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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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"In der Muschelhalle liegt er,
"Seine grünen Zöpfe wiegt er;
"Ries'le, Woge, Sand und Kies,
"In des Bartes zottig' Vließ."
"Leise, leise, Wellenkreis,
"Wie des Liebsten Ruder leis'
"Streift dein leuchtend Glas entlang
"Zu dem nächtlich süßen Gang;
"Wenn das Boot, im Strauch geborgen,
"Tändelt, schaukelt, bis zum Morgen.
"In der Kammer flimmert Licht;
"Ruhig, Kiesel, knistert nicht!"
Das Lied verhaucht, wie Echo am Gestade,
Und leiser, leiser wiegt sich die Najade,
Beginnt ihr strömend Flockenhaar zu breiten,
Läßt vom Korallenkamm die Tropfen gleiten,
Und sachte strehlend schwimmt sie, wie ein Hauch,
Im Stral der dämmert durch den Nebelrauch;
Wie glänzt ihr Regenbogenschleyer! -- o,
Die Sonne steigt, -- das Meer beginnt zu zittern, --
Ein Silbernetz von Myriaden Flittern!
Mein Auge zündet sich -- wo bin ich? -- wo?
Tief athmend saß ich auf, aus Westen
Bohrte der schräge Sonnenstral,
Es tropft' und rieselt von den Aesten,
Die Lerche stieg im Aethersaal;
„In der Muſchelhalle liegt er,
„Seine grünen Zöpfe wiegt er;
„Rieſ'le, Woge, Sand und Kies,
„In des Bartes zottig' Vließ.“
„Leiſe, leiſe, Wellenkreis,
„Wie des Liebſten Ruder leiſ'
„Streift dein leuchtend Glas entlang
„Zu dem nächtlich ſüßen Gang;
„Wenn das Boot, im Strauch geborgen,
„Tändelt, ſchaukelt, bis zum Morgen.
„In der Kammer flimmert Licht;
„Ruhig, Kieſel, kniſtert nicht!“
Das Lied verhaucht, wie Echo am Geſtade,
Und leiſer, leiſer wiegt ſich die Najade,
Beginnt ihr ſtrömend Flockenhaar zu breiten,
Läßt vom Korallenkamm die Tropfen gleiten,
Und ſachte ſtrehlend ſchwimmt ſie, wie ein Hauch,
Im Stral der dämmert durch den Nebelrauch;
Wie glänzt ihr Regenbogenſchleyer! — o,
Die Sonne ſteigt, — das Meer beginnt zu zittern, —
Ein Silbernetz von Myriaden Flittern!
Mein Auge zündet ſich — wo bin ich? — wo?
Tief athmend ſaß ich auf, aus Weſten
Bohrte der ſchräge Sonnenſtral,
Es tropft' und rieſelt von den Aeſten,
Die Lerche ſtieg im Aetherſaal;
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[180/0194] „In der Muſchelhalle liegt er, „Seine grünen Zöpfe wiegt er; „Rieſ'le, Woge, Sand und Kies, „In des Bartes zottig' Vließ.“ „Leiſe, leiſe, Wellenkreis, „Wie des Liebſten Ruder leiſ' „Streift dein leuchtend Glas entlang „Zu dem nächtlich ſüßen Gang; „Wenn das Boot, im Strauch geborgen, „Tändelt, ſchaukelt, bis zum Morgen. „In der Kammer flimmert Licht; „Ruhig, Kieſel, kniſtert nicht!“ Das Lied verhaucht, wie Echo am Geſtade, Und leiſer, leiſer wiegt ſich die Najade, Beginnt ihr ſtrömend Flockenhaar zu breiten, Läßt vom Korallenkamm die Tropfen gleiten, Und ſachte ſtrehlend ſchwimmt ſie, wie ein Hauch, Im Stral der dämmert durch den Nebelrauch; Wie glänzt ihr Regenbogenſchleyer! — o, Die Sonne ſteigt, — das Meer beginnt zu zittern, — Ein Silbernetz von Myriaden Flittern! Mein Auge zündet ſich — wo bin ich? — wo? Tief athmend ſaß ich auf, aus Weſten Bohrte der ſchräge Sonnenſtral, Es tropft' und rieſelt von den Aeſten, Die Lerche ſtieg im Aetherſaal;

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/194>, abgerufen am 27.11.2024.