Was meine Adern muß durchziehn, Sah ich's nicht flammen und verglühn, An eurem Schreine nicht erkalten? Vom Auge hauchtet ihr den Schein, Ihr meine Richter, die allein In treuer Hand die Wage halten.
Kalt ist der Druck von eurer Hand, Erloschen eures Blickes Brand, Und euer Laut der Oede Odem, Doch keine andre Rechte drückt So traut, so hat kein Aug' geblickt, So spricht kein Wort, wie Grabesbrodem!
Ich fasse eures Kreuzes Stab, Und beuge meine Stirn hinab Zu eurem Gräserhauch, dem stillen, Zumeist geliebt, zuerst gegrüßt, Laßt, lauter wie der Aether fließt, Mir Wahrheit in die Seele quillen.
Was meine Adern muß durchziehn, Sah ich's nicht flammen und verglühn, An eurem Schreine nicht erkalten? Vom Auge hauchtet ihr den Schein, Ihr meine Richter, die allein In treuer Hand die Wage halten.
Kalt iſt der Druck von eurer Hand, Erloſchen eures Blickes Brand, Und euer Laut der Oede Odem, Doch keine andre Rechte drückt So traut, ſo hat kein Aug' geblickt, So ſpricht kein Wort, wie Grabesbrodem!
Ich faſſe eures Kreuzes Stab, Und beuge meine Stirn hinab Zu eurem Gräſerhauch, dem ſtillen, Zumeiſt geliebt, zuerſt gegrüßt, Laßt, lauter wie der Aether fließt, Mir Wahrheit in die Seele quillen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0133"n="119"/><lgn="5"><l>Was meine Adern muß durchziehn,</l><lb/><l>Sah ich's nicht flammen und verglühn,</l><lb/><l>An eurem Schreine nicht erkalten?</l><lb/><l>Vom Auge hauchtet ihr den Schein,</l><lb/><l>Ihr meine Richter, die allein</l><lb/><l>In treuer Hand die Wage halten.</l><lb/></lg><lgn="6"><l>Kalt iſt der Druck von eurer Hand,</l><lb/><l>Erloſchen eures Blickes Brand,</l><lb/><l>Und euer Laut der Oede Odem,</l><lb/><l>Doch keine andre Rechte drückt</l><lb/><l>So traut, ſo hat kein Aug' geblickt,</l><lb/><l>So ſpricht kein Wort, wie Grabesbrodem!</l><lb/></lg><lgn="7"><l>Ich faſſe eures Kreuzes Stab,</l><lb/><l>Und beuge meine Stirn hinab</l><lb/><l>Zu eurem Gräſerhauch, dem ſtillen,</l><lb/><l>Zumeiſt geliebt, zuerſt gegrüßt,</l><lb/><l>Laßt, lauter wie der Aether fließt,</l><lb/><l>Mir Wahrheit in die Seele quillen.</l><lb/></lg></lg><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[119/0133]
Was meine Adern muß durchziehn,
Sah ich's nicht flammen und verglühn,
An eurem Schreine nicht erkalten?
Vom Auge hauchtet ihr den Schein,
Ihr meine Richter, die allein
In treuer Hand die Wage halten.
Kalt iſt der Druck von eurer Hand,
Erloſchen eures Blickes Brand,
Und euer Laut der Oede Odem,
Doch keine andre Rechte drückt
So traut, ſo hat kein Aug' geblickt,
So ſpricht kein Wort, wie Grabesbrodem!
Ich faſſe eures Kreuzes Stab,
Und beuge meine Stirn hinab
Zu eurem Gräſerhauch, dem ſtillen,
Zumeiſt geliebt, zuerſt gegrüßt,
Laßt, lauter wie der Aether fließt,
Mir Wahrheit in die Seele quillen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/133>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.