Der Lärm bringt alle Vögel aus den Gleisen: Das flattert, zirpt, mich Aeste blutig färben, Fürwahr! ich dachte auf dem Thier zu sterben! Es war ein Hexenritt. Doch lange nicht, So stand das Roß: mein Führer sprach: "Steig ab, Der Mond ist auf, wir müssen Bahn uns brechen." Die Binde fiel, ich sah ein sanftes Licht; Doch Jener trieb: "Voran! voran! voran!" Und drängte in's Gebüsch so schwarz und dicht, Wo Dorn und Ginster uns die Fersen stechen. Doch endlich dämmert's, und nun kam heran Zuerst ein Strahl, und dann durch Waldeslücke Der ganze Mond auf seiner Wolkenbrücke. Dann standen wir am Haage, wo ein Thal Tief unten breitet seinen grünen Saal. Der Jüngling sprach: "Halt dich am Waldessaum' Und spute dich, wir beide haben Eil. Leb' wohl! An deinen Schwur ich mahne kaum, Du wirst verschwiegen seyn zu eignem Heil." Und auf mein Haupt legt' er die Hände heiß Und blickte tief mir in die Augen ein; Noch einmal sah ich in des Mondes Schein Sein Angesicht, die Züge blaß und rein, Ich sah noch zucken seine Wimper leis'; Dann schnell gewendet, eh' ich mich verwahrt, Behend umfaßt er, wirbelt mich im Kreis. Fort war er, hin. Vollendet war die Fahrt!
Ich streckte mich auf grünen Teppich nieder Zum Tod erschöpft, es schütterten die Glieder,
Der Lärm bringt alle Vögel aus den Gleiſen: Das flattert, zirpt, mich Aeſte blutig färben, Fürwahr! ich dachte auf dem Thier zu ſterben! Es war ein Hexenritt. Doch lange nicht, So ſtand das Roß: mein Führer ſprach: „Steig ab, Der Mond iſt auf, wir müſſen Bahn uns brechen.“ Die Binde fiel, ich ſah ein ſanftes Licht; Doch Jener trieb: „Voran! voran! voran!“ Und drängte in's Gebüſch ſo ſchwarz und dicht, Wo Dorn und Ginſter uns die Ferſen ſtechen. Doch endlich dämmert's, und nun kam heran Zuerſt ein Strahl, und dann durch Waldeslücke Der ganze Mond auf ſeiner Wolkenbrücke. Dann ſtanden wir am Haage, wo ein Thal Tief unten breitet ſeinen grünen Saal. Der Jüngling ſprach: „Halt dich am Waldesſaum' Und ſpute dich, wir beide haben Eil. Leb' wohl! An deinen Schwur ich mahne kaum, Du wirſt verſchwiegen ſeyn zu eignem Heil.“ Und auf mein Haupt legt' er die Hände heiß Und blickte tief mir in die Augen ein; Noch einmal ſah ich in des Mondes Schein Sein Angeſicht, die Züge blaß und rein, Ich ſah noch zucken ſeine Wimper leiſ'; Dann ſchnell gewendet, eh' ich mich verwahrt, Behend umfaßt er, wirbelt mich im Kreis. Fort war er, hin. Vollendet war die Fahrt!
Ich ſtreckte mich auf grünen Teppich nieder Zum Tod erſchöpft, es ſchütterten die Glieder,
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Der Lärm bringt alle Vögel aus den Gleiſen:
Das flattert, zirpt, mich Aeſte blutig färben,
Fürwahr! ich dachte auf dem Thier zu ſterben!
Es war ein Hexenritt. Doch lange nicht,
So ſtand das Roß: mein Führer ſprach: „Steig ab,
Der Mond iſt auf, wir müſſen Bahn uns brechen.“
Die Binde fiel, ich ſah ein ſanftes Licht;
Doch Jener trieb: „Voran! voran! voran!“
Und drängte in's Gebüſch ſo ſchwarz und dicht,
Wo Dorn und Ginſter uns die Ferſen ſtechen.
Doch endlich dämmert's, und nun kam heran
Zuerſt ein Strahl, und dann durch Waldeslücke
Der ganze Mond auf ſeiner Wolkenbrücke.
Dann ſtanden wir am Haage, wo ein Thal
Tief unten breitet ſeinen grünen Saal.
Der Jüngling ſprach: „Halt dich am Waldesſaum'
Und ſpute dich, wir beide haben Eil.
Leb' wohl! An deinen Schwur ich mahne kaum,
Du wirſt verſchwiegen ſeyn zu eignem Heil.“
Und auf mein Haupt legt' er die Hände heiß
Und blickte tief mir in die Augen ein;
Noch einmal ſah ich in des Mondes Schein
Sein Angeſicht, die Züge blaß und rein,
Ich ſah noch zucken ſeine Wimper leiſ';
Dann ſchnell gewendet, eh' ich mich verwahrt,
Behend umfaßt er, wirbelt mich im Kreis.
Fort war er, hin. Vollendet war die Fahrt!
Ich ſtreckte mich auf grünen Teppich nieder
Zum Tod erſchöpft, es ſchütterten die Glieder,
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/493>, abgerufen am 22.11.2024.
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