Wenn langsam über's Forum, im Triumpf Das Viergespann ihn rollte; hörst du dumpf, Wie halberwachten Donner oder Spülen Der Brandung, Pöbelwoge ziehn und wühlen, Um die Quadriga summend, wie im Nahn Prüft seine Stimme murrend der Orkan? "Heil, Cäsar, Heil!" um seine kahle Stirn Ragt Lorbeer, wie die Ficht' um Klippenfirn; Er lächelt, und aus seinem Lächeln fließet Ein leise schläfernd Gift, o Roma, dir, Sein halbgeschlossnes Auge Fäden schießet, Ein unzerreißbar Netz. -- Gebückt und stier, Zerzausten Haares, vor den Rossen klirrt Endloser Gallierzug, die Fesseln schleifen, Und aus der Pöbelwelle gellt und schwirrt Gezisch, Gejubel, Cymbelklang und Pfeifen. Denare fliegen aus des Siegers Hand, Ha, wie es krabbelt im Arenasand! -- Der Imperator nickt und klingelt fort. Noch lieg' ich unberührt im Byssusbeutel, -- Was steigt so schwarz am Kapitole dort? Es dunkelt, dunkelt; -- über Cäsars Scheitel Ein Riesenaar mit Flügelrauschen steigt, Die Sonne schwindet, -- doch ein Leuchten streicht Um der Liktoren Beile, -- wieder itzt -- Sie zucken, schwenken sich -- es blitzt! -- es blitzt!
Die Erzstufe.
Ja, Blitze, Blitze! der Schwaden drängt Giftiges Gas am Risse hinaus,
Wenn langſam über's Forum, im Triumpf Das Viergeſpann ihn rollte; hörſt du dumpf, Wie halberwachten Donner oder Spülen Der Brandung, Pöbelwoge ziehn und wühlen, Um die Quadriga ſummend, wie im Nahn Prüft ſeine Stimme murrend der Orkan? „Heil, Cäſar, Heil!“ um ſeine kahle Stirn Ragt Lorbeer, wie die Ficht' um Klippenfirn; Er lächelt, und aus ſeinem Lächeln fließet Ein leiſe ſchläfernd Gift, o Roma, dir, Sein halbgeſchloſſnes Auge Fäden ſchießet, Ein unzerreißbar Netz. — Gebückt und ſtier, Zerzausten Haares, vor den Roſſen klirrt Endloſer Gallierzug, die Feſſeln ſchleifen, Und aus der Pöbelwelle gellt und ſchwirrt Geziſch, Gejubel, Cymbelklang und Pfeifen. Denare fliegen aus des Siegers Hand, Ha, wie es krabbelt im Arenaſand! — Der Imperator nickt und klingelt fort. Noch lieg' ich unberührt im Byſſusbeutel, — Was ſteigt ſo ſchwarz am Kapitole dort? Es dunkelt, dunkelt; — über Cäſars Scheitel Ein Rieſenaar mit Flügelrauſchen ſteigt, Die Sonne ſchwindet, — doch ein Leuchten ſtreicht Um der Liktoren Beile, — wieder itzt — Sie zucken, ſchwenken ſich — es blitzt! — es blitzt!
Die Erzſtufe.
Ja, Blitze, Blitze! der Schwaden drängt Giftiges Gas am Riſſe hinaus,
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Wenn langſam über's Forum, im Triumpf
Das Viergeſpann ihn rollte; hörſt du dumpf,
Wie halberwachten Donner oder Spülen
Der Brandung, Pöbelwoge ziehn und wühlen,
Um die Quadriga ſummend, wie im Nahn
Prüft ſeine Stimme murrend der Orkan?
„Heil, Cäſar, Heil!“ um ſeine kahle Stirn
Ragt Lorbeer, wie die Ficht' um Klippenfirn;
Er lächelt, und aus ſeinem Lächeln fließet
Ein leiſe ſchläfernd Gift, o Roma, dir,
Sein halbgeſchloſſnes Auge Fäden ſchießet,
Ein unzerreißbar Netz. — Gebückt und ſtier,
Zerzausten Haares, vor den Roſſen klirrt
Endloſer Gallierzug, die Feſſeln ſchleifen,
Und aus der Pöbelwelle gellt und ſchwirrt
Geziſch, Gejubel, Cymbelklang und Pfeifen.
Denare fliegen aus des Siegers Hand,
Ha, wie es krabbelt im Arenaſand! —
Der Imperator nickt und klingelt fort.
Noch lieg' ich unberührt im Byſſusbeutel, —
Was ſteigt ſo ſchwarz am Kapitole dort?
Es dunkelt, dunkelt; — über Cäſars Scheitel
Ein Rieſenaar mit Flügelrauſchen ſteigt,
Die Sonne ſchwindet, — doch ein Leuchten ſtreicht
Um der Liktoren Beile, — wieder itzt —
Sie zucken, ſchwenken ſich — es blitzt! — es blitzt!
Die Erzſtufe.
Ja, Blitze, Blitze! der Schwaden drängt
Giftiges Gas am Riſſe hinaus,
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/190>, abgerufen am 22.02.2025.
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