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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Locke und Lied.
Meine Lieder sandte ich dir,
Meines Herzens strömende Quellen,
Deine Locke sandtest du mir,
Deines Hauptes ringelnde Wellen;
Hauptes Welle und Herzens Fluth
Sie zogen einander vorüber,
Haben sie nicht im Kusse geruht?
Schoß nicht ein Leuchten darüber?
Und du klagest: verblichen sey
Die Farbe der wandernden Zeichen;
Scheiden thut weh, mein Liebchen, ey,
Die Scheidenden dürfen erbleichen;
Warst du blaß nicht, zitternd und kalt,
Als ich von dir mich gerissen?
Blicke sie an, du Milde, und bald,
Bald werden den Herrn sie nicht missen.
Auch deine Locke hat sich gestreckt,
Verdrossen, gleich schlafendem Kinde,
Doch ich hab' sie mit Küssen geweckt,
Hab' sie gestreichelt so linde,
Ihr geflüstert von unserer Treu',
Sie geschlungen um deine Kränze,
Und nun ringelt sie sich aufs neu,
Wie eine Rebe im Lenze.
Locke und Lied.
Meine Lieder ſandte ich dir,
Meines Herzens ſtrömende Quellen,
Deine Locke ſandteſt du mir,
Deines Hauptes ringelnde Wellen;
Hauptes Welle und Herzens Fluth
Sie zogen einander vorüber,
Haben ſie nicht im Kuſſe geruht?
Schoß nicht ein Leuchten darüber?
Und du klageſt: verblichen ſey
Die Farbe der wandernden Zeichen;
Scheiden thut weh, mein Liebchen, ey,
Die Scheidenden dürfen erbleichen;
Warſt du blaß nicht, zitternd und kalt,
Als ich von dir mich geriſſen?
Blicke ſie an, du Milde, und bald,
Bald werden den Herrn ſie nicht miſſen.
Auch deine Locke hat ſich geſtreckt,
Verdroſſen, gleich ſchlafendem Kinde,
Doch ich hab' ſie mit Küſſen geweckt,
Hab' ſie geſtreichelt ſo linde,
Ihr geflüſtert von unſerer Treu',
Sie geſchlungen um deine Kränze,
Und nun ringelt ſie ſich aufs neu,
Wie eine Rebe im Lenze.
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[163/0177] Locke und Lied. Meine Lieder ſandte ich dir, Meines Herzens ſtrömende Quellen, Deine Locke ſandteſt du mir, Deines Hauptes ringelnde Wellen; Hauptes Welle und Herzens Fluth Sie zogen einander vorüber, Haben ſie nicht im Kuſſe geruht? Schoß nicht ein Leuchten darüber? Und du klageſt: verblichen ſey Die Farbe der wandernden Zeichen; Scheiden thut weh, mein Liebchen, ey, Die Scheidenden dürfen erbleichen; Warſt du blaß nicht, zitternd und kalt, Als ich von dir mich geriſſen? Blicke ſie an, du Milde, und bald, Bald werden den Herrn ſie nicht miſſen. Auch deine Locke hat ſich geſtreckt, Verdroſſen, gleich ſchlafendem Kinde, Doch ich hab' ſie mit Küſſen geweckt, Hab' ſie geſtreichelt ſo linde, Ihr geflüſtert von unſerer Treu', Sie geſchlungen um deine Kränze, Und nun ringelt ſie ſich aufs neu, Wie eine Rebe im Lenze.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/177>, abgerufen am 22.12.2024.