Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.nachtheiligen Vorurtheilen frey werden, und weni- einmal *) Ich habe ein Beyspiel gehört, wie der unerleuch- tete Religionshaß oft auch dieß erschwere. Vor ei- nigen Jahren kam ein junger Jude, der die Mahle- rey gelernt hatte, nach einer berühmten Stadt Deutschlands, um durch den Gebrauch der dorti- gen Gallerie es in seiner Kunst noch weiter zu brin- gen. Aber man verstattete ihm nicht den Besuch der Gallerie, weil er beschnitten war. T 3
nachtheiligen Vorurtheilen frey werden, und weni- einmal *) Ich habe ein Beyſpiel gehoͤrt, wie der unerleuch- tete Religionshaß oft auch dieß erſchwere. Vor ei- nigen Jahren kam ein junger Jude, der die Mahle- rey gelernt hatte, nach einer beruͤhmten Stadt Deutſchlands, um durch den Gebrauch der dorti- gen Gallerie es in ſeiner Kunſt noch weiter zu brin- gen. Aber man verſtattete ihm nicht den Beſuch der Gallerie, weil er beſchnitten war. T 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0301" n="293"/> nachtheiligen Vorurtheilen frey werden, und weni-<lb/> ger Bedenken haben, auch ohne aͤngſtliche Reſtrictio-<lb/> nen ihre Kinder einem chriſtlichen Handwerker in<lb/> die Lehre zu geben. Ich halte es daher ſowohl um<lb/> dieſer Folge als an ſich ſelbſt fuͤr vorzuͤglich wichtig,<lb/> die Juden ſoviel moͤglich zu allen nicht zuͤnftigen Be-<lb/> ſchaͤftigungen durch Ermunterungen und einige Er-<lb/> ſchwerung in Abſicht des Handels, hinzuleiten. In<lb/> manchen ſchoͤnen Kuͤnſten haben es einzelne Juden<lb/> ſchon weit gebracht <note place="foot" n="*)">Ich habe ein Beyſpiel gehoͤrt, wie der unerleuch-<lb/> tete Religionshaß oft auch dieß erſchwere. Vor ei-<lb/> nigen Jahren kam ein junger Jude, der die Mahle-<lb/> rey gelernt hatte, nach einer beruͤhmten Stadt<lb/> Deutſchlands, um durch den Gebrauch der dorti-<lb/> gen Gallerie es in ſeiner Kunſt noch weiter zu brin-<lb/> gen. Aber man verſtattete ihm nicht den Beſuch<lb/> der Gallerie, weil er beſchnitten war.</note>. Indeß koͤnnen dieſe nicht<lb/> viele Menſchen beſchaͤftigen, und die mechaniſchen<lb/> Kuͤnſte ſind in politiſcher Abſicht wichtiger. Beſon-<lb/> ders ſollten die Juden bey den unzuͤnftigen Arbeiten<lb/> der Fabriken gebraucht werden. Es geſchieht dieſes<lb/> noch bis itzt ſehr wenig, und ſelbſt juͤdiſche Entre-<lb/> preneurs großer Manufacturen, haben wenige Ar-<lb/> beiter ihrer Nation, welches theils eine Folge des<lb/> <fw place="bottom" type="sig">T 3</fw><fw place="bottom" type="catch">einmal</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [293/0301]
nachtheiligen Vorurtheilen frey werden, und weni-
ger Bedenken haben, auch ohne aͤngſtliche Reſtrictio-
nen ihre Kinder einem chriſtlichen Handwerker in
die Lehre zu geben. Ich halte es daher ſowohl um
dieſer Folge als an ſich ſelbſt fuͤr vorzuͤglich wichtig,
die Juden ſoviel moͤglich zu allen nicht zuͤnftigen Be-
ſchaͤftigungen durch Ermunterungen und einige Er-
ſchwerung in Abſicht des Handels, hinzuleiten. In
manchen ſchoͤnen Kuͤnſten haben es einzelne Juden
ſchon weit gebracht *). Indeß koͤnnen dieſe nicht
viele Menſchen beſchaͤftigen, und die mechaniſchen
Kuͤnſte ſind in politiſcher Abſicht wichtiger. Beſon-
ders ſollten die Juden bey den unzuͤnftigen Arbeiten
der Fabriken gebraucht werden. Es geſchieht dieſes
noch bis itzt ſehr wenig, und ſelbſt juͤdiſche Entre-
preneurs großer Manufacturen, haben wenige Ar-
beiter ihrer Nation, welches theils eine Folge des
einmal
*) Ich habe ein Beyſpiel gehoͤrt, wie der unerleuch-
tete Religionshaß oft auch dieß erſchwere. Vor ei-
nigen Jahren kam ein junger Jude, der die Mahle-
rey gelernt hatte, nach einer beruͤhmten Stadt
Deutſchlands, um durch den Gebrauch der dorti-
gen Gallerie es in ſeiner Kunſt noch weiter zu brin-
gen. Aber man verſtattete ihm nicht den Beſuch
der Gallerie, weil er beſchnitten war.
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