ihm das Stehen macht. Nun, tauchend aus der Zweige Schoos, Des Hutes Feder ſchwankt hinauf, Am Karabiner blitzt es auf,
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Kein Wacheruf den Späher ſchreckt;
Oft rückt das Schwert in ſeiner Hand,
Wenn der Soldat ſich gähnend ſtreckt;
Wenn Funken ſprühend knackt der Brand.
Der Graf wie eine Säule ſtand,
Dann leiſe, leiſe fürder ſchreitet —
So um den Teich der Weihe gleitet,
So Wölfe um der Hürde Reif, —
Ein Dunſtgebild, ein Nebelſtreif!
Dort, wo nicht fern im Haidegrund
Der Linden Dunkel ſich verzweigt,
Dort, meint er, gebe Lagers Rund
Die rechte Schau. Sie ſind erreicht,
Und Albrecht ſteht, und athmet leicht.
Was war das? Räuſpern, und ſo nah?
Huſch duckt der Lauſcher in das Kraut,
Wie eine Boa lag er da. —
Nun Huſten — naher Stimmen Laut! —
Und — weh! vom Baum nicht Spannen lang,
Ein Poſten juſt beginnt den Gang.
Unglaublich daß er ihn nicht ſah!
Sein Tritt, ſo nah an Albrechts Ohr,
Lockt Schweißestropfen kalt hervor.
Geſchieden durch die Stämme blos,
Der Landsknecht ſchreitet über's Moos,
Nach ſchwerem Tage feuchte Nacht
Blutſauer ihm das Stehen macht.
Nun, tauchend aus der Zweige Schoos,
Des Hutes Feder ſchwankt hinauf,
Am Karabiner blitzt es auf,
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/555>, abgerufen am 22.11.2024.
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