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Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.

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Armuth und Verbrechen.
der mir dem elenden Diebspack einzulassen?" fragte die
Frau, indem sie ihm ihre thränenbenetzte Hand reichte.

"Ich will Dir versprechen, immer nur an Dich und
unser armes Kind zu denken," erwiederte Schenk, ihr die
dargebotene Hand drückend. "Ich will mich noch einmal
an jenen reichen Mann wenden, durch den wir eigentlich
so in's Unglück gekommen sind. Vielleicht erbarmt er
sich, wenn ich ihm unseren Jammer schildere. Du weißt,
daß wir morgen den Miethsmann bezahlen müssen, wenn
wir das kranke Kind nicht einem elenden Ende aussetzen
wollen." --

In diesem Augenblick erwachte die arme Kleine.
Schenk, der schon seine Mütze aufgesetzt hatte, näherte
sich wieder dem Bettchen, und drückte einen Kuß auf
die fieberglühenden Lippen des Kindes.

"Und doch wird Dein Ende Elend sein!" grollte er
in seinem Innern. "Warum hab' ich Dich nicht bei der
Geburt getödtet, bevor mein Herz Dich lieben lernte?!"

Dann versuchte er nochmals die geängstigte Frau zu
trösten, -- hatte er selbst wohl Trost? Der Anblick
ihres wehmüthig resignirten Leidens preßte ihm fast das
Herz ab, und schon seit langer Zeit suchte er sich, so oft
es ging, von den Seinen zu entfernen, die ihm nur das

Armuth und Verbrechen.
der mir dem elenden Diebspack einzulaſſen?“ fragte die
Frau, indem ſie ihm ihre thraͤnenbenetzte Hand reichte.

„Ich will Dir verſprechen, immer nur an Dich und
unſer armes Kind zu denken,“ erwiederte Schenk, ihr die
dargebotene Hand druͤckend. „Ich will mich noch einmal
an jenen reichen Mann wenden, durch den wir eigentlich
ſo in's Ungluͤck gekommen ſind. Vielleicht erbarmt er
ſich, wenn ich ihm unſeren Jammer ſchildere. Du weißt,
daß wir morgen den Miethsmann bezahlen muͤſſen, wenn
wir das kranke Kind nicht einem elenden Ende ausſetzen
wollen.“ —

In dieſem Augenblick erwachte die arme Kleine.
Schenk, der ſchon ſeine Muͤtze aufgeſetzt hatte, naͤherte
ſich wieder dem Bettchen, und druͤckte einen Kuß auf
die fiebergluͤhenden Lippen des Kindes.

„Und doch wird Dein Ende Elend ſein!“ grollte er
in ſeinem Innern. „Warum hab' ich Dich nicht bei der
Geburt getoͤdtet, bevor mein Herz Dich lieben lernte?!“

Dann verſuchte er nochmals die geaͤngſtigte Frau zu
troͤſten, — hatte er ſelbſt wohl Troſt? Der Anblick
ihres wehmuͤthig reſignirten Leidens preßte ihm faſt das
Herz ab, und ſchon ſeit langer Zeit ſuchte er ſich, ſo oft
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[37/0051] Armuth und Verbrechen. der mir dem elenden Diebspack einzulaſſen?“ fragte die Frau, indem ſie ihm ihre thraͤnenbenetzte Hand reichte. „Ich will Dir verſprechen, immer nur an Dich und unſer armes Kind zu denken,“ erwiederte Schenk, ihr die dargebotene Hand druͤckend. „Ich will mich noch einmal an jenen reichen Mann wenden, durch den wir eigentlich ſo in's Ungluͤck gekommen ſind. Vielleicht erbarmt er ſich, wenn ich ihm unſeren Jammer ſchildere. Du weißt, daß wir morgen den Miethsmann bezahlen muͤſſen, wenn wir das kranke Kind nicht einem elenden Ende ausſetzen wollen.“ — In dieſem Augenblick erwachte die arme Kleine. Schenk, der ſchon ſeine Muͤtze aufgeſetzt hatte, naͤherte ſich wieder dem Bettchen, und druͤckte einen Kuß auf die fiebergluͤhenden Lippen des Kindes. „Und doch wird Dein Ende Elend ſein!“ grollte er in ſeinem Innern. „Warum hab' ich Dich nicht bei der Geburt getoͤdtet, bevor mein Herz Dich lieben lernte?!“ Dann verſuchte er nochmals die geaͤngſtigte Frau zu troͤſten, — hatte er ſelbſt wohl Troſt? Der Anblick ihres wehmuͤthig reſignirten Leidens preßte ihm faſt das Herz ab, und ſchon ſeit langer Zeit ſuchte er ſich, ſo oft es ging, von den Seinen zu entfernen, die ihm nur das

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Zitationshilfe: Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/51>, abgerufen am 23.11.2024.