Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

pantoffels, und ihre Züge verrathen Unmuth, wenn sie
den Augenblick verpaßt, wo die Waschfrau die ver-
brecherische Lauge in's Wasser zu gießen liebt.

An heißen Nachmittagen, wenn Auguste nicht anders
glaubt, als daß Madame träumend auf sanftem Pfühle
ruht, schreckt die Nimmerrastende ahnungsvoll vom Sopha
empor. Ein Bild stellt sich ihrem Geiste dar. Welch
ein Bild!

Auguste in einem unaufgewaschenen Chaos von
Töpfen, Tigeln, Tellern und Speiseresten, auf einem
Schemel sitzend und - nickend! Geräuschlos stürzt sie
in die Küche, dies Mal hofft sie die Tagediebin, die
Duselliese "in flagranti" zu ertappen. Das "Ertappen"
gehört überhaupt zu den glücklichsten Augenblicken der
Hausfrau.

Die Methode des "Hinterherseins" muß ich als eine
verwerfliche bezeichnen. Zuvörderst, weil sie ganz und
gar unpraktisch ist.

Madame - ob das Mädchen ihre Sache schlecht oder
gut macht, das sehen Sie, auch ohne das arme Wurm
beständig mit ihrer Gegenwart zu erschrecken und zu
incommodiren. Sie sehen es, wenn sie gelegentlich die
Zimmer und Wirthschaftsräume passiren, insofern Sie
überhaupt Sinn für Ordnung haben.

Glauben Sie mir, ein Mädchen, bei dem Anfangs

pantoffels, und ihre Züge verrathen Unmuth, wenn sie
den Augenblick verpaßt, wo die Waschfrau die ver-
brecherische Lauge in's Wasser zu gießen liebt.

An heißen Nachmittagen, wenn Auguste nicht anders
glaubt, als daß Madame träumend auf sanftem Pfühle
ruht, schreckt die Nimmerrastende ahnungsvoll vom Sopha
empor. Ein Bild stellt sich ihrem Geiste dar. Welch
ein Bild!

Auguste in einem unaufgewaschenen Chaos von
Töpfen, Tigeln, Tellern und Speiseresten, auf einem
Schemel sitzend und – nickend! Geräuschlos stürzt sie
in die Küche, dies Mal hofft sie die Tagediebin, die
Duselliese „in flagranti‟ zu ertappen. Das „Ertappen‟
gehört überhaupt zu den glücklichsten Augenblicken der
Hausfrau.

Die Methode des „Hinterherseins‟ muß ich als eine
verwerfliche bezeichnen. Zuvörderst, weil sie ganz und
gar unpraktisch ist.

Madame – ob das Mädchen ihre Sache schlecht oder
gut macht, das sehen Sie, auch ohne das arme Wurm
beständig mit ihrer Gegenwart zu erschrecken und zu
incommodiren. Sie sehen es, wenn sie gelegentlich die
Zimmer und Wirthschaftsräume passiren, insofern Sie
überhaupt Sinn für Ordnung haben.

Glauben Sie mir, ein Mädchen, bei dem Anfangs

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0072" n="64"/>
pantoffels, und ihre Züge verrathen Unmuth, wenn sie<lb/>
den Augenblick verpaßt, wo die Waschfrau die ver-<lb/>
brecherische Lauge in's Wasser zu gießen liebt.</p><lb/>
            <p>An heißen Nachmittagen, wenn Auguste nicht anders<lb/>
glaubt, als daß Madame träumend auf sanftem Pfühle<lb/>
ruht, schreckt die Nimmerrastende ahnungsvoll vom Sopha<lb/>
empor. Ein Bild stellt sich ihrem Geiste dar. Welch<lb/>
ein Bild!</p><lb/>
            <p>Auguste in einem unaufgewaschenen Chaos von<lb/>
Töpfen, Tigeln, Tellern und Speiseresten, auf einem<lb/>
Schemel sitzend und &#x2013; nickend! Geräuschlos stürzt sie<lb/>
in die Küche, dies Mal hofft sie die Tagediebin, die<lb/>
Duselliese &#x201E;<hi rendition="#aq">in flagranti</hi>&#x201F; zu ertappen. Das &#x201E;Ertappen&#x201F;<lb/>
gehört überhaupt zu den glücklichsten Augenblicken der<lb/>
Hausfrau.</p><lb/>
            <p>Die Methode des &#x201E;Hinterherseins&#x201F; muß ich als eine<lb/>
verwerfliche bezeichnen. Zuvörderst, weil sie ganz und<lb/>
gar unpraktisch ist.</p><lb/>
            <p>Madame &#x2013; ob das Mädchen ihre Sache schlecht oder<lb/>
gut macht, das sehen Sie, auch ohne das arme Wurm<lb/>
beständig mit ihrer Gegenwart zu erschrecken und zu<lb/>
incommodiren. Sie sehen es, wenn sie gelegentlich die<lb/>
Zimmer und Wirthschaftsräume passiren, insofern Sie<lb/>
überhaupt Sinn für Ordnung haben.</p><lb/>
            <p>Glauben Sie mir, ein Mädchen, bei dem Anfangs<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0072] pantoffels, und ihre Züge verrathen Unmuth, wenn sie den Augenblick verpaßt, wo die Waschfrau die ver- brecherische Lauge in's Wasser zu gießen liebt. An heißen Nachmittagen, wenn Auguste nicht anders glaubt, als daß Madame träumend auf sanftem Pfühle ruht, schreckt die Nimmerrastende ahnungsvoll vom Sopha empor. Ein Bild stellt sich ihrem Geiste dar. Welch ein Bild! Auguste in einem unaufgewaschenen Chaos von Töpfen, Tigeln, Tellern und Speiseresten, auf einem Schemel sitzend und – nickend! Geräuschlos stürzt sie in die Küche, dies Mal hofft sie die Tagediebin, die Duselliese „in flagranti‟ zu ertappen. Das „Ertappen‟ gehört überhaupt zu den glücklichsten Augenblicken der Hausfrau. Die Methode des „Hinterherseins‟ muß ich als eine verwerfliche bezeichnen. Zuvörderst, weil sie ganz und gar unpraktisch ist. Madame – ob das Mädchen ihre Sache schlecht oder gut macht, das sehen Sie, auch ohne das arme Wurm beständig mit ihrer Gegenwart zu erschrecken und zu incommodiren. Sie sehen es, wenn sie gelegentlich die Zimmer und Wirthschaftsräume passiren, insofern Sie überhaupt Sinn für Ordnung haben. Glauben Sie mir, ein Mädchen, bei dem Anfangs

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-07-10T17:06:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-07-10T17:06:15Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/72
Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Jesuitismus im Hausstande. Berlin, 1873, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_jesuitismus_1873/72>, abgerufen am 12.12.2024.