kern zu bilden, wenn es auch auf Kosten und mit ei- nigem Nachtheil der ältern Bürger geschehen sollte; und so auch diese hiebey zur Mitwirkung anzuhalten. Eben so würde ich, weil ich die Handwerke für ein so wesentliches Mittel zur Besserung der Juden an- sehe, anfangs nicht wider einigen Zwang bey ihnen selbst seyn. Ein Vater, der mehrere Söhne hätte, müßte wenigstens einen einer mechanischen Kunst oder einem Handwerk widmen, und besonders müßte der übertriebenen Neigung zum Handel wirksam entge- gen gearbeitet werden. Vieleicht wäre es noch nicht genug, wie ich schon vorgeschlagen, die Zahl der handelnden Juden zu beschränken oder wenigstens durch Abgaben zu erschweren; ich würde vielmehr rathen, auf dem Lande (wenn er bisher erlaubt war) und in allen kleinern Städten, den Juden den Kleim handel almälig ganz zu verbieten, sobald nämlich erst diejenigen ausgestorben seyn werden, welche nun einnal mit nichts anderm sich nähren können. Sollte es einer Regierung gelingen, die Juden von einer Beschäftigung ganz abzuleiten, durch die sie vornem- lich verderbt geworden sind, und die sie fast nicht an- ders als zum Nachtheil ihrer Mitbürger treiben kön- nen, und wäre es möglich in etwa funfzig Jahren den größern Theil der Juden zu Landbauern, Hand-
werkern
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kern zu bilden, wenn es auch auf Koſten und mit ei- nigem Nachtheil der aͤltern Buͤrger geſchehen ſollte; und ſo auch dieſe hiebey zur Mitwirkung anzuhalten. Eben ſo wuͤrde ich, weil ich die Handwerke fuͤr ein ſo weſentliches Mittel zur Beſſerung der Juden an- ſehe, anfangs nicht wider einigen Zwang bey ihnen ſelbſt ſeyn. Ein Vater, der mehrere Soͤhne haͤtte, muͤßte wenigſtens einen einer mechaniſchen Kunſt oder einem Handwerk widmen, und beſonders muͤßte der uͤbertriebenen Neigung zum Handel wirkſam entge- gen gearbeitet werden. Vieleicht waͤre es noch nicht genug, wie ich ſchon vorgeſchlagen, die Zahl der handelnden Juden zu beſchraͤnken oder wenigſtens durch Abgaben zu erſchweren; ich wuͤrde vielmehr rathen, auf dem Lande (wenn er bisher erlaubt war) und in allen kleinern Staͤdten, den Juden den Kleim handel almaͤlig ganz zu verbieten, ſobald naͤmlich erſt diejenigen ausgeſtorben ſeyn werden, welche nun einnal mit nichts anderm ſich naͤhren koͤnnen. Sollte es einer Regierung gelingen, die Juden von einer Beſchaͤftigung ganz abzuleiten, durch die ſie vornem- lich verderbt geworden ſind, und die ſie faſt nicht an- ders als zum Nachtheil ihrer Mitbuͤrger treiben koͤn- nen, und waͤre es moͤglich in etwa funfzig Jahren den groͤßern Theil der Juden zu Landbauern, Hand-
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kern zu bilden, wenn es auch auf Koſten und mit ei-
nigem Nachtheil der aͤltern Buͤrger geſchehen ſollte;
und ſo auch dieſe hiebey zur Mitwirkung anzuhalten.
Eben ſo wuͤrde ich, weil ich die Handwerke fuͤr ein
ſo weſentliches Mittel zur Beſſerung der Juden an-
ſehe, anfangs nicht wider einigen Zwang bey ihnen
ſelbſt ſeyn. Ein Vater, der mehrere Soͤhne haͤtte,
muͤßte wenigſtens einen einer mechaniſchen Kunſt oder
einem Handwerk widmen, und beſonders muͤßte der
uͤbertriebenen Neigung zum Handel wirkſam entge-
gen gearbeitet werden. Vieleicht waͤre es noch nicht
genug, wie ich ſchon vorgeſchlagen, die Zahl der
handelnden Juden zu beſchraͤnken oder wenigſtens
durch Abgaben zu erſchweren; ich wuͤrde vielmehr
rathen, auf dem Lande (wenn er bisher erlaubt war)
und in allen kleinern Staͤdten, den Juden den Kleim
handel almaͤlig ganz zu verbieten, ſobald naͤmlich erſt
diejenigen ausgeſtorben ſeyn werden, welche nun
einnal mit nichts anderm ſich naͤhren koͤnnen. Sollte
es einer Regierung gelingen, die Juden von einer
Beſchaͤftigung ganz abzuleiten, durch die ſie vornem-
lich verderbt geworden ſind, und die ſie faſt nicht an-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/305>, abgerufen am 24.11.2024.
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