Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.ben *). Ich gestehe daß ich es auch noch für gion *) Eine hieher gehörige Nachricht, die ich so eben in
den öffentlichen Blättern finde, ist so merkwür- dig und so niederschlagend, daß es wohl der Mühe verlohnen wird, einige Leser auf die innern Wider- sprüche derselben, welche sie für ächt zu halten nicht erlauben, aufmerksam zu machen. Nach derselben "sollen gewisse Bauern in Böhmen, "die man anfangs für eine Secte von Juden, Abra- "hamiten oder Adamiten genannt, und zuletzt für "Deisten, ausgegeben, nicht ferner in diesem Rei- "che geduldet, sondern von Haus und Hof vertrie- "ben, an die türkische Gränze verschickt, daselbst in "verschiedene Dörfer vertheilt und als Soldaten "gebraucht werden. Binnen acht Tagen sollen sie "sich erklären, ob sie bey dem falschen und unge- "rechten deistischem Glaubenbleiben oder entweder zu "dem alleinseeligmachenden katholischen Glauben "oder zu einer der andern rolerirten Religionen sich "bekennen wollen. Sollten sie sich erst nach diesem "Termin zu Letzterem entschliessen, soll es ihnen doch "nicht helfen, sondern sie müssen durchaus in dem "bestimmten kurzen Zeitraum sich erklären, oder "widri- ben *). Ich geſtehe daß ich es auch noch fuͤr gion *) Eine hieher gehoͤrige Nachricht, die ich ſo eben in
den oͤffentlichen Blaͤttern finde, iſt ſo merkwuͤr- dig und ſo niederſchlagend, daß es wohl der Muͤhe verlohnen wird, einige Leſer auf die innern Wider- ſpruͤche derſelben, welche ſie fuͤr aͤcht zu halten nicht erlauben, aufmerkſam zu machen. Nach derſelben „ſollen gewiſſe Bauern in Boͤhmen, „die man anfangs fuͤr eine Secte von Juden, Abra- „hamiten oder Adamiten genannt, und zuletzt fuͤr „Deiſten, ausgegeben, nicht ferner in dieſem Rei- „che geduldet, ſondern von Haus und Hof vertrie- „ben, an die tuͤrkiſche Graͤnze verſchickt, daſelbſt in „verſchiedene Doͤrfer vertheilt und als Soldaten „gebraucht werden. Binnen acht Tagen ſollen ſie „ſich erklaͤren, ob ſie bey dem falſchen und unge- „rechten deiſtiſchem Glaubenbleiben oder entweder zu „dem alleinſeeligmachenden katholiſchen Glauben „oder zu einer der andern rolerirten Religionen ſich „bekennen wollen. Sollten ſie ſich erſt nach dieſem „Termin zu Letzterem entſchlieſſen, ſoll es ihnen doch „nicht helfen, ſondern ſie muͤſſen durchaus in dem „beſtimmten kurzen Zeitraum ſich erklaͤren, oder „widri- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0190" n="182"/> ben <note xml:id="note-0190" next="#note-0191" place="foot" n="*)">Eine hieher gehoͤrige Nachricht, die ich ſo eben in<lb/> den oͤffentlichen Blaͤttern finde, iſt ſo merkwuͤr-<lb/> dig und ſo niederſchlagend, daß es wohl der Muͤhe<lb/> verlohnen wird, einige Leſer auf die innern Wider-<lb/> ſpruͤche derſelben, welche ſie fuͤr aͤcht zu halten<lb/> nicht erlauben, aufmerkſam zu machen. Nach<lb/> derſelben „ſollen gewiſſe Bauern in Boͤhmen,<lb/> „die man anfangs fuͤr eine Secte von Juden, Abra-<lb/> „hamiten oder Adamiten genannt, und zuletzt fuͤr<lb/> „Deiſten, ausgegeben, nicht ferner in dieſem Rei-<lb/> „che geduldet, ſondern von Haus und Hof vertrie-<lb/> „ben, an die tuͤrkiſche Graͤnze verſchickt, daſelbſt in<lb/> „verſchiedene Doͤrfer vertheilt und als Soldaten<lb/> „gebraucht werden. Binnen acht Tagen ſollen ſie<lb/> „ſich erklaͤren, ob ſie bey dem falſchen und unge-<lb/> „rechten deiſtiſchem Glaubenbleiben oder entweder zu<lb/> „dem <hi rendition="#fr">alleinſeeligmachenden</hi> katholiſchen Glauben<lb/> „oder zu einer der andern <hi rendition="#fr">rolerirten</hi> Religionen ſich<lb/> „bekennen wollen. Sollten ſie ſich erſt nach dieſem<lb/> „Termin zu Letzterem entſchlieſſen, ſoll es ihnen doch<lb/> „nicht helfen, ſondern ſie muͤſſen durchaus in dem<lb/> „beſtimmten kurzen Zeitraum ſich erklaͤren, oder<lb/> <fw place="bottom" type="catch">„widri-</fw></note>. Ich geſtehe daß ich es auch noch fuͤr<lb/> eine neue gluͤckliche Folge der beſſern Behandlung<lb/> der Juden halten wuͤrde, wenn dadurch die Zahl der<lb/> oͤffentlichen freyen Bekenner der natuͤrlichen Reli-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gion</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0190]
ben *). Ich geſtehe daß ich es auch noch fuͤr
eine neue gluͤckliche Folge der beſſern Behandlung
der Juden halten wuͤrde, wenn dadurch die Zahl der
oͤffentlichen freyen Bekenner der natuͤrlichen Reli-
gion
*) Eine hieher gehoͤrige Nachricht, die ich ſo eben in
den oͤffentlichen Blaͤttern finde, iſt ſo merkwuͤr-
dig und ſo niederſchlagend, daß es wohl der Muͤhe
verlohnen wird, einige Leſer auf die innern Wider-
ſpruͤche derſelben, welche ſie fuͤr aͤcht zu halten
nicht erlauben, aufmerkſam zu machen. Nach
derſelben „ſollen gewiſſe Bauern in Boͤhmen,
„die man anfangs fuͤr eine Secte von Juden, Abra-
„hamiten oder Adamiten genannt, und zuletzt fuͤr
„Deiſten, ausgegeben, nicht ferner in dieſem Rei-
„che geduldet, ſondern von Haus und Hof vertrie-
„ben, an die tuͤrkiſche Graͤnze verſchickt, daſelbſt in
„verſchiedene Doͤrfer vertheilt und als Soldaten
„gebraucht werden. Binnen acht Tagen ſollen ſie
„ſich erklaͤren, ob ſie bey dem falſchen und unge-
„rechten deiſtiſchem Glaubenbleiben oder entweder zu
„dem alleinſeeligmachenden katholiſchen Glauben
„oder zu einer der andern rolerirten Religionen ſich
„bekennen wollen. Sollten ſie ſich erſt nach dieſem
„Termin zu Letzterem entſchlieſſen, ſoll es ihnen doch
„nicht helfen, ſondern ſie muͤſſen durchaus in dem
„beſtimmten kurzen Zeitraum ſich erklaͤren, oder
„widri-
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