Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.Sache kein weiterer Zweifel mehr seyn, und fast un- nütz einen Eyd geher, welchen ein Jude dem andern,
oder ein Jude gegen einen Goi thut. Es geher allein auf die Gelübde, die einer auf sich nimmt, mit einem Gelübde, oder mit einem Eyd, wie die Schrift (Nummer. 30, v. 3.) sagt: wann jemand dem Herrn ein Gelübde thut, oder einen Eyd schwöret, daß er seine Seele (das ist sich selbsten) verbindet. Wann einer ein Ge- lübde thut, als Fasten, oder anderes, so hilft Col niddre darzu, daß er sich darvon durch einen fürtreflichen Mann, das ist, durch einen, der im Gesetz sehr wol erfahren ist, oder durch drey schlechte Männer kann entbinden laßen. Siehe die Auflösung (über Col niddre) in den Machsoren, oder in allen Gelehrten, die darü- ber geschrieben haben, daß Col niddre auch nicht zu den Gelübden etwas hilft, wann sich einer darauf verläßet, und an Col niddre ge- denket, ehe er das Gelübde thut, und thut das Gelübde doch, so muß er es halten. Aber kein Mensch in der Welt kann sagen, daß Col nid- dre einen Eyd, (welchen man einem andern thut) auflöse, sonsten mögte ein Jude gegen den andern auch falsch schwören. Es stehet ja kein Christ noch Jude darinnen ausgeschlossen. In Sache kein weiterer Zweifel mehr ſeyn, und faſt un- nuͤtz einen Eyd geher, welchen ein Jude dem andern,
oder ein Jude gegen einen Goi thut. Es geher allein auf die Geluͤbde, die einer auf ſich nimmt, mit einem Geluͤbde, oder mit einem Eyd, wie die Schrift (Nummer. 30, v. 3.) ſagt: wann jemand dem Herrn ein Geluͤbde thut, oder einen Eyd ſchwoͤret, daß er ſeine Seele (das iſt ſich ſelbſten) verbindet. Wann einer ein Ge- luͤbde thut, als Faſten, oder anderes, ſo hilft Col niddre darzu, daß er ſich darvon durch einen fuͤrtreflichen Mann, das iſt, durch einen, der im Geſetz ſehr wol erfahren iſt, oder durch drey ſchlechte Maͤnner kann entbinden laßen. Siehe die Aufloͤſung (uͤber Col niddre) in den Machſoren, oder in allen Gelehrten, die daruͤ- ber geſchrieben haben, daß Col niddre auch nicht zu den Geluͤbden etwas hilft, wann ſich einer darauf verlaͤßet, und an Col niddre ge- denket, ehe er das Geluͤbde thut, und thut das Geluͤbde doch, ſo muß er es halten. Aber kein Menſch in der Welt kann ſagen, daß Col nid- dre einen Eyd, (welchen man einem andern thut) aufloͤſe, ſonſten moͤgte ein Jude gegen den andern auch falſch ſchwoͤren. Es ſtehet ja kein Chriſt noch Jude darinnen ausgeſchloſſen. In <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0327" n="319"/> Sache kein weiterer Zweifel mehr ſeyn, und faſt un-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nuͤtz</fw><lb/><note next="#note-0328" xml:id="note-0327" prev="#note-0326" place="foot" n="*)"><hi rendition="#fr">einen Eyd geher, welchen ein Jude dem andern,<lb/> oder ein Jude gegen einen Goi thut. Es geher<lb/> allein auf die Geluͤbde, die einer auf ſich nimmt,<lb/> mit einem Geluͤbde, oder mit einem Eyd, wie<lb/> die Schrift</hi> (Nummer. 30, v. 3.) <hi rendition="#fr">ſagt: wann<lb/> jemand dem Herrn ein Geluͤbde thut, oder<lb/> einen Eyd ſchwoͤret, daß er ſeine Seele</hi> (das<lb/> iſt ſich ſelbſten) <hi rendition="#fr">verbindet. Wann einer ein Ge-<lb/> luͤbde thut, als Faſten, oder anderes, ſo hilft<lb/> Col niddre darzu, daß er ſich darvon durch<lb/> einen fuͤrtreflichen Mann, das iſt, durch einen,<lb/> der im Geſetz ſehr wol erfahren iſt, oder durch<lb/> drey ſchlechte Maͤnner kann entbinden laßen.<lb/> Siehe die Aufloͤſung</hi> (uͤber Col niddre) <hi rendition="#fr">in den<lb/> Machſoren, oder in allen Gelehrten, die daruͤ-<lb/> ber geſchrieben haben, daß Col niddre auch<lb/> nicht zu den Geluͤbden etwas hilft, wann ſich<lb/> einer darauf verlaͤßet, und an Col niddre ge-<lb/> denket, ehe er das Geluͤbde thut, und thut das<lb/> Geluͤbde doch, ſo muß er es halten. Aber kein<lb/> Menſch in der Welt kann ſagen, daß Col nid-<lb/> dre einen Eyd, (welchen man einem andern<lb/> thut) aufloͤſe, ſonſten moͤgte ein Jude gegen<lb/> den andern auch falſch ſchwoͤren. Es ſtehet ja<lb/> kein Chriſt noch Jude darinnen ausgeſchloſſen</hi>.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">In</fw></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [319/0327]
Sache kein weiterer Zweifel mehr ſeyn, und faſt un-
nuͤtz
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*) einen Eyd geher, welchen ein Jude dem andern,
oder ein Jude gegen einen Goi thut. Es geher
allein auf die Geluͤbde, die einer auf ſich nimmt,
mit einem Geluͤbde, oder mit einem Eyd, wie
die Schrift (Nummer. 30, v. 3.) ſagt: wann
jemand dem Herrn ein Geluͤbde thut, oder
einen Eyd ſchwoͤret, daß er ſeine Seele (das
iſt ſich ſelbſten) verbindet. Wann einer ein Ge-
luͤbde thut, als Faſten, oder anderes, ſo hilft
Col niddre darzu, daß er ſich darvon durch
einen fuͤrtreflichen Mann, das iſt, durch einen,
der im Geſetz ſehr wol erfahren iſt, oder durch
drey ſchlechte Maͤnner kann entbinden laßen.
Siehe die Aufloͤſung (uͤber Col niddre) in den
Machſoren, oder in allen Gelehrten, die daruͤ-
ber geſchrieben haben, daß Col niddre auch
nicht zu den Geluͤbden etwas hilft, wann ſich
einer darauf verlaͤßet, und an Col niddre ge-
denket, ehe er das Geluͤbde thut, und thut das
Geluͤbde doch, ſo muß er es halten. Aber kein
Menſch in der Welt kann ſagen, daß Col nid-
dre einen Eyd, (welchen man einem andern
thut) aufloͤſe, ſonſten moͤgte ein Jude gegen
den andern auch falſch ſchwoͤren. Es ſtehet ja
kein Chriſt noch Jude darinnen ausgeſchloſſen.
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