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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Licht! Leben! durch die Fasern gießt
Gleich Ichor sich der Menschengeist;
Wie's droben tönt, die Spalte fließt,
Gedankenwelle schwillt und kreißt.
"Viva!" -- ein König wird gegrüßt, --
Es fault im Mark, die Rinde gleißt. --
Und Schiffe, schwer von Proviant,
Ziehn übers Meer vom Nordenstrand.
Ich zittre, zittre, jenes Fremden Auge,
Lichtblau und klar, ist über mich gebeugt;
Ob es den Geist mir aus den Fasern sauge?
Ich weiß es nicht, sein Blinzen sinkt und steigt,
Ein Auge scharf wie Scheidewassers Lauge! --
Er streicht die Brauen, faßt die Feder leicht, --
Nun schlängelt er, -- nun drunten steht es da:
"Theodor' il primo, re di Corsica."
Pst! still! -- der König spricht, Denar, halt Ruh!
Was schaukelst dich, was klimperst du?
Der Denar.
O! über deinen König! ganz dir gleich,
Du glattgeschlagner Lumpen, o, sein Reich
Das Inselchen, deß kärglichen Tribut
Lucull in eine Silberschüssel lud,
Gebannt in eine Perle Cäsars Hand
In der Egypterfürstin Locken wand.
Du, zitternd vor Satrapenblicke, fahl
Wärst du zerstäubt vor seiner Augen Strahl,
Licht! Leben! durch die Faſern gießt
Gleich Ichor ſich der Menſchengeiſt;
Wie's droben tönt, die Spalte fließt,
Gedankenwelle ſchwillt und kreißt.
»Viva!« — ein König wird gegrüßt, —
Es fault im Mark, die Rinde gleißt. —
Und Schiffe, ſchwer von Proviant,
Ziehn übers Meer vom Nordenſtrand.
Ich zittre, zittre, jenes Fremden Auge,
Lichtblau und klar, iſt über mich gebeugt;
Ob es den Geiſt mir aus den Faſern ſauge?
Ich weiß es nicht, ſein Blinzen ſinkt und ſteigt,
Ein Auge ſcharf wie Scheidewaſſers Lauge! —
Er ſtreicht die Brauen, faßt die Feder leicht, —
Nun ſchlängelt er, — nun drunten ſteht es da:
»Theodor' il primo, re di Corsica.«
Pſt! ſtill! — der König ſpricht, Denar, halt Ruh!
Was ſchaukelſt dich, was klimperſt du?
Der Denar.
O! über deinen König! ganz dir gleich,
Du glattgeſchlagner Lumpen, o, ſein Reich
Das Inſelchen, deß kärglichen Tribut
Lucull in eine Silberſchüſſel lud,
Gebannt in eine Perle Cäſars Hand
In der Egypterfürſtin Locken wand.
Du, zitternd vor Satrapenblicke, fahl
Wärſt du zerſtäubt vor ſeiner Augen Strahl,
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[175/0189] Licht! Leben! durch die Faſern gießt Gleich Ichor ſich der Menſchengeiſt; Wie's droben tönt, die Spalte fließt, Gedankenwelle ſchwillt und kreißt. »Viva!« — ein König wird gegrüßt, — Es fault im Mark, die Rinde gleißt. — Und Schiffe, ſchwer von Proviant, Ziehn übers Meer vom Nordenſtrand. Ich zittre, zittre, jenes Fremden Auge, Lichtblau und klar, iſt über mich gebeugt; Ob es den Geiſt mir aus den Faſern ſauge? Ich weiß es nicht, ſein Blinzen ſinkt und ſteigt, Ein Auge ſcharf wie Scheidewaſſers Lauge! — Er ſtreicht die Brauen, faßt die Feder leicht, — Nun ſchlängelt er, — nun drunten ſteht es da: »Theodor' il primo, re di Corsica.« Pſt! ſtill! — der König ſpricht, Denar, halt Ruh! Was ſchaukelſt dich, was klimperſt du? Der Denar. O! über deinen König! ganz dir gleich, Du glattgeſchlagner Lumpen, o, ſein Reich Das Inſelchen, deß kärglichen Tribut Lucull in eine Silberſchüſſel lud, Gebannt in eine Perle Cäſars Hand In der Egypterfürſtin Locken wand. Du, zitternd vor Satrapenblicke, fahl Wärſt du zerſtäubt vor ſeiner Augen Strahl,

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/189>, abgerufen am 27.12.2024.