Zwar in der immer grünen Zier Erschienst, o freundlich Element, Du ähnlich den Oasen mir, Die des Arabers Sehnsucht kennt;
Wenn neben der verdorrten Flur Erblühten deine Moose noch, Wenn durch die schweigende Natur Erklangen deine Wellen doch.
Allein auch heute wollt' ich gern Mich des krystallnen Flimmers freun, Belauschen jeden Farbenstern Und keinen Sommertag bereun:
Wär' nicht dem Ufer längs, so breit, Die glatte Schlittenbahn gefegt, Worauf sich wohl zur Mittagszeit Gar manche rüst'ge Ferse regt.
Bedenk' ich nun, wie manches Jahr Ich nimmer eine Eisbahn sah: Wohl wird mir's trüb' und wunderbar, Und tausend Bilder treten nah.
Was blieb an Wünschen unerfüllt, Das nähm' ich noch gelassen mit: Doch ach, der Frost so manchen hüllt, Der einst so fröhlich drüber glitt!
Zwar in der immer grünen Zier Erſchienſt, o freundlich Element, Du ähnlich den Oaſen mir, Die des Arabers Sehnſucht kennt;
Wenn neben der verdorrten Flur Erblühten deine Mooſe noch, Wenn durch die ſchweigende Natur Erklangen deine Wellen doch.
Allein auch heute wollt' ich gern Mich des kryſtallnen Flimmers freun, Belauſchen jeden Farbenſtern Und keinen Sommertag bereun:
Wär' nicht dem Ufer längs, ſo breit, Die glatte Schlittenbahn gefegt, Worauf ſich wohl zur Mittagszeit Gar manche rüſt'ge Ferſe regt.
Bedenk' ich nun, wie manches Jahr Ich nimmer eine Eisbahn ſah: Wohl wird mir's trüb' und wunderbar, Und tauſend Bilder treten nah.
Was blieb an Wünſchen unerfüllt, Das nähm' ich noch gelaſſen mit: Doch ach, der Froſt ſo manchen hüllt, Der einſt ſo fröhlich drüber glitt!
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Zwar in der immer grünen Zier
Erſchienſt, o freundlich Element,
Du ähnlich den Oaſen mir,
Die des Arabers Sehnſucht kennt;
Wenn neben der verdorrten Flur
Erblühten deine Mooſe noch,
Wenn durch die ſchweigende Natur
Erklangen deine Wellen doch.
Allein auch heute wollt' ich gern
Mich des kryſtallnen Flimmers freun,
Belauſchen jeden Farbenſtern
Und keinen Sommertag bereun:
Wär' nicht dem Ufer längs, ſo breit,
Die glatte Schlittenbahn gefegt,
Worauf ſich wohl zur Mittagszeit
Gar manche rüſt'ge Ferſe regt.
Bedenk' ich nun, wie manches Jahr
Ich nimmer eine Eisbahn ſah:
Wohl wird mir's trüb' und wunderbar,
Und tauſend Bilder treten nah.
Was blieb an Wünſchen unerfüllt,
Das nähm' ich noch gelaſſen mit:
Doch ach, der Froſt ſo manchen hüllt,
Der einſt ſo fröhlich drüber glitt!
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/124>, abgerufen am 26.11.2024.
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