gleich zu werden, Ackerbau zu treiben u. s. w. Wahr- scheinlich haben sie auch dieses zum Beweggrunde gemacht, bey ihrer Ankunft aus Asien, von da sie vermuthlich abgesondert von den übrigen Hebräern nach Polen gekommen, die Befreyung von den sonst üblichen Juden-Lasten sich auszubedingen.
Wenn übrigens der Hr. Verf. jenes Aufsatzes S. 155 auch die Erthellung des Bürgerrechts an Juden, für eine der Ursachen der schlechten Verfas- sung der polnischen Städte angiebt, so bemerkt Hr. Prediger Zöllner sehr treffend, "daß nicht dieses "Bürgerrecht an sich selbst, sondern der Juden Lage "überhaupt und der Mißbrauch, den sie von jenem "Bürgerrecht machen müssen, dem Vortheil der "städtischen Einwohner in den Weg trete." Aller- dings ist es immer Unrecht eine Classe von Men- schen, sie sey, welche es wolle vor den übrigen zu begünstigen, -- aber dieses Unrecht ist als- dann nicht diesen Begünstigten, sondern den un- politischen und ungerechten Begünstigern beyzu- messen. Sicher sind es in Polen nicht die Juden, als Juden, welche den Bürgerstand drücken, son- dern, wie es auch aus dieser ganzen Beschreibung deutlich genug erhellet, bloß die Edelleute, -- die den Juden nur deshalb, zum Nachtheil der städ- tischen Bewohner, größern Gewinn verstatten, weil
sie
gleich zu werden, Ackerbau zu treiben u. ſ. w. Wahr- ſcheinlich haben ſie auch dieſes zum Beweggrunde gemacht, bey ihrer Ankunft aus Aſien, von da ſie vermuthlich abgeſondert von den uͤbrigen Hebraͤern nach Polen gekommen, die Befreyung von den ſonſt uͤblichen Juden-Laſten ſich auszubedingen.
Wenn uͤbrigens der Hr. Verf. jenes Aufſatzes S. 155 auch die Erthellung des Buͤrgerrechts an Juden, fuͤr eine der Urſachen der ſchlechten Verfaſ- ſung der polniſchen Staͤdte angiebt, ſo bemerkt Hr. Prediger Zoͤllner ſehr treffend, „daß nicht dieſes „Buͤrgerrecht an ſich ſelbſt, ſondern der Juden Lage „uͤberhaupt und der Mißbrauch, den ſie von jenem „Buͤrgerrecht machen muͤſſen, dem Vortheil der „ſtaͤdtiſchen Einwohner in den Weg trete.“ Aller- dings iſt es immer Unrecht eine Claſſe von Men- ſchen, ſie ſey, welche es wolle vor den uͤbrigen zu beguͤnſtigen, — aber dieſes Unrecht iſt als- dann nicht dieſen Beguͤnſtigten, ſondern den un- politiſchen und ungerechten Beguͤnſtigern beyzu- meſſen. Sicher ſind es in Polen nicht die Juden, als Juden, welche den Buͤrgerſtand druͤcken, ſon- dern, wie es auch aus dieſer ganzen Beſchreibung deutlich genug erhellet, bloß die Edelleute, — die den Juden nur deshalb, zum Nachtheil der ſtaͤd- tiſchen Bewohner, groͤßern Gewinn verſtatten, weil
ſie
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gleich zu werden, Ackerbau zu treiben u. ſ. w. Wahr-
ſcheinlich haben ſie auch dieſes zum Beweggrunde
gemacht, bey ihrer Ankunft aus Aſien, von da ſie
vermuthlich abgeſondert von den uͤbrigen Hebraͤern
nach Polen gekommen, die Befreyung von den ſonſt
uͤblichen Juden-Laſten ſich auszubedingen.
Wenn uͤbrigens der Hr. Verf. jenes Aufſatzes
S. 155 auch die Erthellung des Buͤrgerrechts an
Juden, fuͤr eine der Urſachen der ſchlechten Verfaſ-
ſung der polniſchen Staͤdte angiebt, ſo bemerkt Hr.
Prediger Zoͤllner ſehr treffend, „daß nicht dieſes
„Buͤrgerrecht an ſich ſelbſt, ſondern der Juden Lage
„uͤberhaupt und der Mißbrauch, den ſie von jenem
„Buͤrgerrecht machen muͤſſen, dem Vortheil der
„ſtaͤdtiſchen Einwohner in den Weg trete.“ Aller-
dings iſt es immer Unrecht eine Claſſe von Men-
ſchen, ſie ſey, welche es wolle vor den uͤbrigen
zu beguͤnſtigen, — aber dieſes Unrecht iſt als-
dann nicht dieſen Beguͤnſtigten, ſondern den un-
politiſchen und ungerechten Beguͤnſtigern beyzu-
meſſen. Sicher ſind es in Polen nicht die Juden,
als Juden, welche den Buͤrgerſtand druͤcken, ſon-
dern, wie es auch aus dieſer ganzen Beſchreibung
deutlich genug erhellet, bloß die Edelleute, — die
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/369>, abgerufen am 24.11.2024.
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