thätig und a[u]fgeklärt, auf die beständige Erhöhung ihres Wohlstandes gerichtet ist, sollte auch in diesen Ländern der Ackerbau schon zu der Vollkommenheit gebracht seyn, deren er fähig wäre? Werden in diesen Landen schon alle Producte erzeugt, die der verständi- ge Bearbeiter dem Boden ablocken könnte? werden diese Producte in der möglichsten Menge und Voll- kommenheit hervorgebracht? trägt jeder Boden das, was nach allen Verhältnissen ihm zu entziehn der größte Vortheil wäre? ist jedes von Natur nicht fruchtbare Grundstück durch Kunst so verbessert, als es zu werden empfänglich ist? -- wo ist das Land, wel- ches dieses stolzesten Ruhms sich rühmen könnte? und wo ist also das, welches Hände, die seinen Landbau erweitern und erhöhen wollen, abweisen, welches sie nicht dankbar einladen dürfte? So lan- ge noch nicht alles Land, in der Vollkommenheit be- arbeitet ist, wie es beym Gartenbau geschieht, we- nigstens so lange es nicht alle Producte hervorbringt, welche die größtmöglichste Bevölkerung, deren er fä- hig ist, und alle erreichbare Handelsverhältnisse kon- sumiren können; so lange hat ein Staat auch noch nicht seinen Landbau zu einer unüberschreitbaren Stu- fe von Vollkommenheit erhöhet. Und mit Sicher- heit kann ich behaupten, daß noch kein Staat in
Europa
thaͤtig und a[u]fgeklaͤrt, auf die beſtaͤndige Erhoͤhung ihres Wohlſtandes gerichtet iſt, ſollte auch in dieſen Laͤndern der Ackerbau ſchon zu der Vollkommenheit gebracht ſeyn, deren er faͤhig waͤre? Werden in dieſen Landen ſchon alle Producte erzeugt, die der verſtaͤndi- ge Bearbeiter dem Boden ablocken koͤnnte? werden dieſe Producte in der moͤglichſten Menge und Voll- kommenheit hervorgebracht? traͤgt jeder Boden das, was nach allen Verhaͤltniſſen ihm zu entziehn der groͤßte Vortheil waͤre? iſt jedes von Natur nicht fruchtbare Grundſtuͤck durch Kunſt ſo verbeſſert, als es zu werden empfaͤnglich iſt? — wo iſt das Land, wel- ches dieſes ſtolzeſten Ruhms ſich ruͤhmen koͤnnte? und wo iſt alſo das, welches Haͤnde, die ſeinen Landbau erweitern und erhoͤhen wollen, abweiſen, welches ſie nicht dankbar einladen duͤrfte? So lan- ge noch nicht alles Land, in der Vollkommenheit be- arbeitet iſt, wie es beym Gartenbau geſchieht, we- nigſtens ſo lange es nicht alle Producte hervorbringt, welche die groͤßtmoͤglichſte Bevoͤlkerung, deren er faͤ- hig iſt, und alle erreichbare Handelsverhaͤltniſſe kon- ſumiren koͤnnen; ſo lange hat ein Staat auch noch nicht ſeinen Landbau zu einer unuͤberſchreitbaren Stu- fe von Vollkommenheit erhoͤhet. Und mit Sicher- heit kann ich behaupten, daß noch kein Staat in
Europa
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thaͤtig und aufgeklaͤrt, auf die beſtaͤndige Erhoͤhung
ihres Wohlſtandes gerichtet iſt, ſollte auch in dieſen
Laͤndern der Ackerbau ſchon zu der Vollkommenheit
gebracht ſeyn, deren er faͤhig waͤre? Werden in dieſen
Landen ſchon alle Producte erzeugt, die der verſtaͤndi-
ge Bearbeiter dem Boden ablocken koͤnnte? werden
dieſe Producte in der moͤglichſten Menge und Voll-
kommenheit hervorgebracht? traͤgt jeder Boden das,
was nach allen Verhaͤltniſſen ihm zu entziehn der
groͤßte Vortheil waͤre? iſt jedes von Natur nicht
fruchtbare Grundſtuͤck durch Kunſt ſo verbeſſert, als
es zu werden empfaͤnglich iſt? — wo iſt das Land, wel-
ches dieſes ſtolzeſten Ruhms ſich ruͤhmen koͤnnte?
und wo iſt alſo das, welches Haͤnde, die ſeinen
Landbau erweitern und erhoͤhen wollen, abweiſen,
welches ſie nicht dankbar einladen duͤrfte? So lan-
ge noch nicht alles Land, in der Vollkommenheit be-
arbeitet iſt, wie es beym Gartenbau geſchieht, we-
nigſtens ſo lange es nicht alle Producte hervorbringt,
welche die groͤßtmoͤglichſte Bevoͤlkerung, deren er faͤ-
hig iſt, und alle erreichbare Handelsverhaͤltniſſe kon-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/261>, abgerufen am 18.12.2024.
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