Und wieder durch die Gasse zog Studentenhauf, und vor dem Hause Des Rektors dreimal "hurrah hoch!" Und wieder "hoch!" -- aus seiner Klause, In Zipfelmütze und Flanell, Ein Schemen nickt am Fensterbogen. "Ha", dacht ich, "Ruhm, du Mordgesell, Kömmst nur als Leichenhuhn geflogen!"
An meine Wange haucht' es dicht, Und wie das Haupt ich seitwärts regte, Da sah ich in das Angesicht Der Frau, die meine Kindheit pflegte, Dies Antlitz wo Erinnerung Und werthe Gegenwart sich paaren: "O Liebe", dacht ich, "ewig jung, Und ewig frisch bei grauen Haaren!"
Und wieder durch die Gaſſe zog Studentenhauf, und vor dem Hauſe Des Rektors dreimal „hurrah hoch!“ Und wieder „hoch!“ — aus ſeiner Klauſe, In Zipfelmütze und Flanell, Ein Schemen nickt am Fenſterbogen. „Ha“, dacht ich, „Ruhm, du Mordgeſell, Kömmſt nur als Leichenhuhn geflogen!“
An meine Wange haucht' es dicht, Und wie das Haupt ich ſeitwärts regte, Da ſah ich in das Angeſicht Der Frau, die meine Kindheit pflegte, Dies Antlitz wo Erinnerung Und werthe Gegenwart ſich paaren: „O Liebe“, dacht ich, „ewig jung, Und ewig friſch bei grauen Haaren!“
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[210/0224]
Und wieder durch die Gaſſe zog
Studentenhauf, und vor dem Hauſe
Des Rektors dreimal „hurrah hoch!“
Und wieder „hoch!“ — aus ſeiner Klauſe,
In Zipfelmütze und Flanell,
Ein Schemen nickt am Fenſterbogen.
„Ha“, dacht ich, „Ruhm, du Mordgeſell,
Kömmſt nur als Leichenhuhn geflogen!“
An meine Wange haucht' es dicht,
Und wie das Haupt ich ſeitwärts regte,
Da ſah ich in das Angeſicht
Der Frau, die meine Kindheit pflegte,
Dies Antlitz wo Erinnerung
Und werthe Gegenwart ſich paaren:
„O Liebe“, dacht ich, „ewig jung,
Und ewig friſch bei grauen Haaren!“
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/224>, abgerufen am 25.11.2024.
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