Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.Armuth und Verbrechen. zur nothwendigen Gewohnheit geworden. Er benutzteSonntags seine freien Stunden regelmäßig, um sie zu besuchen, und die junge Wärterin verhehlte nicht, daß sie ihn mit Vergnügen kommen sah. Die Theilnahme, welche sie Anfangs für den Kranken gefühlt hatte, machte einem innigeren Gefühl Platz, und als Fritz seinen Heirathsantrag vorbrachte, hatte ihr Herz ihm längst schon das Versprechen der Treue gegeben. Schenk hoffte dazumal noch, daß die Schwäche Der Meister mußte jedesmal in den stillen Mona¬ Armuth und Verbrechen. zur nothwendigen Gewohnheit geworden. Er benutzteSonntags ſeine freien Stunden regelmaͤßig, um ſie zu beſuchen, und die junge Waͤrterin verhehlte nicht, daß ſie ihn mit Vergnuͤgen kommen ſah. Die Theilnahme, welche ſie Anfangs fuͤr den Kranken gefuͤhlt hatte, machte einem innigeren Gefuͤhl Platz, und als Fritz ſeinen Heirathsantrag vorbrachte, hatte ihr Herz ihm laͤngſt ſchon das Verſprechen der Treue gegeben. Schenk hoffte dazumal noch, daß die Schwaͤche Der Meiſter mußte jedesmal in den ſtillen Mona¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="6"/><fw place="top" type="header">Armuth und Verbrechen.<lb/></fw>zur nothwendigen Gewohnheit geworden. Er benutzte<lb/> Sonntags ſeine freien Stunden regelmaͤßig, um ſie zu<lb/> beſuchen, und die junge Waͤrterin verhehlte nicht, daß<lb/> ſie ihn mit Vergnuͤgen kommen ſah. Die Theilnahme,<lb/> welche ſie Anfangs fuͤr den Kranken gefuͤhlt hatte,<lb/> machte einem innigeren Gefuͤhl Platz, und als Fritz<lb/> ſeinen Heirathsantrag vorbrachte, hatte ihr Herz ihm<lb/> laͤngſt ſchon das Verſprechen der Treue gegeben.</p><lb/> <p>Schenk hoffte dazumal noch, daß die Schwaͤche<lb/> des Armes ſich allmaͤhlig durch Wiedergewoͤhnung an<lb/> die Arbeit verlieren wuͤrde, und dann haͤtten ihn ja<lb/> ſeine Erſparniſſe, ſeine Geſchicklichkeit und ſein zu dem<lb/> Ziel verdoppelter Eifer vielleicht bald in den Stand<lb/> ſetzen koͤnnen, eine eigne Werkſtatt anzulegen. Aber<lb/> das Uebel verzog ſich nicht, und eine duͤſtere Niederge¬<lb/> ſchlagenheit bemaͤchtigte ſich des Ungluͤcklichen. Seine<lb/> treue Verlobte verbarg ihren eignen Kummer uͤber ſein<lb/> Mißgeſchick und ſuchte ihn zu troͤſten und ſo viel als<lb/> moͤglich mit Hoffnungen zu troͤſten, an die ſie ſelbſt<lb/> nicht glaubte. Schenk konnte nicht anders glauben,<lb/> als daß ihm unter ſolchen Verhaͤltniſſen eine truͤbe<lb/> Zukunft bevorſtand.</p><lb/> <p>Der Meiſter mußte jedesmal in den ſtillen Mona¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0020]
Armuth und Verbrechen.
zur nothwendigen Gewohnheit geworden. Er benutzte
Sonntags ſeine freien Stunden regelmaͤßig, um ſie zu
beſuchen, und die junge Waͤrterin verhehlte nicht, daß
ſie ihn mit Vergnuͤgen kommen ſah. Die Theilnahme,
welche ſie Anfangs fuͤr den Kranken gefuͤhlt hatte,
machte einem innigeren Gefuͤhl Platz, und als Fritz
ſeinen Heirathsantrag vorbrachte, hatte ihr Herz ihm
laͤngſt ſchon das Verſprechen der Treue gegeben.
Schenk hoffte dazumal noch, daß die Schwaͤche
des Armes ſich allmaͤhlig durch Wiedergewoͤhnung an
die Arbeit verlieren wuͤrde, und dann haͤtten ihn ja
ſeine Erſparniſſe, ſeine Geſchicklichkeit und ſein zu dem
Ziel verdoppelter Eifer vielleicht bald in den Stand
ſetzen koͤnnen, eine eigne Werkſtatt anzulegen. Aber
das Uebel verzog ſich nicht, und eine duͤſtere Niederge¬
ſchlagenheit bemaͤchtigte ſich des Ungluͤcklichen. Seine
treue Verlobte verbarg ihren eignen Kummer uͤber ſein
Mißgeſchick und ſuchte ihn zu troͤſten und ſo viel als
moͤglich mit Hoffnungen zu troͤſten, an die ſie ſelbſt
nicht glaubte. Schenk konnte nicht anders glauben,
als daß ihm unter ſolchen Verhaͤltniſſen eine truͤbe
Zukunft bevorſtand.
Der Meiſter mußte jedesmal in den ſtillen Mona¬
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