Staat, um nicht zu verlieren, vorzügliche Kenntnisse und Erfahrung im Landbau bey dem Ausführer fo- dern muß, der den Vorzug verdiene, welcher sie be- sitzt und der Jude, der guten Willen nicht mit nö- thiger Kenntniß vereint, wenn er zu solchen Versuchen sich drängen wollte, abgewiesen werden müßte, ver- steht sich von selbst.
Mich dünkt, bey diesen genauen, nicht in Will- kühr sondern in der Natur der Sache liegenden Be- stimmungen, dürfen die bisherigen Besitzer des Lan- des im mindsten nicht besorgen, durch die den Ju- den auch ertheilte bloße Fähigkeit, Land zu bauen, verdrängt oder auf einige Weise gefährdet zu werden. Heißt das dem Ackerbau schaden, wenn man die Zahl derer, die ihn treiben können, vergrößert? wird den itzigen Besitzern der Grundstücke dadurch leyd gethan, wenn sich Mehrere finden, die sie ihnen abkaufen oder pachten können? Muß nicht die vermehrte Concurrenz die wohlthätige Folge haben, den Werth liegender Gründe zu erhöhen? wird nicht die größere Zahl Hän- de, die mit der Cultur zu beschäftigen sich drängen, sie zu höherer Vollkommenheit leiten? Ist hier nicht bloß der Vortheil für Staat und einzelne zu erwar- ten, den zunehmende Bevölkerung überall gewährt? Diese Folgen fließen so natürlich ab, die Richtigkeit
dieser
Staat, um nicht zu verlieren, vorzuͤgliche Kenntniſſe und Erfahrung im Landbau bey dem Ausfuͤhrer fo- dern muß, der den Vorzug verdiene, welcher ſie be- ſitzt und der Jude, der guten Willen nicht mit noͤ- thiger Kenntniß vereint, wenn er zu ſolchen Verſuchen ſich draͤngen wollte, abgewieſen werden muͤßte, ver- ſteht ſich von ſelbſt.
Mich duͤnkt, bey dieſen genauen, nicht in Will- kuͤhr ſondern in der Natur der Sache liegenden Be- ſtimmungen, duͤrfen die bisherigen Beſitzer des Lan- des im mindſten nicht beſorgen, durch die den Ju- den auch ertheilte bloße Faͤhigkeit, Land zu bauen, verdraͤngt oder auf einige Weiſe gefaͤhrdet zu werden. Heißt das dem Ackerbau ſchaden, wenn man die Zahl derer, die ihn treiben koͤnnen, vergroͤßert? wird den itzigen Beſitzern der Grundſtuͤcke dadurch leyd gethan, wenn ſich Mehrere finden, die ſie ihnen abkaufen oder pachten koͤnnen? Muß nicht die vermehrte Concurrenz die wohlthaͤtige Folge haben, den Werth liegender Gruͤnde zu erhoͤhen? wird nicht die groͤßere Zahl Haͤn- de, die mit der Cultur zu beſchaͤftigen ſich draͤngen, ſie zu hoͤherer Vollkommenheit leiten? Iſt hier nicht bloß der Vortheil fuͤr Staat und einzelne zu erwar- ten, den zunehmende Bevoͤlkerung uͤberall gewaͤhrt? Dieſe Folgen fließen ſo natuͤrlich ab, die Richtigkeit
dieſer
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Staat, um nicht zu verlieren, vorzuͤgliche Kenntniſſe
und Erfahrung im Landbau bey dem Ausfuͤhrer fo-
dern muß, der den Vorzug verdiene, welcher ſie be-
ſitzt und der Jude, der guten Willen nicht mit noͤ-
thiger Kenntniß vereint, wenn er zu ſolchen Verſuchen
ſich draͤngen wollte, abgewieſen werden muͤßte, ver-
ſteht ſich von ſelbſt.
Mich duͤnkt, bey dieſen genauen, nicht in Will-
kuͤhr ſondern in der Natur der Sache liegenden Be-
ſtimmungen, duͤrfen die bisherigen Beſitzer des Lan-
des im mindſten nicht beſorgen, durch die den Ju-
den auch ertheilte bloße Faͤhigkeit, Land zu bauen,
verdraͤngt oder auf einige Weiſe gefaͤhrdet zu werden.
Heißt das dem Ackerbau ſchaden, wenn man die Zahl
derer, die ihn treiben koͤnnen, vergroͤßert? wird den
itzigen Beſitzern der Grundſtuͤcke dadurch leyd gethan,
wenn ſich Mehrere finden, die ſie ihnen abkaufen oder
pachten koͤnnen? Muß nicht die vermehrte Concurrenz
die wohlthaͤtige Folge haben, den Werth liegender
Gruͤnde zu erhoͤhen? wird nicht die groͤßere Zahl Haͤn-
de, die mit der Cultur zu beſchaͤftigen ſich draͤngen, ſie
zu hoͤherer Vollkommenheit leiten? Iſt hier nicht
bloß der Vortheil fuͤr Staat und einzelne zu erwar-
ten, den zunehmende Bevoͤlkerung uͤberall gewaͤhrt?
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/258>, abgerufen am 18.12.2024.
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