"selbst zu; aber er soll völlig frey arbeiten, und noch "Freyjahre von Abgaben und Unterstützungen ge- "nießen. Aber scheint es nicht, als wenn man hier "mit der besten Absicht eine Ungerechtigkeit begehe, "wenn man diese neue Ankömmlinge besser setzen woll- "te, als die alten Bürger? Was oben wegen der "doppelten Festtage und theurer Beköstigung gesagt "ist, tritt nun bey dem jüdischen Meister in vollem "Maaße ein. Ein großer Meister, der viele Arbeiten "übernimmt, kann er ohnehin nicht werden. Dazu "gehört bey den meisten Handwerken, die Einrich- "tung des Wanderns der Gesellen, wodurch er deren "mehr oder weniger nach Maaßgabe der Arbeit erhal- "ten kann. Christliche Gesellen werden nicht leicht "bey ihm arbeiten. Also wird Jude unter Juden "bleiben, ihre Nationalabsonderung wird bleiben. "Und die Schwierigkeit wegen der Gerechtsamen der "Zünfte, wird in manchen Ländern immer groß blei- "ben, wo der Landesherr, nach der Verfassung sie "nicht aufheben kann, wenn er auch wollte. In "den Preußischen Landen, wo man zum Besten der "Manufakturen schon außer den zünftigen Wollen- "und Seidenwebern auch unzünftige Arbeiter dieser "Art zuläßt*), wird die Sache schon leichter seyn,
"und
*) Dieß ist nicht ganz richtig. Auch in den Manu-
faktu-
„ſelbſt zu; aber er ſoll voͤllig frey arbeiten, und noch „Freyjahre von Abgaben und Unterſtuͤtzungen ge- „nießen. Aber ſcheint es nicht, als wenn man hier „mit der beſten Abſicht eine Ungerechtigkeit begehe, „wenn man dieſe neue Ankoͤmmlinge beſſer ſetzen woll- „te, als die alten Buͤrger? Was oben wegen der „doppelten Feſttage und theurer Bekoͤſtigung geſagt „iſt, tritt nun bey dem juͤdiſchen Meiſter in vollem „Maaße ein. Ein großer Meiſter, der viele Arbeiten „uͤbernimmt, kann er ohnehin nicht werden. Dazu „gehoͤrt bey den meiſten Handwerken, die Einrich- „tung des Wanderns der Geſellen, wodurch er deren „mehr oder weniger nach Maaßgabe der Arbeit erhal- „ten kann. Chriſtliche Geſellen werden nicht leicht „bey ihm arbeiten. Alſo wird Jude unter Juden „bleiben, ihre Nationalabſonderung wird bleiben. „Und die Schwierigkeit wegen der Gerechtſamen der „Zuͤnfte, wird in manchen Laͤndern immer groß blei- „ben, wo der Landesherr, nach der Verfaſſung ſie „nicht aufheben kann, wenn er auch wollte. In „den Preußiſchen Landen, wo man zum Beſten der „Manufakturen ſchon außer den zuͤnftigen Wollen- „und Seidenwebern auch unzuͤnftige Arbeiter dieſer „Art zulaͤßt*), wird die Sache ſchon leichter ſeyn,
„und
*) Dieß iſt nicht ganz richtig. Auch in den Manu-
faktu-
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„ſelbſt zu; aber er ſoll voͤllig frey arbeiten, und noch
„Freyjahre von Abgaben und Unterſtuͤtzungen ge-
„nießen. Aber ſcheint es nicht, als wenn man hier
„mit der beſten Abſicht eine Ungerechtigkeit begehe,
„wenn man dieſe neue Ankoͤmmlinge beſſer ſetzen woll-
„te, als die alten Buͤrger? Was oben wegen der
„doppelten Feſttage und theurer Bekoͤſtigung geſagt
„iſt, tritt nun bey dem juͤdiſchen Meiſter in vollem
„Maaße ein. Ein großer Meiſter, der viele Arbeiten
„uͤbernimmt, kann er ohnehin nicht werden. Dazu
„gehoͤrt bey den meiſten Handwerken, die Einrich-
„tung des Wanderns der Geſellen, wodurch er deren
„mehr oder weniger nach Maaßgabe der Arbeit erhal-
„ten kann. Chriſtliche Geſellen werden nicht leicht
„bey ihm arbeiten. Alſo wird Jude unter Juden
„bleiben, ihre Nationalabſonderung wird bleiben.
„Und die Schwierigkeit wegen der Gerechtſamen der
„Zuͤnfte, wird in manchen Laͤndern immer groß blei-
„ben, wo der Landesherr, nach der Verfaſſung ſie
„nicht aufheben kann, wenn er auch wollte. In
„den Preußiſchen Landen, wo man zum Beſten der
„Manufakturen ſchon außer den zuͤnftigen Wollen-
„und Seidenwebern auch unzuͤnftige Arbeiter dieſer
„Art zulaͤßt *), wird die Sache ſchon leichter ſeyn,
„und
*) Dieß iſt nicht ganz richtig. Auch in den Manu-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/277>, abgerufen am 27.11.2024.
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