Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.Armuth und Verbrechen. erbte Reichthum der Vornehmen unverdient sei. Zuletztkam immer jener erste Gedanke zurück, und wenn er ihn noch nicht ausführte, so geschah es aus Furcht vor der Entdeckung und -- weil er im Augenblick noch einen ganz kleinen Rest der erhaltenen Unterstützung besaß, weil die Noth ihn noch nicht gewaltsam dazu trieb. In seinem Innern war Schenk längst zum Ver¬ brecher geworden, bevor und ohne daß er selbst wußte. Eines Tages wurde Schenk in dem Hause, wo er Armuth und Verbrechen. erbte Reichthum der Vornehmen unverdient ſei. Zuletztkam immer jener erſte Gedanke zuruͤck, und wenn er ihn noch nicht ausfuͤhrte, ſo geſchah es aus Furcht vor der Entdeckung und — weil er im Augenblick noch einen ganz kleinen Reſt der erhaltenen Unterſtuͤtzung beſaß, weil die Noth ihn noch nicht gewaltſam dazu trieb. In ſeinem Innern war Schenk laͤngſt zum Ver¬ brecher geworden, bevor und ohne daß er ſelbſt wußte. Eines Tages wurde Schenk in dem Hauſe, wo er <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="12"/><fw place="top" type="header">Armuth und Verbrechen.<lb/></fw> erbte Reichthum der Vornehmen unverdient ſei. Zuletzt<lb/> kam immer jener erſte Gedanke zuruͤck, und wenn er<lb/> ihn noch nicht ausfuͤhrte, ſo geſchah es aus Furcht vor<lb/> der Entdeckung und — weil er im Augenblick noch<lb/> einen ganz kleinen Reſt der erhaltenen Unterſtuͤtzung<lb/> beſaß, weil die Noth ihn noch nicht gewaltſam dazu<lb/> trieb. In ſeinem Innern war Schenk laͤngſt zum Ver¬<lb/> brecher geworden, bevor und ohne daß er ſelbſt wußte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Eines Tages wurde Schenk in dem Hauſe, wo er<lb/> in Schlafſtelle lag, zu einem Manne beſchieden, um<lb/> eine Unebenheit am Fußboden auszuhobeln. Als er ſeine<lb/> Arbeit beendigt hatte und ſich vom Boden erhob, war<lb/> der Beſitzer des Zimmers auf einen Augenblick hinaus¬<lb/> gegangen. Schenk ſah mit einer Art aͤngſtlicher Neu¬<lb/> gierde umher, waͤhrend er die Ruͤckkehr des Mannes<lb/> erwartete. Da bemerkte er dicht am Ofen auf dem<lb/> Boden eine Brieftaſche. Daneben ſtand ein Stuhl,<lb/> uͤber den einige Kleider gebreitet lagen; augenſcheinlich<lb/> war die Brieftaſche aus einem der Kleidungsſtuͤcke ge¬<lb/> fallen. Schenk lauſchte einen Moment mit bangem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0026]
Armuth und Verbrechen.
erbte Reichthum der Vornehmen unverdient ſei. Zuletzt
kam immer jener erſte Gedanke zuruͤck, und wenn er
ihn noch nicht ausfuͤhrte, ſo geſchah es aus Furcht vor
der Entdeckung und — weil er im Augenblick noch
einen ganz kleinen Reſt der erhaltenen Unterſtuͤtzung
beſaß, weil die Noth ihn noch nicht gewaltſam dazu
trieb. In ſeinem Innern war Schenk laͤngſt zum Ver¬
brecher geworden, bevor und ohne daß er ſelbſt wußte.
Eines Tages wurde Schenk in dem Hauſe, wo er
in Schlafſtelle lag, zu einem Manne beſchieden, um
eine Unebenheit am Fußboden auszuhobeln. Als er ſeine
Arbeit beendigt hatte und ſich vom Boden erhob, war
der Beſitzer des Zimmers auf einen Augenblick hinaus¬
gegangen. Schenk ſah mit einer Art aͤngſtlicher Neu¬
gierde umher, waͤhrend er die Ruͤckkehr des Mannes
erwartete. Da bemerkte er dicht am Ofen auf dem
Boden eine Brieftaſche. Daneben ſtand ein Stuhl,
uͤber den einige Kleider gebreitet lagen; augenſcheinlich
war die Brieftaſche aus einem der Kleidungsſtuͤcke ge¬
fallen. Schenk lauſchte einen Moment mit bangem
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