die aber gemeiniglich wieder davon giengen: es sey ja besser, einem thätigen und nahrhaften Volk, das man schon im Lande hat, und sich sehr vermehret, Acker einräumen, und seine Vermehrung auf keine Weise einschränken oder hindern. Dabey gehet seine Absicht nicht eigentlich auf die reichen Juden, die werden, wie er selbst bemerkt, noch so ziemlich aufge- nommen, den Armen hingegen selbst der Sitz im Lande verweigert; sondern gerade auf diese Armen, die doch brauchbare Hände haben, und eben so gut, als wir, Menschen sind. Dis unterscheidet seine Schrift sehr von dem in England vorgewesenen Na- tionalisations-Project, von dem ich freilich glaube, es würde nun schon schädliche Folgen haben, wenn es nicht wiederrufen wäre: auch fällt dadurch der Verdacht weg, daß dis eine von reichen Juden be- zahlte Schrift sey, und wenn Herr D. der Advocat des ärmern Theils der Juden mit Vorbeygehung der reichen wird, so kann man wohl nicht anders den- ken, als er schreibt aus Ueberzeugung.
Nach dieser kurzen Ueberblickung des Ganzen gehört, wie jeder sieht, dis Buch nicht sowohl in eine orientalische, als politische Bibliothek, die ausser meinem Gesichtskraiß ist: weil aber verlangt ward, daß ich meine Meynung darüber sagen sollte, (et-
wan
die aber gemeiniglich wieder davon giengen: es ſey ja beſſer, einem thaͤtigen und nahrhaften Volk, das man ſchon im Lande hat, und ſich ſehr vermehret, Acker einraͤumen, und ſeine Vermehrung auf keine Weiſe einſchraͤnken oder hindern. Dabey gehet ſeine Abſicht nicht eigentlich auf die reichen Juden, die werden, wie er ſelbſt bemerkt, noch ſo ziemlich aufge- nommen, den Armen hingegen ſelbſt der Sitz im Lande verweigert; ſondern gerade auf dieſe Armen, die doch brauchbare Haͤnde haben, und eben ſo gut, als wir, Menſchen ſind. Dis unterſcheidet ſeine Schrift ſehr von dem in England vorgeweſenen Na- tionaliſations-Project, von dem ich freilich glaube, es wuͤrde nun ſchon ſchaͤdliche Folgen haben, wenn es nicht wiederrufen waͤre: auch faͤllt dadurch der Verdacht weg, daß dis eine von reichen Juden be- zahlte Schrift ſey, und wenn Herr D. der Advocat des aͤrmern Theils der Juden mit Vorbeygehung der reichen wird, ſo kann man wohl nicht anders den- ken, als er ſchreibt aus Ueberzeugung.
Nach dieſer kurzen Ueberblickung des Ganzen gehoͤrt, wie jeder ſieht, dis Buch nicht ſowohl in eine orientaliſche, als politiſche Bibliothek, die auſſer meinem Geſichtskraiß iſt: weil aber verlangt ward, daß ich meine Meynung daruͤber ſagen ſollte, (et-
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die aber gemeiniglich wieder davon giengen: es ſey
ja beſſer, einem thaͤtigen und nahrhaften Volk, das
man ſchon im Lande hat, und ſich ſehr vermehret,
Acker einraͤumen, und ſeine Vermehrung auf keine
Weiſe einſchraͤnken oder hindern. Dabey gehet ſeine
Abſicht nicht eigentlich auf die reichen Juden, die
werden, wie er ſelbſt bemerkt, noch ſo ziemlich aufge-
nommen, den Armen hingegen ſelbſt der Sitz im
Lande verweigert; ſondern gerade auf dieſe Armen,
die doch brauchbare Haͤnde haben, und eben ſo gut,
als wir, Menſchen ſind. Dis unterſcheidet ſeine
Schrift ſehr von dem in England vorgeweſenen Na-
tionaliſations-Project, von dem ich freilich glaube,
es wuͤrde nun ſchon ſchaͤdliche Folgen haben, wenn
es nicht wiederrufen waͤre: auch faͤllt dadurch der
Verdacht weg, daß dis eine von reichen Juden be-
zahlte Schrift ſey, und wenn Herr D. der Advocat
des aͤrmern Theils der Juden mit Vorbeygehung der
reichen wird, ſo kann man wohl nicht anders den-
ken, als er ſchreibt aus Ueberzeugung.
Nach dieſer kurzen Ueberblickung des Ganzen
gehoͤrt, wie jeder ſieht, dis Buch nicht ſowohl in
eine orientaliſche, als politiſche Bibliothek, die auſſer
meinem Geſichtskraiß iſt: weil aber verlangt ward,
daß ich meine Meynung daruͤber ſagen ſollte, (et-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/40>, abgerufen am 27.11.2024.
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