Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.Armuth und Verbrechen. rath, der in Fischers ausgebreiteter Diebsbekanntschaftein treffliches Mittel zur Entdeckung manches Verbre¬ chens erblickte, hatte ihn in seine Dienste genommen und ihm den Auftrag gegeben, seine früheren Bekannt¬ schaften fortzusetzen, und wenn er einen Anschlag er¬ führe, ihn davon in Kenntniß zu setzen. Das war ge¬ genwärtig die eigentliche Stellung Fischers. Dieser Elende begnügte sich jedoch keineswegs damit, die Absichten und Thaten seiner ehemaligen Genossen zu belauschen, sondern, um seinem Chef öftere Beweise seiner Thätig¬ keit geben zu können und sich in den Augen desselben hervorzuthun, spornte er auch selbst die Unschlüssigen an und machte ihnen nicht selten sogar die Anschläge, um die er sie nachher verrieth. "Nun? Was starrst Du mich an?" sagte er "Nun, Will Fischer," erwiderte Schenk düster, "Was ich von Dir will, Du Tropf? Dich fragen, Armuth und Verbrechen. rath, der in Fiſchers ausgebreiteter Diebsbekanntſchaftein treffliches Mittel zur Entdeckung manches Verbre¬ chens erblickte, hatte ihn in ſeine Dienſte genommen und ihm den Auftrag gegeben, ſeine fruͤheren Bekannt¬ ſchaften fortzuſetzen, und wenn er einen Anſchlag er¬ fuͤhre, ihn davon in Kenntniß zu ſetzen. Das war ge¬ genwaͤrtig die eigentliche Stellung Fiſchers. Dieſer Elende begnuͤgte ſich jedoch keineswegs damit, die Abſichten und Thaten ſeiner ehemaligen Genoſſen zu belauſchen, ſondern, um ſeinem Chef oͤftere Beweiſe ſeiner Thaͤtig¬ keit geben zu koͤnnen und ſich in den Augen deſſelben hervorzuthun, ſpornte er auch ſelbſt die Unſchluͤſſigen an und machte ihnen nicht ſelten ſogar die Anſchlaͤge, um die er ſie nachher verrieth. „Nun? Was ſtarrſt Du mich an?“ ſagte er „Nun, Will Fiſcher,“ erwiderte Schenk duͤſter, „Was ich von Dir will, Du Tropf? Dich fragen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0040" n="26"/><fw place="top" type="header">Armuth und Verbrechen.<lb/></fw> rath, der in Fiſchers ausgebreiteter Diebsbekanntſchaft<lb/> ein treffliches Mittel zur Entdeckung manches Verbre¬<lb/> chens erblickte, hatte ihn in ſeine Dienſte genommen<lb/> und ihm den Auftrag gegeben, ſeine fruͤheren Bekannt¬<lb/> ſchaften fortzuſetzen, und wenn er einen Anſchlag er¬<lb/> fuͤhre, ihn davon in Kenntniß zu ſetzen. Das war ge¬<lb/> genwaͤrtig die eigentliche Stellung Fiſchers. Dieſer Elende<lb/> begnuͤgte ſich jedoch keineswegs damit, die Abſichten<lb/> und Thaten ſeiner ehemaligen Genoſſen zu belauſchen,<lb/> ſondern, um ſeinem Chef oͤftere Beweiſe ſeiner Thaͤtig¬<lb/> keit geben zu koͤnnen und ſich in den Augen deſſelben<lb/> hervorzuthun, ſpornte er auch ſelbſt die Unſchluͤſſigen<lb/> an und machte ihnen nicht ſelten ſogar die Anſchlaͤge,<lb/> um die er ſie nachher verrieth.</p><lb/> <p>„Nun? Was ſtarrſt Du mich an?“ ſagte er<lb/> zu dem Handwerker. „Kennſt Du Will Fiſcher nicht<lb/> mehr? Thuſt ja, als haͤtten wir nicht zuſammen<lb/> da —“</p><lb/> <p>„Nun, Will Fiſcher,“ erwiderte Schenk duͤſter,<lb/> „und was willſt Du von mir!“ —</p><lb/> <p>„Was ich von Dir will, Du Tropf? Dich fragen,<lb/> wie es Dir geht, nichts weiter. Und ich habe ein<lb/> Recht dazu, denn ich bin ein alter Bekannter, und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0040]
Armuth und Verbrechen.
rath, der in Fiſchers ausgebreiteter Diebsbekanntſchaft
ein treffliches Mittel zur Entdeckung manches Verbre¬
chens erblickte, hatte ihn in ſeine Dienſte genommen
und ihm den Auftrag gegeben, ſeine fruͤheren Bekannt¬
ſchaften fortzuſetzen, und wenn er einen Anſchlag er¬
fuͤhre, ihn davon in Kenntniß zu ſetzen. Das war ge¬
genwaͤrtig die eigentliche Stellung Fiſchers. Dieſer Elende
begnuͤgte ſich jedoch keineswegs damit, die Abſichten
und Thaten ſeiner ehemaligen Genoſſen zu belauſchen,
ſondern, um ſeinem Chef oͤftere Beweiſe ſeiner Thaͤtig¬
keit geben zu koͤnnen und ſich in den Augen deſſelben
hervorzuthun, ſpornte er auch ſelbſt die Unſchluͤſſigen
an und machte ihnen nicht ſelten ſogar die Anſchlaͤge,
um die er ſie nachher verrieth.
„Nun? Was ſtarrſt Du mich an?“ ſagte er
zu dem Handwerker. „Kennſt Du Will Fiſcher nicht
mehr? Thuſt ja, als haͤtten wir nicht zuſammen
da —“
„Nun, Will Fiſcher,“ erwiderte Schenk duͤſter,
„und was willſt Du von mir!“ —
„Was ich von Dir will, Du Tropf? Dich fragen,
wie es Dir geht, nichts weiter. Und ich habe ein
Recht dazu, denn ich bin ein alter Bekannter, und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |