Juden her, giebt ihnen alles Unglück seines Vaterlandes Schuld und häuft die härtesten Vorwürfe gegen die unglücklichen Hebräer ohne um die Ursachen derselben, wenn sie auch in Manchem gegründet seyn mögen, sich zu bekümmern. Ich finde es indeß gar nicht unrecht, daß es erlaubt worden, diese Schrift zu drucken, nur wundert es mich ein wenig, daß eine Censur, die noch so viele der vor- treflichsten deutschen Schriften von den öster- reichischen Gränzen abhält, die, aller so sehr gepriesenen Preßfreyheit ohngeachtet, nur all- mählig auf besonderes Ansuchen, einzelnen klassischen Werken den Eintritt und die Allge-
meine
merkt, erwähnt der Verfasser auch, und giebt Verrätherey als ihre Ursache an, aber ohne den mindesten Beweis derselben zu führen, so wenig als er einen Grund anführt, warum er die Regierung tadelt, welche im folgenden Jah- re die Unschuld der Juden erkannte und sie zurückrief.
Juden her, giebt ihnen alles Ungluͤck ſeines Vaterlandes Schuld und haͤuft die haͤrteſten Vorwuͤrfe gegen die ungluͤcklichen Hebraͤer ohne um die Urſachen derſelben, wenn ſie auch in Manchem gegruͤndet ſeyn moͤgen, ſich zu bekuͤmmern. Ich finde es indeß gar nicht unrecht, daß es erlaubt worden, dieſe Schrift zu drucken, nur wundert es mich ein wenig, daß eine Cenſur, die noch ſo viele der vor- treflichſten deutſchen Schriften von den oͤſter- reichiſchen Graͤnzen abhaͤlt, die, aller ſo ſehr geprieſenen Preßfreyheit ohngeachtet, nur all- maͤhlig auf beſonderes Anſuchen, einzelnen klaſſiſchen Werken den Eintritt und die Allge-
meine
merkt, erwaͤhnt der Verfaſſer auch, und giebt Verraͤtherey als ihre Urſache an, aber ohne den mindeſten Beweis derſelben zu fuͤhren, ſo wenig als er einen Grund anfuͤhrt, warum er die Regierung tadelt, welche im folgenden Jah- re die Unſchuld der Juden erkannte und ſie zuruͤckrief.
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Juden her, giebt ihnen alles Ungluͤck ſeines
Vaterlandes Schuld und haͤuft die haͤrteſten
Vorwuͤrfe gegen die ungluͤcklichen Hebraͤer
ohne um die Urſachen derſelben, wenn ſie
auch in Manchem gegruͤndet ſeyn moͤgen, ſich
zu bekuͤmmern. Ich finde es indeß gar nicht
unrecht, daß es erlaubt worden, dieſe Schrift
zu drucken, nur wundert es mich ein wenig,
daß eine Cenſur, die noch ſo viele der vor-
treflichſten deutſchen Schriften von den oͤſter-
reichiſchen Graͤnzen abhaͤlt, die, aller ſo ſehr
geprieſenen Preßfreyheit ohngeachtet, nur all-
maͤhlig auf beſonderes Anſuchen, einzelnen
klaſſiſchen Werken den Eintritt und die Allge-
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*) merkt, erwaͤhnt der Verfaſſer auch, und giebt
Verraͤtherey als ihre Urſache an, aber ohne den
mindeſten Beweis derſelben zu fuͤhren, ſo wenig
als er einen Grund anfuͤhrt, warum er die
Regierung tadelt, welche im folgenden Jah-
re die Unſchuld der Juden erkannte und ſie
zuruͤckrief.
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/37>, abgerufen am 16.02.2025.
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