er sich seinen Geschäften nicht entziehen. Ich hab' es aus der Erfahrung, daß die lebhaften Bauren bald ausgehaushaltert hatten, ihr unruhiger Geist riß sie von ihrer Arbeit weg, und durch Versäumen wurden sie immer eher arm, als durch Verschwen- dung. Der Jude kann durch nichts, als durch Ge- winnsucht zur Indüstrie angehalten werden, die Gewinnsucht pflanzten wir aber durch schwere Ab- gaben in ihn, und wenn wir ihm die erlassen; so dürfte die Indüstrie auch abnehmen. Der Jude als Jude betrachtet, kann sein Bauerngut nicht so hoch nutzen, als der Christ; ich nehme die einzige Schwei- nezucht, die ihm sein Gesetz untersagt, und die ei- nem Christen schon ein ehrliches aufwirft. Und wo- mit soll er seine Hausgenossen bey schwerer Arbeit ernähren? Nach unserer Verfassung, (und er soll doch mit uns vermischt leben,) würde er die Nah- rungsmittel weit theurer kaufen müssen, als der Christ, dem seine Schweine die nahrhaftesten und wohlfeilsten sind, der die Kuh und das Kalb ganz verzehren darf, und speiste er sein Gesinde schlechter, so würde er auch weniger Arbeit von ihm haben. Der Bauer kann ohne gemeinschaftliche Hülfe nicht bestehen, sein Nachbar muß ihm aushelfen und er dem Nachbaren. Der christliche Bauer wird sich
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er ſich ſeinen Geſchaͤften nicht entziehen. Ich hab’ es aus der Erfahrung, daß die lebhaften Bauren bald ausgehaushaltert hatten, ihr unruhiger Geiſt riß ſie von ihrer Arbeit weg, und durch Verſaͤumen wurden ſie immer eher arm, als durch Verſchwen- dung. Der Jude kann durch nichts, als durch Ge- winnſucht zur Induͤſtrie angehalten werden, die Gewinnſucht pflanzten wir aber durch ſchwere Ab- gaben in ihn, und wenn wir ihm die erlaſſen; ſo duͤrfte die Induͤſtrie auch abnehmen. Der Jude als Jude betrachtet, kann ſein Bauerngut nicht ſo hoch nutzen, als der Chriſt; ich nehme die einzige Schwei- nezucht, die ihm ſein Geſetz unterſagt, und die ei- nem Chriſten ſchon ein ehrliches aufwirft. Und wo- mit ſoll er ſeine Hausgenoſſen bey ſchwerer Arbeit ernaͤhren? Nach unſerer Verfaſſung, (und er ſoll doch mit uns vermiſcht leben,) wuͤrde er die Nah- rungsmittel weit theurer kaufen muͤſſen, als der Chriſt, dem ſeine Schweine die nahrhafteſten und wohlfeilſten ſind, der die Kuh und das Kalb ganz verzehren darf, und ſpeiſte er ſein Geſinde ſchlechter, ſo wuͤrde er auch weniger Arbeit von ihm haben. Der Bauer kann ohne gemeinſchaftliche Huͤlfe nicht beſtehen, ſein Nachbar muß ihm aushelfen und er dem Nachbaren. Der chriſtliche Bauer wird ſich
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er ſich ſeinen Geſchaͤften nicht entziehen. Ich hab’
es aus der Erfahrung, daß die lebhaften Bauren
bald ausgehaushaltert hatten, ihr unruhiger Geiſt
riß ſie von ihrer Arbeit weg, und durch Verſaͤumen
wurden ſie immer eher arm, als durch Verſchwen-
dung. Der Jude kann durch nichts, als durch Ge-
winnſucht zur Induͤſtrie angehalten werden, die
Gewinnſucht pflanzten wir aber durch ſchwere Ab-
gaben in ihn, und wenn wir ihm die erlaſſen; ſo
duͤrfte die Induͤſtrie auch abnehmen. Der Jude als
Jude betrachtet, kann ſein Bauerngut nicht ſo hoch
nutzen, als der Chriſt; ich nehme die einzige Schwei-
nezucht, die ihm ſein Geſetz unterſagt, und die ei-
nem Chriſten ſchon ein ehrliches aufwirft. Und wo-
mit ſoll er ſeine Hausgenoſſen bey ſchwerer Arbeit
ernaͤhren? Nach unſerer Verfaſſung, (und er ſoll
doch mit uns vermiſcht leben,) wuͤrde er die Nah-
rungsmittel weit theurer kaufen muͤſſen, als der
Chriſt, dem ſeine Schweine die nahrhafteſten und
wohlfeilſten ſind, der die Kuh und das Kalb ganz
verzehren darf, und ſpeiſte er ſein Geſinde ſchlechter,
ſo wuͤrde er auch weniger Arbeit von ihm haben.
Der Bauer kann ohne gemeinſchaftliche Huͤlfe nicht
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/109>, abgerufen am 22.11.2024.
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