Zeit zu Zeit nach politischen Convenienzien mehr und mehr überladene, jüdische Schulen dergestalt mit Recht oder Unrecht, blamirt, daß es sehr schwer halten wird, sie geradezu unseren bürgerli- chen Gesellschaften anzupassen. Dahin gehören be- sonders die ihnen Schuld gegebene Lehre von der Unverbindlichkeit der vor christlichen Obrigkeiten ge- schwornen Eide, und was die Cärimonien betrift, ihre Strenge in den Speisen, die zwar auf eine an sich lobenswürdige Nüchternheit und Mäßigkeit hin- ausläuft, aber auch den Juden in Stand setzt, den weniger nüchternen Christen im Handel zu über- schauen und zu überlisten, auch eine Lücke in der Consumtion des Staats macht, da der Jude sich den indirecten Auflagen durch seine grössere Mässig- keit und Sparsamkeit entzieht, auf eine Art, die zwar freilich nicht sträflich, aber doch auch dem Staate nicht nützlich ist.
Ist Ihnen bekannt, daß zu Heidingsfeld bey Würzburg eine eigene Jüden-Commune ist, die sehr gut fortkömmt und über deren Betragen weniger Klagen als über die unter den Christen vermischt woh- nende Juden gehört werden? Auch Fürth, wo be- kunntlich und wie Sie auch angeführt, die Juden zahlreich sind, und viele Freyheiten haben, ist einer
der
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Zeit zu Zeit nach politiſchen Convenienzien mehr und mehr uͤberladene, juͤdiſche Schulen dergeſtalt mit Recht oder Unrecht, blamirt, daß es ſehr ſchwer halten wird, ſie geradezu unſeren buͤrgerli- chen Geſellſchaften anzupaſſen. Dahin gehoͤren be- ſonders die ihnen Schuld gegebene Lehre von der Unverbindlichkeit der vor chriſtlichen Obrigkeiten ge- ſchwornen Eide, und was die Caͤrimonien betrift, ihre Strenge in den Speiſen, die zwar auf eine an ſich lobenswuͤrdige Nuͤchternheit und Maͤßigkeit hin- auslaͤuft, aber auch den Juden in Stand ſetzt, den weniger nuͤchternen Chriſten im Handel zu uͤber- ſchauen und zu uͤberliſten, auch eine Luͤcke in der Conſumtion des Staats macht, da der Jude ſich den indirecten Auflagen durch ſeine groͤſſere Maͤſſig- keit und Sparſamkeit entzieht, auf eine Art, die zwar freilich nicht ſtraͤflich, aber doch auch dem Staate nicht nuͤtzlich iſt.
Iſt Ihnen bekannt, daß zu Heidingsfeld bey Wuͤrzburg eine eigene Juͤden-Commune iſt, die ſehr gut fortkoͤmmt und uͤber deren Betragen weniger Klagen als uͤber die unter den Chriſten vermiſcht woh- nende Juden gehoͤrt werden? Auch Fuͤrth, wo be- kunntlich und wie Sie auch angefuͤhrt, die Juden zahlreich ſind, und viele Freyheiten haben, iſt einer
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Zeit zu Zeit nach politiſchen Convenienzien mehr
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mit Recht oder Unrecht, blamirt, daß es ſehr
ſchwer halten wird, ſie geradezu unſeren buͤrgerli-
chen Geſellſchaften anzupaſſen. Dahin gehoͤren be-
ſonders die ihnen Schuld gegebene Lehre von der
Unverbindlichkeit der vor chriſtlichen Obrigkeiten ge-
ſchwornen Eide, und was die Caͤrimonien betrift,
ihre Strenge in den Speiſen, die zwar auf eine an
ſich lobenswuͤrdige Nuͤchternheit und Maͤßigkeit hin-
auslaͤuft, aber auch den Juden in Stand ſetzt, den
weniger nuͤchternen Chriſten im Handel zu uͤber-
ſchauen und zu uͤberliſten, auch eine Luͤcke in der
Conſumtion des Staats macht, da der Jude ſich
den indirecten Auflagen durch ſeine groͤſſere Maͤſſig-
keit und Sparſamkeit entzieht, auf eine Art, die
zwar freilich nicht ſtraͤflich, aber doch auch dem
Staate nicht nuͤtzlich iſt.
Iſt Ihnen bekannt, daß zu Heidingsfeld bey
Wuͤrzburg eine eigene Juͤden-Commune iſt, die ſehr
gut fortkoͤmmt und uͤber deren Betragen weniger
Klagen als uͤber die unter den Chriſten vermiſcht woh-
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/121>, abgerufen am 26.11.2024.
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