Dronke, Ernst: Polizei-Geschichten. Leipzig, 1846.Das Unvermeidliche. vollkommen ein System, eine genaue Bahn seines Wan¬dels konstruirt und unterwarf engherzig jede, auch die kleinste seiner Handlungen der Analogie dieses Prinzips. Im Laufe der Zeit wurde ihm diese Pedanterie zur an¬ dern Natur. Es ging ihm nichts über ein Prinzip und er trieb die Konsequenz so weit, daß er lieber prinzipielle Schlechtigkeit gelten lassen, als den Leichtsinn und Wan¬ kelmuth jugendlicher Sorglosigkeit entschuldigen wollte. "Hat Jemand den Muth und die Konsequenz, aus Mit diesen Grundsätzen mußte Arthur auf der Uni¬ Das Unvermeidliche. vollkommen ein Syſtem, eine genaue Bahn ſeines Wan¬dels konſtruirt und unterwarf engherzig jede, auch die kleinſte ſeiner Handlungen der Analogie dieſes Prinzips. Im Laufe der Zeit wurde ihm dieſe Pedanterie zur an¬ dern Natur. Es ging ihm nichts uͤber ein Prinzip und er trieb die Konſequenz ſo weit, daß er lieber prinzipielle Schlechtigkeit gelten laſſen, als den Leichtſinn und Wan¬ kelmuth jugendlicher Sorgloſigkeit entſchuldigen wollte. „Hat Jemand den Muth und die Konſequenz, aus Mit dieſen Grundſaͤtzen mußte Arthur auf der Uni¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0172" n="158"/><fw place="top" type="header">Das Unvermeidliche.<lb/></fw>vollkommen ein Syſtem, eine genaue Bahn ſeines Wan¬<lb/> dels konſtruirt und unterwarf engherzig jede, auch die<lb/> kleinſte ſeiner Handlungen der Analogie dieſes Prinzips.<lb/> Im Laufe der Zeit wurde ihm dieſe Pedanterie zur an¬<lb/> dern Natur. Es ging ihm nichts uͤber ein Prinzip und<lb/> er trieb die Konſequenz ſo weit, daß er lieber prinzipielle<lb/> Schlechtigkeit gelten laſſen, als den Leichtſinn und Wan¬<lb/> kelmuth jugendlicher Sorgloſigkeit entſchuldigen wollte.</p><lb/> <p>„Hat Jemand den Muth und die Konſequenz, aus<lb/> Prinzip ſchlecht zu ſein,“ ſagte er, „ſo kann ich ihn<lb/> noch achten, wenn ich auch ſeine Gruͤnde vielleicht ver¬<lb/> werfen muß. Die Schwaͤche aber, die ſich von jedem<lb/> aͤußeren Hauche ihre Richtung geben laͤßt, darf ich nur<lb/> verachten.“ —</p><lb/> <p>Mit dieſen Grundſaͤtzen mußte Arthur auf der Uni¬<lb/> verſitaͤt natuͤrlich ſehr vereinſamt ſtehen. Seine Kommi¬<lb/> litonen kuͤmmerten ſich nicht um ihn, oder verſpotteten<lb/> ihn als einen verruͤckten Pedanten. Nur Eduard hielt<lb/> es mit ihm, weniger jedoch aus Uebereinſtimmung, als<lb/> vielmehr durch langjaͤhrige Gewohnheit mit ihm vertraut.<lb/> Sie hatten ſich ſchon auf der Schule, welche ſie zuſam¬<lb/> men beſuchten, feſt an einander angeſchloſſen, und ſo<lb/> verſchieden ſie auch im Grunde von einander waren, ſo<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [158/0172]
Das Unvermeidliche.
vollkommen ein Syſtem, eine genaue Bahn ſeines Wan¬
dels konſtruirt und unterwarf engherzig jede, auch die
kleinſte ſeiner Handlungen der Analogie dieſes Prinzips.
Im Laufe der Zeit wurde ihm dieſe Pedanterie zur an¬
dern Natur. Es ging ihm nichts uͤber ein Prinzip und
er trieb die Konſequenz ſo weit, daß er lieber prinzipielle
Schlechtigkeit gelten laſſen, als den Leichtſinn und Wan¬
kelmuth jugendlicher Sorgloſigkeit entſchuldigen wollte.
„Hat Jemand den Muth und die Konſequenz, aus
Prinzip ſchlecht zu ſein,“ ſagte er, „ſo kann ich ihn
noch achten, wenn ich auch ſeine Gruͤnde vielleicht ver¬
werfen muß. Die Schwaͤche aber, die ſich von jedem
aͤußeren Hauche ihre Richtung geben laͤßt, darf ich nur
verachten.“ —
Mit dieſen Grundſaͤtzen mußte Arthur auf der Uni¬
verſitaͤt natuͤrlich ſehr vereinſamt ſtehen. Seine Kommi¬
litonen kuͤmmerten ſich nicht um ihn, oder verſpotteten
ihn als einen verruͤckten Pedanten. Nur Eduard hielt
es mit ihm, weniger jedoch aus Uebereinſtimmung, als
vielmehr durch langjaͤhrige Gewohnheit mit ihm vertraut.
Sie hatten ſich ſchon auf der Schule, welche ſie zuſam¬
men beſuchten, feſt an einander angeſchloſſen, und ſo
verſchieden ſie auch im Grunde von einander waren, ſo
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