Und wenn auch auf demselben Wege, Den früher man so übel fand, Scheint doch, nach dem was man befuhr, Ein Kinderspiel die Heimfahrt nur. Entschlossen wird der Fuß gesetzt, Was schlüpfrig sonst, scheint sicher jetzt; Auch klimmt sich's leichter wohl hinan Als abwärts auf beeister Bahn. Nah ist der Tag, der Frost gewaltsam; Allein die Luft, da man gekehrt, Den Wandernden so unaufhaltsam Nicht ferner in die Augen fährt. Und wer sie hört, nicht sollt er sagen, Daß diese einen Leichnam tragen; So überstandne Fährlichkeit Die Herzen stimmt zur Heiterkeit. Man lockt die Hunde, lobt und streichelt, Geplauder wechselt durch die Reihe, Zumeist bei der Gefahr es bleibt; Und, wie's der Phantasie nun schmeichelt, Wenn Dieser spricht mit Heldenweihe, Die Schrecken Jener übertreibt. Der Marronier auch redet drein, Die Träger selber stimmen ein; Sogar das Lachen überrascht Den Jüngsten, als ein Bruder gleitet, Nach der entfallnen Kappe hascht Und stolpernd auf dem Alpstock reitet. Doch wen dort, als von ungefähr Der Lampe Schimmer sich verbreiten,
Und wenn auch auf demſelben Wege, Den früher man ſo übel fand, Scheint doch, nach dem was man befuhr, Ein Kinderſpiel die Heimfahrt nur. Entſchloſſen wird der Fuß geſetzt, Was ſchlüpfrig ſonſt, ſcheint ſicher jetzt; Auch klimmt ſich's leichter wohl hinan Als abwärts auf beeister Bahn. Nah iſt der Tag, der Froſt gewaltſam; Allein die Luft, da man gekehrt, Den Wandernden ſo unaufhaltſam Nicht ferner in die Augen fährt. Und wer ſie hört, nicht ſollt er ſagen, Daß dieſe einen Leichnam tragen; So überſtandne Fährlichkeit Die Herzen ſtimmt zur Heiterkeit. Man lockt die Hunde, lobt und ſtreichelt, Geplauder wechſelt durch die Reihe, Zumeiſt bei der Gefahr es bleibt; Und, wie's der Phantaſie nun ſchmeichelt, Wenn Dieſer ſpricht mit Heldenweihe, Die Schrecken Jener übertreibt. Der Marronier auch redet drein, Die Träger ſelber ſtimmen ein; Sogar das Lachen überraſcht Den Jüngſten, als ein Bruder gleitet, Nach der entfallnen Kappe haſcht Und ſtolpernd auf dem Alpſtock reitet. Doch wen dort, als von ungefähr Der Lampe Schimmer ſich verbreiten,
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Und wenn auch auf demſelben Wege,
Den früher man ſo übel fand,
Scheint doch, nach dem was man befuhr,
Ein Kinderſpiel die Heimfahrt nur.
Entſchloſſen wird der Fuß geſetzt,
Was ſchlüpfrig ſonſt, ſcheint ſicher jetzt;
Auch klimmt ſich's leichter wohl hinan
Als abwärts auf beeister Bahn.
Nah iſt der Tag, der Froſt gewaltſam;
Allein die Luft, da man gekehrt,
Den Wandernden ſo unaufhaltſam
Nicht ferner in die Augen fährt.
Und wer ſie hört, nicht ſollt er ſagen,
Daß dieſe einen Leichnam tragen;
So überſtandne Fährlichkeit
Die Herzen ſtimmt zur Heiterkeit.
Man lockt die Hunde, lobt und ſtreichelt,
Geplauder wechſelt durch die Reihe,
Zumeiſt bei der Gefahr es bleibt;
Und, wie's der Phantaſie nun ſchmeichelt,
Wenn Dieſer ſpricht mit Heldenweihe,
Die Schrecken Jener übertreibt.
Der Marronier auch redet drein,
Die Träger ſelber ſtimmen ein;
Sogar das Lachen überraſcht
Den Jüngſten, als ein Bruder gleitet,
Nach der entfallnen Kappe haſcht
Und ſtolpernd auf dem Alpſtock reitet.
Doch wen dort, als von ungefähr
Der Lampe Schimmer ſich verbreiten,
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/460>, abgerufen am 22.11.2024.
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