Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.Armuth und Verbrechen. Handwerker auf, da er sich des verlegnen und zweideu¬tigen Benehmens desselben erinnerte. Der Polizei- Kommissair, der alsbald herbeigeholt wurde, begab sich nach der Kammer Schenks, und sein erster Blick traf gleich den Gegenstand der Nachforschung. Der Unglück¬ liche hatte, von seinem Gewissen gefoltert, gar nicht daran gedacht, seinen Raub zu verbergen. Schenk wurde alsbald verhaftet und später zu sechs¬ Hatte in ihm schon das böse Bewußtsein seiner Armuth und Verbrechen. Handwerker auf, da er ſich des verlegnen und zweideu¬tigen Benehmens deſſelben erinnerte. Der Polizei- Kommiſſair, der alsbald herbeigeholt wurde, begab ſich nach der Kammer Schenks, und ſein erſter Blick traf gleich den Gegenſtand der Nachforſchung. Der Ungluͤck¬ liche hatte, von ſeinem Gewiſſen gefoltert, gar nicht daran gedacht, ſeinen Raub zu verbergen. Schenk wurde alsbald verhaftet und ſpaͤter zu ſechs¬ Hatte in ihm ſchon das boͤſe Bewußtſein ſeiner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0028" n="14"/><fw place="top" type="header">Armuth und Verbrechen.<lb/></fw> Handwerker auf, da er ſich des verlegnen und zweideu¬<lb/> tigen Benehmens deſſelben erinnerte. Der Polizei-<lb/> Kommiſſair, der alsbald herbeigeholt wurde, begab ſich<lb/> nach der Kammer Schenks, und ſein erſter Blick traf<lb/> gleich den Gegenſtand der Nachforſchung. Der Ungluͤck¬<lb/> liche hatte, von ſeinem Gewiſſen gefoltert, gar nicht<lb/> daran gedacht, ſeinen Raub zu verbergen.</p><lb/> <p>Schenk wurde alsbald verhaftet und ſpaͤter zu ſechs¬<lb/> woͤchentlicher Einſperrung verurtheilt.</p><lb/> <p>Hatte in ihm ſchon das boͤſe Bewußtſein ſeiner<lb/> That die bitterſten Gefuͤhle erweckt, ſo wurde er waͤh¬<lb/> rend ſeiner Haft vollends von tiefſter Beſchaͤmung und<lb/> Reue ergriffen. Die Genoſſen, welche er hier fand,<lb/> waren meiſt alte, mit Verbrechen vertrautere Gefangene,<lb/> die den ſcheuen, in ſich gekehrten Neuling mit der<lb/> Jauche ihres Spottes uͤbergoſſen. Schenk fuͤhlte, wie<lb/> ſein Herz bei den rohen Spaͤßen ſeiner in Suͤnde er¬<lb/> zogenen Gefaͤhrten ſich zuſammenzog. Er gedachte mit<lb/> Entſetzen, wie doch er auch denſelben Weg dieſer Un¬<lb/> gluͤcklichen bereits betreten habe, und die Zukunft, die<lb/> er hier vor ſich ſah, erfuͤllte ihn mit verzweifelnder Angſt.<lb/> Der einzige Troſt, der ihn noch aufrecht hielt, war ſeine<lb/> Geliebte. Dies arme Weſen hing mit ruͤhrender Treue<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0028]
Armuth und Verbrechen.
Handwerker auf, da er ſich des verlegnen und zweideu¬
tigen Benehmens deſſelben erinnerte. Der Polizei-
Kommiſſair, der alsbald herbeigeholt wurde, begab ſich
nach der Kammer Schenks, und ſein erſter Blick traf
gleich den Gegenſtand der Nachforſchung. Der Ungluͤck¬
liche hatte, von ſeinem Gewiſſen gefoltert, gar nicht
daran gedacht, ſeinen Raub zu verbergen.
Schenk wurde alsbald verhaftet und ſpaͤter zu ſechs¬
woͤchentlicher Einſperrung verurtheilt.
Hatte in ihm ſchon das boͤſe Bewußtſein ſeiner
That die bitterſten Gefuͤhle erweckt, ſo wurde er waͤh¬
rend ſeiner Haft vollends von tiefſter Beſchaͤmung und
Reue ergriffen. Die Genoſſen, welche er hier fand,
waren meiſt alte, mit Verbrechen vertrautere Gefangene,
die den ſcheuen, in ſich gekehrten Neuling mit der
Jauche ihres Spottes uͤbergoſſen. Schenk fuͤhlte, wie
ſein Herz bei den rohen Spaͤßen ſeiner in Suͤnde er¬
zogenen Gefaͤhrten ſich zuſammenzog. Er gedachte mit
Entſetzen, wie doch er auch denſelben Weg dieſer Un¬
gluͤcklichen bereits betreten habe, und die Zukunft, die
er hier vor ſich ſah, erfuͤllte ihn mit verzweifelnder Angſt.
Der einzige Troſt, der ihn noch aufrecht hielt, war ſeine
Geliebte. Dies arme Weſen hing mit ruͤhrender Treue
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Zitationshilfe: | Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dronke_polizeigeschichten_1846/28>, abgerufen am 30.07.2024. |