Er aber fing in Spiegel den Stral, Und ließ ihn zucken wie Flammen, Die ruppigen Gräser strich er zumal Und flocht sie sauber zusammen, An Steinen schleppt er sich krank und matt, Für ein Ruinchen am Hügel, Dem Hasen kämmt' er die Wolle glatt Und frisirt' den Mücken die Flügel.
So hat er mit saurem Schweiß und Müh' Das ganz Gemeine verbessert, Und klareres Wasser fand man nie, Als wo er schaufelt' und wässert', Und wie's nun aller Edlen Manier, Sich mild und nobel zu zeigen, So, seys Gestein, Mensch, oder Thier, Er gab ihm von seinem Eigen.
Einst saß er mit seinem Werkgeräth, Mit Scheere, Pinsel und Flasche, In der eine schwärzliche Lymphe steht, Mit Spiegel, Feder und Tasche; Er saß und lauschte wie in der Näh Mein Schimmelchen galoppiret; Auf dem Finger pfiff er: "Pst, Pferdchen, he!" Und wacker kam es trottiret.
Dann sprach der Edle: "du wärst schon gut, 'Ne passable Rozinante, Nähm ich dich ernstlich in meine Hut, Daß ich den Koller dir bannte;
Er aber fing in Spiegel den Stral, Und ließ ihn zucken wie Flammen, Die ruppigen Gräſer ſtrich er zumal Und flocht ſie ſauber zuſammen, An Steinen ſchleppt er ſich krank und matt, Für ein Ruinchen am Hügel, Dem Haſen kämmt' er die Wolle glatt Und friſirt' den Mücken die Flügel.
So hat er mit ſaurem Schweiß und Müh' Das ganz Gemeine verbeſſert, Und klareres Waſſer fand man nie, Als wo er ſchaufelt' und wäſſert', Und wie's nun aller Edlen Manier, Sich mild und nobel zu zeigen, So, ſeys Geſtein, Menſch, oder Thier, Er gab ihm von ſeinem Eigen.
Einſt ſaß er mit ſeinem Werkgeräth, Mit Scheere, Pinſel und Flaſche, In der eine ſchwärzliche Lymphe ſteht, Mit Spiegel, Feder und Taſche; Er ſaß und lauſchte wie in der Näh Mein Schimmelchen galoppiret; Auf dem Finger pfiff er: „Pſt, Pferdchen, he!“ Und wacker kam es trottiret.
Dann ſprach der Edle: „du wärſt ſchon gut, 'Ne paſſable Rozinante, Nähm ich dich ernſtlich in meine Hut, Daß ich den Koller dir bannte;
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Er aber fing in Spiegel den Stral,
Und ließ ihn zucken wie Flammen,
Die ruppigen Gräſer ſtrich er zumal
Und flocht ſie ſauber zuſammen,
An Steinen ſchleppt er ſich krank und matt,
Für ein Ruinchen am Hügel,
Dem Haſen kämmt' er die Wolle glatt
Und friſirt' den Mücken die Flügel.
So hat er mit ſaurem Schweiß und Müh'
Das ganz Gemeine verbeſſert,
Und klareres Waſſer fand man nie,
Als wo er ſchaufelt' und wäſſert',
Und wie's nun aller Edlen Manier,
Sich mild und nobel zu zeigen,
So, ſeys Geſtein, Menſch, oder Thier,
Er gab ihm von ſeinem Eigen.
Einſt ſaß er mit ſeinem Werkgeräth,
Mit Scheere, Pinſel und Flaſche,
In der eine ſchwärzliche Lymphe ſteht,
Mit Spiegel, Feder und Taſche;
Er ſaß und lauſchte wie in der Näh
Mein Schimmelchen galoppiret;
Auf dem Finger pfiff er: „Pſt, Pferdchen, he!“
Und wacker kam es trottiret.
Dann ſprach der Edle: „du wärſt ſchon gut,
'Ne paſſable Rozinante,
Nähm ich dich ernſtlich in meine Hut,
Daß ich den Koller dir bannte;
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/270>, abgerufen am 16.02.2025.
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