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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Die mich lockt wie ein Verhängniß,
Zu dem unbekannten Grund;
Ob ein Brunnen? ob Gefängniß?
Keinem Lebenden ist's kund;
Denn zerfallen sind die Stufen,
Und der Steinwurf hat nicht Bahn,
Doch als ich hinab gerufen,
Donnert's fort wie ein Orkan.
Ja, wird mir nicht baldigst fade
Dieses Schlosses Romantik,
In den Trümmern, ohne Gnade,
Brech' ich Glieder und Genick;
Denn, wie trotzig sich die Düne
Mag am flachen Strande heben,
Fühl' ich stark mich wie ein Hüne,
Von Zerfallendem umgeben.

Die mich lockt wie ein Verhängniß,
Zu dem unbekannten Grund;
Ob ein Brunnen? ob Gefängniß?
Keinem Lebenden iſt's kund;
Denn zerfallen ſind die Stufen,
Und der Steinwurf hat nicht Bahn,
Doch als ich hinab gerufen,
Donnert's fort wie ein Orkan.
Ja, wird mir nicht baldigſt fade
Dieſes Schloſſes Romantik,
In den Trümmern, ohne Gnade,
Brech' ich Glieder und Genick;
Denn, wie trotzig ſich die Düne
Mag am flachen Strande heben,
Fühl' ich ſtark mich wie ein Hüne,
Von Zerfallendem umgeben.

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[103/0117] Die mich lockt wie ein Verhängniß, Zu dem unbekannten Grund; Ob ein Brunnen? ob Gefängniß? Keinem Lebenden iſt's kund; Denn zerfallen ſind die Stufen, Und der Steinwurf hat nicht Bahn, Doch als ich hinab gerufen, Donnert's fort wie ein Orkan. Ja, wird mir nicht baldigſt fade Dieſes Schloſſes Romantik, In den Trümmern, ohne Gnade, Brech' ich Glieder und Genick; Denn, wie trotzig ſich die Düne Mag am flachen Strande heben, Fühl' ich ſtark mich wie ein Hüne, Von Zerfallendem umgeben.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/117>, abgerufen am 27.11.2024.