Und als es drinnen noch geklirrt, Und noch ein Weilchen sich geschoben, Da still es in der Hütte wird, Vom wilden Weingerank umwoben.
Der scheue Vogel setzt sich kühn Auf's Dach und wiegt sein glänzend Haupt, Und summend durch der Reben Grün Die wilde Biene Honig raubt; Nur leise wie der Hauch im Tann, Wie Weste durch die Halme streifen, Hört drinnen leise, leise man, Vorsichtig an den Messern schleifen. --
Ja, lieblich ist des Berges Maid In ihrer festen Glieder Pracht, In ihrer blanken Fröhlichkeit Und ihrer Zöpfe Rabennacht; Siehst du sie brechen durch's Genist Der Brombeerranken, frisch, gedrungen, Du denkst, die Centifolie ist Vor Uebermuth vom Stiel gesprungen.
Nun steht sie still und schaut sich um -- All überall nur Baum an Baum; Ja, irre zieht im Walde um Des Berges Maid und glaubt es kaum;
Und als es drinnen noch geklirrt, Und noch ein Weilchen ſich geſchoben, Da ſtill es in der Hütte wird, Vom wilden Weingerank umwoben.
Der ſcheue Vogel ſetzt ſich kühn Auf's Dach und wiegt ſein glänzend Haupt, Und ſummend durch der Reben Grün Die wilde Biene Honig raubt; Nur leiſe wie der Hauch im Tann, Wie Weſte durch die Halme ſtreifen, Hört drinnen leiſe, leiſe man, Vorſichtig an den Meſſern ſchleifen. —
Ja, lieblich iſt des Berges Maid In ihrer feſten Glieder Pracht, In ihrer blanken Fröhlichkeit Und ihrer Zöpfe Rabennacht; Siehſt du ſie brechen durch's Geniſt Der Brombeerranken, friſch, gedrungen, Du denkſt, die Centifolie iſt Vor Uebermuth vom Stiel geſprungen.
Nun ſteht ſie ſtill und ſchaut ſich um — All überall nur Baum an Baum; Ja, irre zieht im Walde um Des Berges Maid und glaubt es kaum;
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Und als es drinnen noch geklirrt,
Und noch ein Weilchen ſich geſchoben,
Da ſtill es in der Hütte wird,
Vom wilden Weingerank umwoben.
Der ſcheue Vogel ſetzt ſich kühn
Auf's Dach und wiegt ſein glänzend Haupt,
Und ſummend durch der Reben Grün
Die wilde Biene Honig raubt;
Nur leiſe wie der Hauch im Tann,
Wie Weſte durch die Halme ſtreifen,
Hört drinnen leiſe, leiſe man,
Vorſichtig an den Meſſern ſchleifen. —
Ja, lieblich iſt des Berges Maid
In ihrer feſten Glieder Pracht,
In ihrer blanken Fröhlichkeit
Und ihrer Zöpfe Rabennacht;
Siehſt du ſie brechen durch's Geniſt
Der Brombeerranken, friſch, gedrungen,
Du denkſt, die Centifolie iſt
Vor Uebermuth vom Stiel geſprungen.
Nun ſteht ſie ſtill und ſchaut ſich um —
All überall nur Baum an Baum;
Ja, irre zieht im Walde um
Des Berges Maid und glaubt es kaum;
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/334>, abgerufen am 25.11.2024.
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