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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Ein Aechzen! oder Windeshauch! --
Doch nein, der Scheibensplitter schwirrt.
O Gott, es zappelt! -- nein -- der Rauch
Gedrängt vom Zuge schwankt und irrt;
Es wirbelt aufwärts, woget, wallt,
Und, wie ein graues Bild von Stein,
Steht nun am Bette die Gestalt,
Da, wo der Vorhang sinkt hinein.
Und drüber knistert's, wie von Sand,
Wie Funke, der elektrisch lebt;
Nun zuckt ein Finger -- nun die Hand --
Allmählig nun ein Fuß sich hebt, --
Hoch -- immer höher -- Waller winkt;
Dann macht er schnell gehörig Raum,
Und langsam in die Kissen sinkt
Es schwer, wie ein gefällter Baum.
"Ah, je te tiens!" er hat's gepackt,
Und schlingt die Arme wie 'nen Strick, --
Ein Leichnam! todessteif und nackt!
Mit einem Ruck fährt er zurück;
Da wälzt es langsam, schwer wie Blei,
Sich gleich dem Mühlstein über ihn;
Da that der Waller einen Schrei,
Und seine Sinne waren hin.
Am nächsten Morgen fand man kalt
Ihn im Gemache ausgestreckt;
'S war eine Ohnmacht nur, und bald
Ward zum Bewußtseyn er geweckt.
v. Droste-Hülshof, Gedichte. 20
Ein Aechzen! oder Windeshauch! —
Doch nein, der Scheibenſplitter ſchwirrt.
O Gott, es zappelt! — nein — der Rauch
Gedrängt vom Zuge ſchwankt und irrt;
Es wirbelt aufwärts, woget, wallt,
Und, wie ein graues Bild von Stein,
Steht nun am Bette die Geſtalt,
Da, wo der Vorhang ſinkt hinein.
Und drüber kniſtert's, wie von Sand,
Wie Funke, der elektriſch lebt;
Nun zuckt ein Finger — nun die Hand —
Allmählig nun ein Fuß ſich hebt, —
Hoch — immer höher — Waller winkt;
Dann macht er ſchnell gehörig Raum,
Und langſam in die Kiſſen ſinkt
Es ſchwer, wie ein gefällter Baum.
»Ah, je te tiens!« er hat's gepackt,
Und ſchlingt die Arme wie 'nen Strick, —
Ein Leichnam! todesſteif und nackt!
Mit einem Ruck fährt er zurück;
Da wälzt es langſam, ſchwer wie Blei,
Sich gleich dem Mühlſtein über ihn;
Da that der Waller einen Schrei,
Und ſeine Sinne waren hin.
Am nächſten Morgen fand man kalt
Ihn im Gemache ausgeſtreckt;
'S war eine Ohnmacht nur, und bald
Ward zum Bewußtſeyn er geweckt.
v. Droſte-Hülshof, Gedichte. 20
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[305/0319] Ein Aechzen! oder Windeshauch! — Doch nein, der Scheibenſplitter ſchwirrt. O Gott, es zappelt! — nein — der Rauch Gedrängt vom Zuge ſchwankt und irrt; Es wirbelt aufwärts, woget, wallt, Und, wie ein graues Bild von Stein, Steht nun am Bette die Geſtalt, Da, wo der Vorhang ſinkt hinein. Und drüber kniſtert's, wie von Sand, Wie Funke, der elektriſch lebt; Nun zuckt ein Finger — nun die Hand — Allmählig nun ein Fuß ſich hebt, — Hoch — immer höher — Waller winkt; Dann macht er ſchnell gehörig Raum, Und langſam in die Kiſſen ſinkt Es ſchwer, wie ein gefällter Baum. »Ah, je te tiens!« er hat's gepackt, Und ſchlingt die Arme wie 'nen Strick, — Ein Leichnam! todesſteif und nackt! Mit einem Ruck fährt er zurück; Da wälzt es langſam, ſchwer wie Blei, Sich gleich dem Mühlſtein über ihn; Da that der Waller einen Schrei, Und ſeine Sinne waren hin. Am nächſten Morgen fand man kalt Ihn im Gemache ausgeſtreckt; 'S war eine Ohnmacht nur, und bald Ward zum Bewußtſeyn er geweckt. v. Droſte-Hülshof, Gedichte. 20

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/319>, abgerufen am 22.11.2024.