Ich wollte nicht Mitleiden für Jene erregen, nicht von diesen eine bessere Behandlung derselben erbit- ten, sondern zeigen, daß gesunde Vernunft und all- gemeine Menschlichkeit, so wie das Interesse der bür- gerlichen Gesellschaft, diese bessere Behandlung fo- dern. Diese Absicht, dünkte mich, war so deutlich angegeben, daß ich mir schmeichelte, man werde sie nicht verfehlen können. Es mußte mich daher aller- dings sehr befremden, wenn man zuweilen meine Schrift eine Rettung, Apologie der Juden nen- nen, und mich bloß für ihren Vertheidiger neh- men können. Und doch sagt schon der Titel meiner Schrift, daß ich nicht die itzigen Juden vertheidi- gen wollte, und ihr ganzer Inhalt, diesem Titul getreu, hat es nur damit zu thun: Ob und durch welche Mittel die Juden sitt- lich und politisch besser als sie itzt sind, wer- den können? Diese Frage setzt die itzige fehlerhafte Beschaffenheit der Juden voraus, und nur in dem einzigen Punkte ha- be ich diese vertheidigt, daß sie Menschen sind; fähig durch äussere Lage und Umstände (wie die un- ter denen sie bis itzt lebten,) verderbt und herabgewür- digt, und durch eine bessere Behandlung, wieder veredelt und zu guten und brauchbaren Gliedern der Gesellschaft erhoben zu werden.
Dieser
Ich wollte nicht Mitleiden fuͤr Jene erregen, nicht von dieſen eine beſſere Behandlung derſelben erbit- ten, ſondern zeigen, daß geſunde Vernunft und all- gemeine Menſchlichkeit, ſo wie das Intereſſe der buͤr- gerlichen Geſellſchaft, dieſe beſſere Behandlung fo- dern. Dieſe Abſicht, duͤnkte mich, war ſo deutlich angegeben, daß ich mir ſchmeichelte, man werde ſie nicht verfehlen koͤnnen. Es mußte mich daher aller- dings ſehr befremden, wenn man zuweilen meine Schrift eine Rettung, Apologie der Juden nen- nen, und mich bloß fuͤr ihren Vertheidiger neh- men koͤnnen. Und doch ſagt ſchon der Titel meiner Schrift, daß ich nicht die itzigen Juden vertheidi- gen wollte, und ihr ganzer Inhalt, dieſem Titul getreu, hat es nur damit zu thun: Ob und durch welche Mittel die Juden ſitt- lich und politiſch beſſer als ſie itzt ſind, wer- den koͤnnen? Dieſe Frage ſetzt die itzige fehlerhafte Beſchaffenheit der Juden voraus, und nur in dem einzigen Punkte ha- be ich dieſe vertheidigt, daß ſie Menſchen ſind; faͤhig durch aͤuſſere Lage und Umſtaͤnde (wie die un- ter denen ſie bis itzt lebten,) verderbt und herabgewuͤr- digt, und durch eine beſſere Behandlung, wieder veredelt und zu guten und brauchbaren Gliedern der Geſellſchaft erhoben zu werden.
Dieſer
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Ich wollte nicht Mitleiden fuͤr Jene erregen, nicht
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gemeine Menſchlichkeit, ſo wie das Intereſſe der buͤr-
gerlichen Geſellſchaft, dieſe beſſere Behandlung fo-
dern. Dieſe Abſicht, duͤnkte mich, war ſo deutlich
angegeben, daß ich mir ſchmeichelte, man werde ſie
nicht verfehlen koͤnnen. Es mußte mich daher aller-
dings ſehr befremden, wenn man zuweilen meine
Schrift eine Rettung, Apologie der Juden nen-
nen, und mich bloß fuͤr ihren Vertheidiger neh-
men koͤnnen. Und doch ſagt ſchon der Titel meiner
Schrift, daß ich nicht die itzigen Juden vertheidi-
gen wollte, und ihr ganzer Inhalt, dieſem Titul
getreu, hat es nur damit zu thun:
Ob und durch welche Mittel die Juden ſitt-
lich und politiſch beſſer als ſie itzt ſind, wer-
den koͤnnen?
Dieſe Frage ſetzt die itzige fehlerhafte Beſchaffenheit
der Juden voraus, und nur in dem einzigen Punkte ha-
be ich dieſe vertheidigt, daß ſie Menſchen ſind;
faͤhig durch aͤuſſere Lage und Umſtaͤnde (wie die un-
ter denen ſie bis itzt lebten,) verderbt und herabgewuͤr-
digt, und durch eine beſſere Behandlung, wieder
veredelt und zu guten und brauchbaren Gliedern der
Geſellſchaft erhoben zu werden.
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/160>, abgerufen am 24.11.2024.
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