wirklich Gutes und Großes hervorzubringen, man es nicht in einem Jahre wollen müsse. Ein wahr- haft großer Regent arbeitet nicht für die Zeitung, sondern für die Geschichte; die Größe und der innere Werth seiner Thaten kann nur dann empfun- den werden, wenn wir ihr schönes Ganze, ihren bin- denden Zusammenhang zu übersehn vermögen. Ein- zelne Theile können auffallen, aber sie gehörten ins Ganze, -- das dann freylich auch nicht schöner seyn kann, als der Stoff, in den es gearbeitet wurde, zuließ. --
Jeder Leser wird es fühlen, daß dies der Ge- sichtspunkt ist, aus dem man das Verfahren einer weisen Regierung betrachten müsse; er wird meinen Unglauben billigen, mit dem ich die Aechtheit jener Ihrer unwürdiger Nachrichten bezweifelte, und das Vergnügen theilen, mit dem ich itzt richtigere be- kannt mache.
Der von meinem Hrn. Correspondenten ange- führte Befehl des Hof-Kriegsraths ist in dem mir so eben zugekommenen 2ten St. des 54sten Ban- des der Allgem. deutschen Bibl. abgedruckt, und stimmt mit dem was daraus angeführt worden, voll- kommen überein. Es ist demselben aber auch ein äusserst merkwürdiges Verhör beygefügt, welches ein protestantischer Geistlicher zu Preßburg mit einem dieser Deisten angestellt hat. Ich darf voraussetzen,
daß
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wirklich Gutes und Großes hervorzubringen, man es nicht in einem Jahre wollen muͤſſe. Ein wahr- haft großer Regent arbeitet nicht fuͤr die Zeitung, ſondern fuͤr die Geſchichte; die Groͤße und der innere Werth ſeiner Thaten kann nur dann empfun- den werden, wenn wir ihr ſchoͤnes Ganze, ihren bin- denden Zuſammenhang zu uͤberſehn vermoͤgen. Ein- zelne Theile koͤnnen auffallen, aber ſie gehoͤrten ins Ganze, — das dann freylich auch nicht ſchoͤner ſeyn kann, als der Stoff, in den es gearbeitet wurde, zuließ. —
Jeder Leſer wird es fuͤhlen, daß dies der Ge- ſichtspunkt iſt, aus dem man das Verfahren einer weiſen Regierung betrachten muͤſſe; er wird meinen Unglauben billigen, mit dem ich die Aechtheit jener Ihrer unwuͤrdiger Nachrichten bezweifelte, und das Vergnuͤgen theilen, mit dem ich itzt richtigere be- kannt mache.
Der von meinem Hrn. Correſpondenten ange- fuͤhrte Befehl des Hof-Kriegsraths iſt in dem mir ſo eben zugekommenen 2ten St. des 54ſten Ban- des der Allgem. deutſchen Bibl. abgedruckt, und ſtimmt mit dem was daraus angefuͤhrt worden, voll- kommen uͤberein. Es iſt demſelben aber auch ein aͤuſſerſt merkwuͤrdiges Verhoͤr beygefuͤgt, welches ein proteſtantiſcher Geiſtlicher zu Preßburg mit einem dieſer Deiſten angeſtellt hat. Ich darf vorausſetzen,
daß
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wirklich Gutes und Großes hervorzubringen, man
es nicht in einem Jahre wollen muͤſſe. Ein wahr-
haft großer Regent arbeitet nicht fuͤr die Zeitung,
ſondern fuͤr die Geſchichte; die Groͤße und der
innere Werth ſeiner Thaten kann nur dann empfun-
den werden, wenn wir ihr ſchoͤnes Ganze, ihren bin-
denden Zuſammenhang zu uͤberſehn vermoͤgen. Ein-
zelne Theile koͤnnen auffallen, aber ſie gehoͤrten ins
Ganze, — das dann freylich auch nicht ſchoͤner ſeyn
kann, als der Stoff, in den es gearbeitet wurde,
zuließ. —
Jeder Leſer wird es fuͤhlen, daß dies der Ge-
ſichtspunkt iſt, aus dem man das Verfahren einer
weiſen Regierung betrachten muͤſſe; er wird meinen
Unglauben billigen, mit dem ich die Aechtheit jener
Ihrer unwuͤrdiger Nachrichten bezweifelte, und das
Vergnuͤgen theilen, mit dem ich itzt richtigere be-
kannt mache.
Der von meinem Hrn. Correſpondenten ange-
fuͤhrte Befehl des Hof-Kriegsraths iſt in dem
mir ſo eben zugekommenen 2ten St. des 54ſten Ban-
des der Allgem. deutſchen Bibl. abgedruckt, und
ſtimmt mit dem was daraus angefuͤhrt worden, voll-
kommen uͤberein. Es iſt demſelben aber auch ein
aͤuſſerſt merkwuͤrdiges Verhoͤr beygefuͤgt, welches ein
proteſtantiſcher Geiſtlicher zu Preßburg mit einem
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/379>, abgerufen am 22.11.2024.
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