wegen ausrotten, weil sie keine Christen sind? Wa- rum läßt sie aber Gott leben? Ja, sagt ihr, aber Gott drückt sie auch um ihres Herzens Härtigkeit wil- len? Nein Freunde! das thut nicht Gott, sondern Menschen thun es, und viele unter ihnen glauben, daß sie Gott einen Dienst daran thun. Aber sie hassen doch die Christen. Freylich, wenn wir's darnach machen, nicht aber, weil wir Christen sind. Und laßt sie es auch aus Sectirerey thun -- wer hebt den ersten Stein auf? Man giebt ihnen Schuld, daß sie Christen Kinder ermorden und ihnen das Blut aussaugen. Aber wer kann mir ein einziges Beyspiel davon zeigen? Pfui, solcher Fabeln sollten wir uns doch endlich einmal schämen! Sie nehmen den Christen die Nahrung weg. Meynt ihr, daß sie nicht eben so gut einen Magen hätten, als ihr? Oder glaubt ihr etwa, daß Gott die Erde blos für Christen erschaffen hätte? In dem Falle würde er schon selbst dafür sorgen, daß sie nicht da wären. Die Erde ist allenthalben des Herrn, die Juden sind sowohl seine Geschöpfe als wir; er hat, dächt' ich, also auch das Recht, da er sie gemacht hat, sie zu erhalten -- oder siehest du darum so scheel, daß er so gütig ist?
Wie
G
wegen ausrotten, weil ſie keine Chriſten ſind? Wa- rum laͤßt ſie aber Gott leben? Ja, ſagt ihr, aber Gott druͤckt ſie auch um ihres Herzens Haͤrtigkeit wil- len? Nein Freunde! das thut nicht Gott, ſondern Menſchen thun es, und viele unter ihnen glauben, daß ſie Gott einen Dienſt daran thun. Aber ſie haſſen doch die Chriſten. Freylich, wenn wir’s darnach machen, nicht aber, weil wir Chriſten ſind. Und laßt ſie es auch aus Sectirerey thun — wer hebt den erſten Stein auf? Man giebt ihnen Schuld, daß ſie Chriſten Kinder ermorden und ihnen das Blut ausſaugen. Aber wer kann mir ein einziges Beyſpiel davon zeigen? Pfui, ſolcher Fabeln ſollten wir uns doch endlich einmal ſchaͤmen! Sie nehmen den Chriſten die Nahrung weg. Meynt ihr, daß ſie nicht eben ſo gut einen Magen haͤtten, als ihr? Oder glaubt ihr etwa, daß Gott die Erde blos fuͤr Chriſten erſchaffen haͤtte? In dem Falle wuͤrde er ſchon ſelbſt dafuͤr ſorgen, daß ſie nicht da waͤren. Die Erde iſt allenthalben des Herrn, die Juden ſind ſowohl ſeine Geſchoͤpfe als wir; er hat, daͤcht’ ich, alſo auch das Recht, da er ſie gemacht hat, ſie zu erhalten — oder ſieheſt du darum ſo ſcheel, daß er ſo guͤtig iſt?
Wie
G
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wegen ausrotten, weil ſie keine Chriſten ſind? Wa-
rum laͤßt ſie aber Gott leben? Ja, ſagt ihr, aber
Gott druͤckt ſie auch um ihres Herzens Haͤrtigkeit wil-
len? Nein Freunde! das thut nicht Gott, ſondern
Menſchen thun es, und viele unter ihnen glauben,
daß ſie Gott einen Dienſt daran thun. Aber ſie
haſſen doch die Chriſten. Freylich, wenn wir’s
darnach machen, nicht aber, weil wir Chriſten
ſind. Und laßt ſie es auch aus Sectirerey thun
— wer hebt den erſten Stein auf? Man giebt
ihnen Schuld, daß ſie Chriſten Kinder ermorden
und ihnen das Blut ausſaugen. Aber wer kann mir
ein einziges Beyſpiel davon zeigen? Pfui, ſolcher
Fabeln ſollten wir uns doch endlich einmal ſchaͤmen!
Sie nehmen den Chriſten die Nahrung weg. Meynt
ihr, daß ſie nicht eben ſo gut einen Magen haͤtten,
als ihr? Oder glaubt ihr etwa, daß Gott die Erde
blos fuͤr Chriſten erſchaffen haͤtte? In dem Falle
wuͤrde er ſchon ſelbſt dafuͤr ſorgen, daß ſie nicht da
waͤren. Die Erde iſt allenthalben des Herrn, die
Juden ſind ſowohl ſeine Geſchoͤpfe als wir; er hat,
daͤcht’ ich, alſo auch das Recht, da er ſie gemacht
hat, ſie zu erhalten — oder ſieheſt du darum ſo
ſcheel, daß er ſo guͤtig iſt?
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Dohm, Christian Conrad Wilhelm von: Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. T. 2. Berlin u. a., 1783, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_juden02_1783/105>, abgerufen am 22.11.2024.
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