Merkwürdig ist es, daß gerade eben die Vor- würfe, welche man itzt den Juden macht, auch von den Gegnern der Christen, so lange diese noch nicht die größere Zahl ausmachten, gebraucht wurden, um zu beweisen, daß das Christenthum mit dem Zwecke und Wohl des Staats unverträglich sey. So wenig auch noch diese Schriften der Gegner unver- fälscht erhalten sind, so finden wir doch selbst bey den ältesten und angesehensten Lehrern der ersten Christen und in den Vertheidigungsschriften gegen jene Geg- ner Beweise genug, daß diese Vorwürfe nicht unge- gründet waren. Man erlaube mir hievon nur ei- nige Beyspiele anzuführen, welche für die meisten Leser immer die stärkste Beweiskraft haben, und am fähigsten sind, ihnen allgemeine Wahrheiten deutlicher aufzuhellen.
Ist irgend ein religiöser Grundsatz sowohl dem Interesse der Menschheit überhaupt, als besonders der bürgerlichen Gesellschaft gerade zuwider, so ist es un- streitig der, wenn irgend eine Parthey von der Wahr- heit ihrer Meynungen sich so fest überzeugt hält, daß sie nicht nur deshalb alle Andersdenkende mit Ver- achtung und Abneigung betrachtet, sondern dieselben sogar verdammt, und die Glückseeligkeit des künfti- gen Lebens, das Wohlgefallen der Gottheit ausschließ-
lich
Merkwuͤrdig iſt es, daß gerade eben die Vor- wuͤrfe, welche man itzt den Juden macht, auch von den Gegnern der Chriſten, ſo lange dieſe noch nicht die groͤßere Zahl ausmachten, gebraucht wurden, um zu beweiſen, daß das Chriſtenthum mit dem Zwecke und Wohl des Staats unvertraͤglich ſey. So wenig auch noch dieſe Schriften der Gegner unver- faͤlſcht erhalten ſind, ſo finden wir doch ſelbſt bey den aͤlteſten und angeſehenſten Lehrern der erſten Chriſten und in den Vertheidigungsſchriften gegen jene Geg- ner Beweiſe genug, daß dieſe Vorwuͤrfe nicht unge- gruͤndet waren. Man erlaube mir hievon nur ei- nige Beyſpiele anzufuͤhren, welche fuͤr die meiſten Leſer immer die ſtaͤrkſte Beweiskraft haben, und am faͤhigſten ſind, ihnen allgemeine Wahrheiten deutlicher aufzuhellen.
Iſt irgend ein religioͤſer Grundſatz ſowohl dem Intereſſe der Menſchheit uͤberhaupt, als beſonders der buͤrgerlichen Geſellſchaft gerade zuwider, ſo iſt es un- ſtreitig der, wenn irgend eine Parthey von der Wahr- heit ihrer Meynungen ſich ſo feſt uͤberzeugt haͤlt, daß ſie nicht nur deshalb alle Andersdenkende mit Ver- achtung und Abneigung betrachtet, ſondern dieſelben ſogar verdammt, und die Gluͤckſeeligkeit des kuͤnfti- gen Lebens, das Wohlgefallen der Gottheit ausſchließ-
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Merkwuͤrdig iſt es, daß gerade eben die Vor-
wuͤrfe, welche man itzt den Juden macht, auch von
den Gegnern der Chriſten, ſo lange dieſe noch nicht
die groͤßere Zahl ausmachten, gebraucht wurden,
um zu beweiſen, daß das Chriſtenthum mit dem
Zwecke und Wohl des Staats unvertraͤglich ſey. So
wenig auch noch dieſe Schriften der Gegner unver-
faͤlſcht erhalten ſind, ſo finden wir doch ſelbſt bey den
aͤlteſten und angeſehenſten Lehrern der erſten Chriſten
und in den Vertheidigungsſchriften gegen jene Geg-
ner Beweiſe genug, daß dieſe Vorwuͤrfe nicht unge-
gruͤndet waren. Man erlaube mir hievon nur ei-
nige Beyſpiele anzufuͤhren, welche fuͤr die meiſten
Leſer immer die ſtaͤrkſte Beweiskraft haben, und
am faͤhigſten ſind, ihnen allgemeine Wahrheiten
deutlicher aufzuhellen.
Iſt irgend ein religioͤſer Grundſatz ſowohl dem
Intereſſe der Menſchheit uͤberhaupt, als beſonders der
buͤrgerlichen Geſellſchaft gerade zuwider, ſo iſt es un-
ſtreitig der, wenn irgend eine Parthey von der Wahr-
heit ihrer Meynungen ſich ſo feſt uͤberzeugt haͤlt, daß
ſie nicht nur deshalb alle Andersdenkende mit Ver-
achtung und Abneigung betrachtet, ſondern dieſelben
ſogar verdammt, und die Gluͤckſeeligkeit des kuͤnfti-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/197>, abgerufen am 22.11.2024.
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