Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

te Drückung sie herabgewürdiget und ver-
derbt habe; daß allein ein entgegengesetztes,
der gesunden Vernunft und Menschlichkeit
gemäßes Verfahren sie zu bessern Menschen
und Bürgern machen könne; daß das Wohl
der bürgerlichen Gesellschaften erfodere, kei-
nen ihrer Glieder den Fleiß zu wehren und
die Wege des Erwerbs zu verschließen; daß
endlich verschiedene Grundsätze über die Glück-
seligkeit des künftigen Lebens nicht in die-
sem, bürgerliche Vorzüge und Lasten zu Fol-
gen haben müssen: dieß sind so natürliche und
einfache Wahrheiten, daß sie richtig verste-
hen und ihnen beystimmen, beynahe eins ist.
Indeß so geneigt man auch seyn mag, diese
Grundsätze im Allgemeinen zuzugeben, so ist
man doch einmal an die ihnen entgegengesetz-
ten Meynungen schon so lange gewöhnt,
und die denselben widersprechende Einrichtun-
gen scheinen so innigst in unsre ganze Ver-

fas-
A 5

te Druͤckung ſie herabgewuͤrdiget und ver-
derbt habe; daß allein ein entgegengeſetztes,
der geſunden Vernunft und Menſchlichkeit
gemaͤßes Verfahren ſie zu beſſern Menſchen
und Buͤrgern machen koͤnne; daß das Wohl
der buͤrgerlichen Geſellſchaften erfodere, kei-
nen ihrer Glieder den Fleiß zu wehren und
die Wege des Erwerbs zu verſchließen; daß
endlich verſchiedene Grundſaͤtze uͤber die Gluͤck-
ſeligkeit des kuͤnftigen Lebens nicht in die-
ſem, buͤrgerliche Vorzuͤge und Laſten zu Fol-
gen haben muͤſſen: dieß ſind ſo natuͤrliche und
einfache Wahrheiten, daß ſie richtig verſte-
hen und ihnen beyſtimmen, beynahe eins iſt.
Indeß ſo geneigt man auch ſeyn mag, dieſe
Grundſaͤtze im Allgemeinen zuzugeben, ſo iſt
man doch einmal an die ihnen entgegengeſetz-
ten Meynungen ſchon ſo lange gewoͤhnt,
und die denſelben widerſprechende Einrichtun-
gen ſcheinen ſo innigſt in unſre ganze Ver-

faſ-
A 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0017" n="9"/>
te Dru&#x0364;ckung &#x017F;ie herabgewu&#x0364;rdiget und ver-<lb/>
derbt habe; daß allein ein entgegenge&#x017F;etztes,<lb/>
der ge&#x017F;unden Vernunft und Men&#x017F;chlichkeit<lb/>
gema&#x0364;ßes Verfahren &#x017F;ie zu be&#x017F;&#x017F;ern Men&#x017F;chen<lb/>
und Bu&#x0364;rgern machen ko&#x0364;nne; daß das Wohl<lb/>
der bu&#x0364;rgerlichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften erfodere, kei-<lb/>
nen ihrer Glieder den Fleiß zu wehren und<lb/>
die Wege des Erwerbs zu ver&#x017F;chließen; daß<lb/>
endlich ver&#x017F;chiedene Grund&#x017F;a&#x0364;tze u&#x0364;ber die Glu&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;eligkeit des ku&#x0364;nftigen Lebens nicht in die-<lb/>
&#x017F;em, bu&#x0364;rgerliche Vorzu&#x0364;ge und La&#x017F;ten zu Fol-<lb/>
gen haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: dieß &#x017F;ind &#x017F;o natu&#x0364;rliche und<lb/>
einfache Wahrheiten, daß &#x017F;ie richtig ver&#x017F;te-<lb/>
hen und ihnen bey&#x017F;timmen, beynahe eins i&#x017F;t.<lb/>
Indeß &#x017F;o geneigt man auch &#x017F;eyn mag, die&#x017F;e<lb/>
Grund&#x017F;a&#x0364;tze im Allgemeinen zuzugeben, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
man doch einmal an die ihnen entgegenge&#x017F;etz-<lb/>
ten Meynungen &#x017F;chon &#x017F;o lange gewo&#x0364;hnt,<lb/>
und die den&#x017F;elben wider&#x017F;prechende Einrichtun-<lb/>
gen &#x017F;cheinen &#x017F;o innig&#x017F;t in un&#x017F;re ganze Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 5</fw><fw place="bottom" type="catch">fa&#x017F;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0017] te Druͤckung ſie herabgewuͤrdiget und ver- derbt habe; daß allein ein entgegengeſetztes, der geſunden Vernunft und Menſchlichkeit gemaͤßes Verfahren ſie zu beſſern Menſchen und Buͤrgern machen koͤnne; daß das Wohl der buͤrgerlichen Geſellſchaften erfodere, kei- nen ihrer Glieder den Fleiß zu wehren und die Wege des Erwerbs zu verſchließen; daß endlich verſchiedene Grundſaͤtze uͤber die Gluͤck- ſeligkeit des kuͤnftigen Lebens nicht in die- ſem, buͤrgerliche Vorzuͤge und Laſten zu Fol- gen haben muͤſſen: dieß ſind ſo natuͤrliche und einfache Wahrheiten, daß ſie richtig verſte- hen und ihnen beyſtimmen, beynahe eins iſt. Indeß ſo geneigt man auch ſeyn mag, dieſe Grundſaͤtze im Allgemeinen zuzugeben, ſo iſt man doch einmal an die ihnen entgegengeſetz- ten Meynungen ſchon ſo lange gewoͤhnt, und die denſelben widerſprechende Einrichtun- gen ſcheinen ſo innigſt in unſre ganze Ver- faſ- A 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/17
Zitationshilfe: Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/17>, abgerufen am 21.11.2024.